Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

lung, ich bin ihr entgangen: "Eine auffallende Wahrheit",
sollte man denken. Sie ist doch nur erst Labruyere auf-
gefallen.




Wir machen keine neuen Erfahrungen. Aber es sind im-
mer neue Menschen, die alte Erfahrungen machen.



Noch nie hab' ich bereut, was ich gerne that: nur immer
das, was ich schon mit Reue that.



Weißt du, warum wir hoffen? Wir können nicht ohne
Bild leben. Ohne Hoffen haben wir kein Bild in der Seele;
da ist nichts.



Er muß es ja leiden; was willst du ihn trösten!



(Mündlich.)

Vom Shakspeare:

"Er ist Leben im Leben; er kann fast nicht zur Betrach-
tung kommen, denn jede Betrachtung wird Leben; und doch
ist er lauter Betrachtung.




lung, ich bin ihr entgangen: „Eine auffallende Wahrheit“,
ſollte man denken. Sie iſt doch nur erſt Labruyere auf-
gefallen.




Wir machen keine neuen Erfahrungen. Aber es ſind im-
mer neue Menſchen, die alte Erfahrungen machen.



Noch nie hab’ ich bereut, was ich gerne that: nur immer
das, was ich ſchon mit Reue that.



Weißt du, warum wir hoffen? Wir können nicht ohne
Bild leben. Ohne Hoffen haben wir kein Bild in der Seele;
da iſt nichts.



Er muß es ja leiden; was willſt du ihn tröſten!



(Mündlich.)

Vom Shakſpeare:

„Er iſt Leben im Leben; er kann faſt nicht zur Betrach-
tung kommen, denn jede Betrachtung wird Leben; und doch
iſt er lauter Betrachtung.




<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0053" n="45"/>
lung, ich bin ihr entgangen: &#x201E;Eine auffallende Wahrheit&#x201C;,<lb/>
&#x017F;ollte man denken. Sie i&#x017F;t doch nur er&#x017F;t Labruyere auf-<lb/>
gefallen.</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <dateline> <hi rendition="#et">Sonntag, den 15. Juli 1821.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Wir machen keine neuen Erfahrungen. Aber es &#x017F;ind im-<lb/>
mer neue Men&#x017F;chen, die alte Erfahrungen machen.</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <p>Noch nie hab&#x2019; ich bereut, was ich gerne that: nur immer<lb/>
das, was ich &#x017F;chon mit Reue that.</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <p>Weißt du, warum wir hoffen? Wir können nicht ohne<lb/>
Bild leben. Ohne Hoffen haben wir kein Bild in der Seele;<lb/>
da i&#x017F;t nichts.</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <p>Er muß es ja leiden; was will&#x017F;t du ihn trö&#x017F;ten!</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <p> <hi rendition="#c">(<hi rendition="#g">Mündlich</hi>.)</hi> </p><lb/>
            <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Vom Shak&#x017F;peare</hi>:</hi> </p><lb/>
            <p>&#x201E;Er i&#x017F;t Leben im Leben; er kann fa&#x017F;t nicht zur Betrach-<lb/>
tung kommen, denn jede Betrachtung wird Leben; und doch<lb/>
i&#x017F;t er lauter Betrachtung.</p><lb/>
            <dateline> <hi rendition="#et">den 21. Juli 1821.</hi> </dateline>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45/0053] lung, ich bin ihr entgangen: „Eine auffallende Wahrheit“, ſollte man denken. Sie iſt doch nur erſt Labruyere auf- gefallen. Sonntag, den 15. Juli 1821. Wir machen keine neuen Erfahrungen. Aber es ſind im- mer neue Menſchen, die alte Erfahrungen machen. Noch nie hab’ ich bereut, was ich gerne that: nur immer das, was ich ſchon mit Reue that. Weißt du, warum wir hoffen? Wir können nicht ohne Bild leben. Ohne Hoffen haben wir kein Bild in der Seele; da iſt nichts. Er muß es ja leiden; was willſt du ihn tröſten! (Mündlich.) Vom Shakſpeare: „Er iſt Leben im Leben; er kann faſt nicht zur Betrach- tung kommen, denn jede Betrachtung wird Leben; und doch iſt er lauter Betrachtung. den 21. Juli 1821.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/53
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/53>, abgerufen am 24.11.2024.