ist wie es sein soll; oder wie es nicht sein soll." Es nimmt nur blind die Summe auf und giebt die an. Es bestimmt, was wir sollen ertragen können.
Immer Gerechtigkeit für Andre: Muth für uns selbst. Das sind die zwei Tugenden, worin alle andern bestehn.
Den 11. Januar 1828.
An Friederike Robert.
Freitag Abends 12 Uhr, den 16. Januar 1828.
Ich danke Ihnen recht sehr, liebe Rika, für Ihren klugen, guten, beruhigenden Bericht von heute Morgen! -- Ich wäre gewiß zu einem gesellschaftleistenden Besuch zu Robert gekom- men, wenn ich nicht noch zu ausgesprochene Luftscheu empfun- den hätte: welche ich immer sehr zu beachten habe. Auch fürchtete ich ein für mich zu heißes Zimmer, welches ich kurz nach Brustbeschwerden nicht hätte überwinden können. Wohl aber hatte ich zu überwinden: die größte Lust, Robert zu se- hen; weil mein Hauptleid, bei einer Trennung von Robert, für mich in dem Gedanken besteht, daß er ohne mich krank sein könnte! Der Mensch ist ein Narr; und ich bin ein Mensch. Ich habe meinen Abend mit Lesen, und Varnhagen, zuge- bracht; und von halb 8 bis etwa 9 war Professor Hegel bei uns: nachher las ich erst. Ich wollte eben seine vortreffliche merkwürdige Rezension Hamanns lesen. Friedrich Schlegel haben wir nicht mehr. Wie schätzte ich nun den großen Mann
iſt wie es ſein ſoll; oder wie es nicht ſein ſoll.“ Es nimmt nur blind die Summe auf und giebt die an. Es beſtimmt, was wir ſollen ertragen können.
Immer Gerechtigkeit für Andre: Muth für uns ſelbſt. Das ſind die zwei Tugenden, worin alle andern beſtehn.
Den 11. Januar 1828.
An Friederike Robert.
Freitag Abends 12 Uhr, den 16. Januar 1828.
Ich danke Ihnen recht ſehr, liebe Rika, für Ihren klugen, guten, beruhigenden Bericht von heute Morgen! — Ich wäre gewiß zu einem geſellſchaftleiſtenden Beſuch zu Robert gekom- men, wenn ich nicht noch zu ausgeſprochene Luftſcheu empfun- den hätte: welche ich immer ſehr zu beachten habe. Auch fürchtete ich ein für mich zu heißes Zimmer, welches ich kurz nach Bruſtbeſchwerden nicht hätte überwinden können. Wohl aber hatte ich zu überwinden: die größte Luſt, Robert zu ſe- hen; weil mein Hauptleid, bei einer Trennung von Robert, für mich in dem Gedanken beſteht, daß er ohne mich krank ſein könnte! Der Menſch iſt ein Narr; und ich bin ein Menſch. Ich habe meinen Abend mit Leſen, und Varnhagen, zuge- bracht; und von halb 8 bis etwa 9 war Profeſſor Hegel bei uns: nachher las ich erſt. Ich wollte eben ſeine vortreffliche merkwürdige Rezenſion Hamanns leſen. Friedrich Schlegel haben wir nicht mehr. Wie ſchätzte ich nun den großen Mann
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iſt wie es ſein ſoll; oder wie es nicht ſein ſoll.“ Es nimmt
nur blind die Summe auf und giebt die an. Es beſtimmt,
was wir ſollen ertragen können.
Immer Gerechtigkeit für Andre: Muth für uns ſelbſt.
Das ſind die zwei Tugenden, worin alle andern beſtehn.
Den 11. Januar 1828.
An Friederike Robert.
Freitag Abends 12 Uhr, den 16. Januar 1828.
Ich danke Ihnen recht ſehr, liebe Rika, für Ihren klugen,
guten, beruhigenden Bericht von heute Morgen! — Ich wäre
gewiß zu einem geſellſchaftleiſtenden Beſuch zu Robert gekom-
men, wenn ich nicht noch zu ausgeſprochene Luftſcheu empfun-
den hätte: welche ich immer ſehr zu beachten habe. Auch
fürchtete ich ein für mich zu heißes Zimmer, welches ich kurz
nach Bruſtbeſchwerden nicht hätte überwinden können. Wohl
aber hatte ich zu überwinden: die größte Luſt, Robert zu ſe-
hen; weil mein Hauptleid, bei einer Trennung von Robert,
für mich in dem Gedanken beſteht, daß er ohne mich krank
ſein könnte! Der Menſch iſt ein Narr; und ich bin ein Menſch.
Ich habe meinen Abend mit Leſen, und Varnhagen, zuge-
bracht; und von halb 8 bis etwa 9 war Profeſſor Hegel bei
uns: nachher las ich erſt. Ich wollte eben ſeine vortreffliche
merkwürdige Rezenſion Hamanns leſen. Friedrich Schlegel
haben wir nicht mehr. Wie ſchätzte ich nun den großen Mann
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/327>, abgerufen am 22.11.2024.
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