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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

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V. (Nach einer Pause, lachend) "Daß ich mich als Ochse
betrügen
lassen soll!" Auch gut!

R. (Einstimmend) Sehr gut, was ich da gesagt! Das
hatt' ich erst ganz überhört! --




Wir sind eigentlich, wie wir sein möchten, und nicht so,
wie wir sind.



Widersprechen ist nicht widerlegen! Möcht' ich oft erwie-
dern; aber ich schweige dann ganz, weil das Widersprechen
kein Ende nähme.



Ich habe schon manchmal eine Vorstellung von Heilig
gehabt; schon Augenblicke, in denen ich wußte, was das ist:
Heilig. Erhaben über allen Wandel, rein absolut, uner-
reichbar.



Unterpfand.

Da mir durch den dunklen Mutterleib geholfen ward,
so habe ich alle Hoffnung.



Unser ganzes Lebenselement ist verwirrt.

Wir machen die Jugend klug, das heißt alt. Wir rau-
ben ihr den Genuß; vertilgen die Hoffnungen; was schadet
es, wenn sie falsch sind? die man gar nicht hat, sind gewiß

V. (Nach einer Pauſe, lachend) „Daß ich mich als Ochſe
betrügen
laſſen ſoll!“ Auch gut!

R. (Einſtimmend) Sehr gut, was ich da geſagt! Das
hatt’ ich erſt ganz überhört! —




Wir ſind eigentlich, wie wir ſein möchten, und nicht ſo,
wie wir ſind.



Widerſprechen iſt nicht widerlegen! Möcht’ ich oft erwie-
dern; aber ich ſchweige dann ganz, weil das Widerſprechen
kein Ende nähme.



Ich habe ſchon manchmal eine Vorſtellung von Heilig
gehabt; ſchon Augenblicke, in denen ich wußte, was das iſt:
Heilig. Erhaben über allen Wandel, rein abſolut, uner-
reichbar.



Unterpfand.

Da mir durch den dunklen Mutterleib geholfen ward,
ſo habe ich alle Hoffnung.



Unſer ganzes Lebenselement iſt verwirrt.

Wir machen die Jugend klug, das heißt alt. Wir rau-
ben ihr den Genuß; vertilgen die Hoffnungen; was ſchadet
es, wenn ſie falſch ſind? die man gar nicht hat, ſind gewiß

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[203/0211] V. (Nach einer Pauſe, lachend) „Daß ich mich als Ochſe betrügen laſſen ſoll!“ Auch gut! R. (Einſtimmend) Sehr gut, was ich da geſagt! Das hatt’ ich erſt ganz überhört! — Dienstag, den 18. Mai 1825. Wir ſind eigentlich, wie wir ſein möchten, und nicht ſo, wie wir ſind. Widerſprechen iſt nicht widerlegen! Möcht’ ich oft erwie- dern; aber ich ſchweige dann ganz, weil das Widerſprechen kein Ende nähme. Ich habe ſchon manchmal eine Vorſtellung von Heilig gehabt; ſchon Augenblicke, in denen ich wußte, was das iſt: Heilig. Erhaben über allen Wandel, rein abſolut, uner- reichbar. Unterpfand. Da mir durch den dunklen Mutterleib geholfen ward, ſo habe ich alle Hoffnung. Unſer ganzes Lebenselement iſt verwirrt. Wir machen die Jugend klug, das heißt alt. Wir rau- ben ihr den Genuß; vertilgen die Hoffnungen; was ſchadet es, wenn ſie falſch ſind? die man gar nicht hat, ſind gewiß

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/211>, abgerufen am 21.11.2024.