Akt: höchst nothwendiges Haupt des Stücks: als edel- stes Organ zuletzt gemacht. Wie verkehrt sehen doch die Leute ein Kunstwerk an! -- Mehr appüyirt, hätte ich gewünscht, wäre auf der Ehre Irrthümer, in der Liebe, geworden! für's Volk. -- Ich finde es ein edles reines Werk. Vielleicht spreche ich Sie noch im Theater: ich bin neben Heinrichs Loge. Er- gebenst und dankend Fr. Varnhagen. Glücklichste Reise! Ver- gessen Sie mein Schlößchen, meine Briefe nicht! Nächstens lesen Sie eine lautere Kritik! Gedruckt.
An Ludwig Robert, in Baden.
Berlin, 8 Uhr Morgens, Montag den 9. Juli 1832.
Schlagsregen, nach anderm vielen und schlechten Wetter.
Es ist meine Pflicht, theurer Religionsbruder, dir zu schrei- ben. Ihnen! Freundin Rike! Es schicken zu viel Menschen zu mir; ihr könntet eine falsche, eine halbe Nachricht hören. Von der Nacht des Freitags zum Sonnabend rettete mich ein Ader- laß. Was ich vorher litt, bleibt ein ewiges Geheimniß zwi- schen Gott und mir. Auch kann ich es jetzt schon lange nicht mehr im Kopf zusammenkriegen. Schlechtes ist scheinbar: unnatürlich. Gott war mir in Gedanken gnädig. Dank ihm: mit Einsehn. Arbeite immer an dir: so schaffen wir uns wei- ter; erschaffen meine ich. (Es gießt nur so!) Es freut mich, daß ich leben geblieben bin: mit euch Allen. Ich habe schon seit der Zeit unendliches Vergnügen gehabt. Ich fühlte wahres Glück. Wenn Varnh. freundlich sein kann, bin ich
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Akt: höchſt nothwendiges Haupt des Stücks: als edel- ſtes Organ zuletzt gemacht. Wie verkehrt ſehen doch die Leute ein Kunſtwerk an! — Mehr appüyirt, hätte ich gewünſcht, wäre auf der Ehre Irrthümer, in der Liebe, geworden! für’s Volk. — Ich finde es ein edles reines Werk. Vielleicht ſpreche ich Sie noch im Theater: ich bin neben Heinrichs Loge. Er- gebenſt und dankend Fr. Varnhagen. Glücklichſte Reiſe! Ver- geſſen Sie mein Schlößchen, meine Briefe nicht! Nächſtens leſen Sie eine lautere Kritik! Gedruckt.
An Ludwig Robert, in Baden.
Berlin, 8 Uhr Morgens, Montag den 9. Juli 1832.
Schlagsregen, nach anderm vielen und ſchlechten Wetter.
Es iſt meine Pflicht, theurer Religionsbruder, dir zu ſchrei- ben. Ihnen! Freundin Rike! Es ſchicken zu viel Menſchen zu mir; ihr könntet eine falſche, eine halbe Nachricht hören. Von der Nacht des Freitags zum Sonnabend rettete mich ein Ader- laß. Was ich vorher litt, bleibt ein ewiges Geheimniß zwi- ſchen Gott und mir. Auch kann ich es jetzt ſchon lange nicht mehr im Kopf zuſammenkriegen. Schlechtes iſt ſcheinbar: unnatürlich. Gott war mir in Gedanken gnädig. Dank ihm: mit Einſehn. Arbeite immer an dir: ſo ſchaffen wir uns wei- ter; erſchaffen meine ich. (Es gießt nur ſo!) Es freut mich, daß ich leben geblieben bin: mit euch Allen. Ich habe ſchon ſeit der Zeit unendliches Vergnügen gehabt. Ich fühlte wahres Glück. Wenn Varnh. freundlich ſein kann, bin ich
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Akt: höchſt nothwendiges Haupt des Stücks: als edel-
ſtes Organ zuletzt gemacht. Wie verkehrt ſehen doch die Leute
ein Kunſtwerk an! — Mehr appüyirt, hätte ich gewünſcht,
wäre auf der Ehre Irrthümer, in der Liebe, geworden! für’s
Volk. — Ich finde es ein edles reines Werk. Vielleicht ſpreche
ich Sie noch im Theater: ich bin neben Heinrichs Loge. Er-
gebenſt und dankend Fr. Varnhagen. Glücklichſte Reiſe! Ver-
geſſen Sie mein Schlößchen, meine Briefe nicht! Nächſtens
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An Ludwig Robert, in Baden.
Berlin, 8 Uhr Morgens, Montag den 9. Juli 1832.
Schlagsregen, nach anderm vielen und ſchlechten Wetter.
Es iſt meine Pflicht, theurer Religionsbruder, dir zu ſchrei-
ben. Ihnen! Freundin Rike! Es ſchicken zu viel Menſchen zu
mir; ihr könntet eine falſche, eine halbe Nachricht hören. Von
der Nacht des Freitags zum Sonnabend rettete mich ein Ader-
laß. Was ich vorher litt, bleibt ein ewiges Geheimniß zwi-
ſchen Gott und mir. Auch kann ich es jetzt ſchon lange nicht
mehr im Kopf zuſammenkriegen. Schlechtes iſt ſcheinbar:
unnatürlich. Gott war mir in Gedanken gnädig. Dank ihm:
mit Einſehn. Arbeite immer an dir: ſo ſchaffen wir uns wei-
ter; erſchaffen meine ich. (Es gießt nur ſo!) Es freut mich,
daß ich leben geblieben bin: mit euch Allen. Ich habe ſchon
ſeit der Zeit unendliches Vergnügen gehabt. Ich fühlte
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 579. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/587>, abgerufen am 24.11.2024.
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