Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

würde ihr gewiß am Ende gut gehen, denn
seit dem Jahre, daß sie nun im Kloster gelebt,
habe sie viel Liebe und Freundlichkeit von den
Nonnen erfahren; sie habe auch schon eintge
gute Freundinnen, die sie sehr liebe, die sie
wieder zärtlich lieben, und mit denen sie im-
mer zusammen sey, das sey doch eine Freude,
die sie bey der Mutter entbehre, wo sie eben
so streng eingezogen leben müsse, als im Klo-
ster, und dabey ganz allein, ohne eine Gespie-
lin ihres Alters zu haben. Sie wünsche sehr
von mir und Manfredi mündlich Abschied zu
nehmen, wir sollten es doch möglich zu machen
suchen, zurückzukommen, um bey der seyerli-
chen Einkleidung zugegen zu seyn, und sie in
ihrem Schmuck zu sehen, denn sie würde ganz
herrlich geschmückt seyn, die Mutter hätte ihr
für ihren Gehorsam einen reichen Anzug zur
Ceremonie gegeben, und so viel Geld zu guten
Werken, als sie nur immer verlangte. Jhre
vorige Hofmeisterin habe diesen Brief zu be-
stellen übernommen, aus alter Liebe für ihre
Pflegekinder, und wolle ihr auch meine Ant-

wuͤrde ihr gewiß am Ende gut gehen, denn
ſeit dem Jahre, daß ſie nun im Kloſter gelebt,
habe ſie viel Liebe und Freundlichkeit von den
Nonnen erfahren; ſie habe auch ſchon eintge
gute Freundinnen, die ſie ſehr liebe, die ſie
wieder zaͤrtlich lieben, und mit denen ſie im-
mer zuſammen ſey, das ſey doch eine Freude,
die ſie bey der Mutter entbehre, wo ſie eben
ſo ſtreng eingezogen leben muͤſſe, als im Klo-
ſter, und dabey ganz allein, ohne eine Geſpie-
lin ihres Alters zu haben. Sie wuͤnſche ſehr
von mir und Manfredi muͤndlich Abſchied zu
nehmen, wir ſollten es doch moͤglich zu machen
ſuchen, zuruͤckzukommen, um bey der ſeyerli-
chen Einkleidung zugegen zu ſeyn, und ſie in
ihrem Schmuck zu ſehen, denn ſie wuͤrde ganz
herrlich geſchmuͤckt ſeyn, die Mutter haͤtte ihr
fuͤr ihren Gehorſam einen reichen Anzug zur
Ceremonie gegeben, und ſo viel Geld zu guten
Werken, als ſie nur immer verlangte. Jhre
vorige Hofmeiſterin habe dieſen Brief zu be-
ſtellen uͤbernommen, aus alter Liebe fuͤr ihre
Pflegekinder, und wolle ihr auch meine Ant-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0143" n="135"/>
wu&#x0364;rde ihr gewiß am Ende gut gehen, denn<lb/>
&#x017F;eit dem Jahre, daß &#x017F;ie nun im Klo&#x017F;ter gelebt,<lb/>
habe &#x017F;ie viel Liebe und Freundlichkeit von den<lb/>
Nonnen erfahren; &#x017F;ie habe auch &#x017F;chon eintge<lb/>
gute Freundinnen, die &#x017F;ie &#x017F;ehr liebe, die &#x017F;ie<lb/>
wieder za&#x0364;rtlich lieben, und mit denen &#x017F;ie im-<lb/>
mer zu&#x017F;ammen &#x017F;ey, das &#x017F;ey doch eine Freude,<lb/>
die &#x017F;ie bey der Mutter entbehre, wo &#x017F;ie eben<lb/>
&#x017F;o &#x017F;treng eingezogen leben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, als im Klo-<lb/>
&#x017F;ter, und dabey ganz allein, ohne eine Ge&#x017F;pie-<lb/>
lin ihres Alters zu haben. Sie wu&#x0364;n&#x017F;che &#x017F;ehr<lb/>
von mir und Manfredi mu&#x0364;ndlich Ab&#x017F;chied zu<lb/>
nehmen, wir &#x017F;ollten es doch mo&#x0364;glich zu machen<lb/>
&#x017F;uchen, zuru&#x0364;ckzukommen, um bey der &#x017F;eyerli-<lb/>
chen Einkleidung zugegen zu &#x017F;eyn, und &#x017F;ie in<lb/>
ihrem Schmuck zu &#x017F;ehen, denn &#x017F;ie wu&#x0364;rde ganz<lb/>
herrlich ge&#x017F;chmu&#x0364;ckt &#x017F;eyn, die Mutter ha&#x0364;tte ihr<lb/>
fu&#x0364;r ihren Gehor&#x017F;am einen reichen Anzug zur<lb/>
Ceremonie gegeben, und &#x017F;o viel Geld zu guten<lb/>
Werken, als &#x017F;ie nur immer verlangte. Jhre<lb/>
vorige Hofmei&#x017F;terin habe die&#x017F;en Brief zu be-<lb/>
&#x017F;tellen u&#x0364;bernommen, aus alter Liebe fu&#x0364;r ihre<lb/>
Pflegekinder, und wolle ihr auch meine Ant-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[135/0143] wuͤrde ihr gewiß am Ende gut gehen, denn ſeit dem Jahre, daß ſie nun im Kloſter gelebt, habe ſie viel Liebe und Freundlichkeit von den Nonnen erfahren; ſie habe auch ſchon eintge gute Freundinnen, die ſie ſehr liebe, die ſie wieder zaͤrtlich lieben, und mit denen ſie im- mer zuſammen ſey, das ſey doch eine Freude, die ſie bey der Mutter entbehre, wo ſie eben ſo ſtreng eingezogen leben muͤſſe, als im Klo- ſter, und dabey ganz allein, ohne eine Geſpie- lin ihres Alters zu haben. Sie wuͤnſche ſehr von mir und Manfredi muͤndlich Abſchied zu nehmen, wir ſollten es doch moͤglich zu machen ſuchen, zuruͤckzukommen, um bey der ſeyerli- chen Einkleidung zugegen zu ſeyn, und ſie in ihrem Schmuck zu ſehen, denn ſie wuͤrde ganz herrlich geſchmuͤckt ſeyn, die Mutter haͤtte ihr fuͤr ihren Gehorſam einen reichen Anzug zur Ceremonie gegeben, und ſo viel Geld zu guten Werken, als ſie nur immer verlangte. Jhre vorige Hofmeiſterin habe dieſen Brief zu be- ſtellen uͤbernommen, aus alter Liebe fuͤr ihre Pflegekinder, und wolle ihr auch meine Ant-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/143
Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/143>, abgerufen am 04.12.2024.