und erfreuen ohne die Beilage von Ennui und Mühe, den uns jene, ohne weitre Schuld, immer geben müssen; und welches krank nicht gut zu ertragen. Ich schildre hier mich ganz, und krank: aber da wird wohl ein Nüancechen für alle übrige Leidenskinder mit dabei sein.
Ich möchte Ihnen gern etwas Angenehmes erzeigen! Wählen Sie in meiner eingerichteten Küche, unter sehr guter Suppe, Kompott von Kirschen -- wie frische -- in Bou- teillen eingemacht, eben solche schwarze Beeren. Äpfel- kompott. Birren. Schönen Milchreis, den Sie lieben. Ein schön gekochtes Huhn mit Sauce. Oder was Sie sonst appetiten. Schreiben Sie das Wort auf: aber sonst nichts. Mündlich den Rest. Adieu, lieber Schall! Wenn Einer krank ist, lieb ich ihn gleich doppelt. Fr. Varnhagen.
An G ....
Den 10. März 1831.
Wo nimmst du den Muth zu so viel Feigheit, Solch verbrecherischer Schlaffheit her? -- Könnte eine Freundin fragen, Wäre Freundin dir sie noch. Dein zerronnen Herze liebte niemand als dich selbst; Und so hast du niemand denn geliebet.
Wie ein Kind zum Munde alles führet, So bist du geblieben kindisch; Ganz im Anfang, dich erfühlend nur geblieben. Überrindet, ausgehöhlet von den Jahren, Die du hinter mit Genüssen schlürftest; Fürchtend immer mehr des Überganges Dunkel.
und erfreuen ohne die Beilage von Ennui und Mühe, den uns jene, ohne weitre Schuld, immer geben müſſen; und welches krank nicht gut zu ertragen. Ich ſchildre hier mich ganz, und krank: aber da wird wohl ein Nüancechen für alle übrige Leidenskinder mit dabei ſein.
Ich möchte Ihnen gern etwas Angenehmes erzeigen! Wählen Sie in meiner eingerichteten Küche, unter ſehr guter Suppe, Kompott von Kirſchen — wie friſche — in Bou- teillen eingemacht, eben ſolche ſchwarze Beeren. Äpfel- kompott. Birren. Schönen Milchreis, den Sie lieben. Ein ſchön gekochtes Huhn mit Sauce. Oder was Sie ſonſt appetiten. Schreiben Sie das Wort auf: aber ſonſt nichts. Mündlich den Reſt. Adieu, lieber Schall! Wenn Einer krank iſt, lieb ich ihn gleich doppelt. Fr. Varnhagen.
An G ....
Den 10. März 1831.
Wo nimmſt du den Muth zu ſo viel Feigheit, Solch verbrecheriſcher Schlaffheit her? — Könnte eine Freundin fragen, Wäre Freundin dir ſie noch. Dein zerronnen Herze liebte niemand als dich ſelbſt; Und ſo haſt du niemand denn geliebet.
Wie ein Kind zum Munde alles führet, So biſt du geblieben kindiſch; Ganz im Anfang, dich erfühlend nur geblieben. Überrindet, ausgehöhlet von den Jahren, Die du hinter mit Genüſſen ſchlürfteſt; Fürchtend immer mehr des Überganges Dunkel.
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und erfreuen ohne die Beilage von Ennui und Mühe, den
uns jene, ohne weitre Schuld, immer geben müſſen; und
welches krank nicht gut zu ertragen. Ich ſchildre hier mich
ganz, und krank: aber da wird wohl ein Nüancechen für alle
übrige Leidenskinder mit dabei ſein.
Ich möchte Ihnen gern etwas Angenehmes erzeigen!
Wählen Sie in meiner eingerichteten Küche, unter ſehr guter
Suppe, Kompott von Kirſchen — wie friſche — in Bou-
teillen eingemacht, eben ſolche ſchwarze Beeren. Äpfel-
kompott. Birren. Schönen Milchreis, den Sie lieben.
Ein ſchön gekochtes Huhn mit Sauce. Oder was Sie
ſonſt appetiten. Schreiben Sie das Wort auf: aber ſonſt
nichts. Mündlich den Reſt. Adieu, lieber Schall! Wenn
Einer krank iſt, lieb ich ihn gleich doppelt. Fr. Varnhagen.
An G ....
Den 10. März 1831.
Wo nimmſt du den Muth zu ſo viel Feigheit,
Solch verbrecheriſcher Schlaffheit her? —
Könnte eine Freundin fragen,
Wäre Freundin dir ſie noch.
Dein zerronnen Herze liebte niemand als dich ſelbſt;
Und ſo haſt du niemand denn geliebet.
Wie ein Kind zum Munde alles führet,
So biſt du geblieben kindiſch;
Ganz im Anfang, dich erfühlend nur geblieben.
Überrindet, ausgehöhlet von den Jahren,
Die du hinter mit Genüſſen ſchlürfteſt;
Fürchtend immer mehr des Überganges Dunkel.
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/496>, abgerufen am 23.11.2024.
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