bin der Kampfplatz, und meine ganze Lebenssaat ist endlich davon fast aufgezehrt, zerstört, und hin. Dies fühle ich viele viele Jahre nun schon mit gesteigertem Bewußtsein! Und nun, herrlicher "Arzt des Leibs und der Seele!" werden Sie dies lange Datum verstehn und verzeihen. Auch wird es Ihnen erklären, warum ich nicht gleich nach Empfang Ihrer Ant- wort an uns schrieb, so nöthig ich dies auch hielt; so vorge- setzt ich es mir auch zum nächsten Tage hatte! Ich leide, und kämpfe mit allgestaltigem Rheuma, der in einem sehr rich- tig und fein organisirten Körper tobt und haust; wo er das all- und anstimmigste Instrument für seine Phantasieen fin- det: die nicht er, aber ich begreife. Nichts ist mir daher so wichtig, so gegenwärtig, als Wetter: ja, ich habe die Über- zeugung, daß diese Kunde bis zur Wissenschaft steigen wird: d. h. man wird ihren Zusammenhang mit allem übrigen Wissen rein darthun können: und ganz gewiß einst Wetter machen können, wie jetzt schon etwas Medizinen.
Nun will ich, wie ich es immer mache, lieber junger Steffens, Ihren Brief Punkt vor Punkt beantworten, indem ich ihn wieder dazu nach und nach lese. Jung, ist ein Lie- bestitel hier. Wenn ich mir Sie im Ganzen, in Eins vor- stellen will: so habe ich eigentlich ein Herz zu lieben; eines, was jung, offen, lebendig da liegt; von keinem Gerümple der Jahre, oder Klug- und Weisheitseinbildungen verschüttet ist! -- denn meines Bedünkens ist das Herz und die Sphäre, welche es belebt, bei Ihnen immer da, -- frei ist der Weg von diesem gesunden Herzen nach dem Gebiete der Gedanken! keine Absicht, kein Plan ist gruft- und thurmartig dazwischen;
bin der Kampfplatz, und meine ganze Lebensſaat iſt endlich davon faſt aufgezehrt, zerſtört, und hin. Dies fühle ich viele viele Jahre nun ſchon mit geſteigertem Bewußtſein! Und nun, herrlicher „Arzt des Leibs und der Seele!“ werden Sie dies lange Datum verſtehn und verzeihen. Auch wird es Ihnen erklären, warum ich nicht gleich nach Empfang Ihrer Ant- wort an uns ſchrieb, ſo nöthig ich dies auch hielt; ſo vorge- ſetzt ich es mir auch zum nächſten Tage hatte! Ich leide, und kämpfe mit allgeſtaltigem Rheuma, der in einem ſehr rich- tig und fein organiſirten Körper tobt und hauſt; wo er das all- und anſtimmigſte Inſtrument für ſeine Phantaſieen fin- det: die nicht er, aber ich begreife. Nichts iſt mir daher ſo wichtig, ſo gegenwärtig, als Wetter: ja, ich habe die Über- zeugung, daß dieſe Kunde bis zur Wiſſenſchaft ſteigen wird: d. h. man wird ihren Zuſammenhang mit allem übrigen Wiſſen rein darthun können: und ganz gewiß einſt Wetter machen können, wie jetzt ſchon etwas Medizinen.
Nun will ich, wie ich es immer mache, lieber junger Steffens, Ihren Brief Punkt vor Punkt beantworten, indem ich ihn wieder dazu nach und nach leſe. Jung, iſt ein Lie- bestitel hier. Wenn ich mir Sie im Ganzen, in Eins vor- ſtellen will: ſo habe ich eigentlich ein Herz zu lieben; eines, was jung, offen, lebendig da liegt; von keinem Gerümple der Jahre, oder Klug- und Weisheitseinbildungen verſchüttet iſt! — denn meines Bedünkens iſt das Herz und die Sphäre, welche es belebt, bei Ihnen immer da, — frei iſt der Weg von dieſem geſunden Herzen nach dem Gebiete der Gedanken! keine Abſicht, kein Plan iſt gruft- und thurmartig dazwiſchen;
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bin der Kampfplatz, und meine ganze Lebensſaat iſt endlich
davon faſt aufgezehrt, zerſtört, und hin. Dies fühle ich viele
viele Jahre nun ſchon mit geſteigertem Bewußtſein! Und nun,
herrlicher „Arzt des Leibs und der Seele!“ werden Sie dies
lange Datum verſtehn und verzeihen. Auch wird es Ihnen
erklären, warum ich nicht gleich nach Empfang Ihrer Ant-
wort an uns ſchrieb, ſo nöthig ich dies auch hielt; ſo vorge-
ſetzt ich es mir auch zum nächſten Tage hatte! Ich leide, und
kämpfe mit allgeſtaltigem Rheuma, der in einem ſehr rich-
tig und fein organiſirten Körper tobt und hauſt; wo er das
all- und anſtimmigſte Inſtrument für ſeine Phantaſieen fin-
det: die nicht er, aber ich begreife. Nichts iſt mir daher ſo
wichtig, ſo gegenwärtig, als Wetter: ja, ich habe die Über-
zeugung, daß dieſe Kunde bis zur Wiſſenſchaft ſteigen wird:
d. h. man wird ihren Zuſammenhang mit allem übrigen Wiſſen
rein darthun können: und ganz gewiß einſt Wetter machen
können, wie jetzt ſchon etwas Medizinen.
Nun will ich, wie ich es immer mache, lieber junger
Steffens, Ihren Brief Punkt vor Punkt beantworten, indem
ich ihn wieder dazu nach und nach leſe. Jung, iſt ein Lie-
bestitel hier. Wenn ich mir Sie im Ganzen, in Eins vor-
ſtellen will: ſo habe ich eigentlich ein Herz zu lieben; eines,
was jung, offen, lebendig da liegt; von keinem Gerümple der
Jahre, oder Klug- und Weisheitseinbildungen verſchüttet iſt!
— denn meines Bedünkens iſt das Herz und die Sphäre,
welche es belebt, bei Ihnen immer da, — frei iſt der Weg
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/277>, abgerufen am 22.11.2024.
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