in der Angst ihres Herzens unruhig und schlaf- los zubrachte, ward es ihr in einer wunder- vollen Erscheinung offenbar, daß sie auf schlim- mem Wege sey, und im Begriff ihre Seele ewiger Verdammniß zu übergeben, und mit ihr zwey andre Seelen noch, die leider, ach! vielleicht nicht mehr zu retten sind. Ein Strahl der ewigen Gnade hat das geliebte Kind des Himmels erleuchtet, und sie fest im Entschluß zum Guten gemacht. Diesen Mor- gen, als ich ihr den Brautschmuck anlegen holf, und mich ihrer Schönheit im Herzen erfreute, hat sie mir euer Vorhaben entdeckt, und Deinen Brief gezeigt. Florentin, ich will jetzt nichts davon erwähnen, wie sehr es mich beugte, noch steht es bey Dir, mich in hoher Himmelsfreude wieder aufzurichten. Auf mein Geheiß hat das fromme Kind gebeichtet, und ihre Seele von aller Angst lösen lassen. Der Prior, den sie die Beichte abgelegt, weiß nun alles; auch habe ich so eben eine Unterredung mit ihm Deinetwegen gehabt. Du hast Dich schwer vergangen, er kann und darf es nicht
in der Angſt ihres Herzens unruhig und ſchlaf- los zubrachte, ward es ihr in einer wunder- vollen Erſcheinung offenbar, daß ſie auf ſchlim- mem Wege ſey, und im Begriff ihre Seele ewiger Verdammniß zu uͤbergeben, und mit ihr zwey andre Seelen noch, die leider, ach! vielleicht nicht mehr zu retten ſind. Ein Strahl der ewigen Gnade hat das geliebte Kind des Himmels erleuchtet, und ſie feſt im Entſchluß zum Guten gemacht. Dieſen Mor- gen, als ich ihr den Brautſchmuck anlegen holf, und mich ihrer Schoͤnheit im Herzen erfreute, hat ſie mir euer Vorhaben entdeckt, und Deinen Brief gezeigt. Florentin, ich will jetzt nichts davon erwaͤhnen, wie ſehr es mich beugte, noch ſteht es bey Dir, mich in hoher Himmelsfreude wieder aufzurichten. Auf mein Geheiß hat das fromme Kind gebeichtet, und ihre Seele von aller Angſt loͤſen laſſen. Der Prior, den ſie die Beichte abgelegt, weiß nun alles; auch habe ich ſo eben eine Unterredung mit ihm Deinetwegen gehabt. Du haſt Dich ſchwer vergangen, er kann und darf es nicht
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in der Angſt ihres Herzens unruhig und ſchlaf-
los zubrachte, ward es ihr in einer wunder-
vollen Erſcheinung offenbar, daß ſie auf ſchlim-
mem Wege ſey, und im Begriff ihre Seele
ewiger Verdammniß zu uͤbergeben, und mit
ihr zwey andre Seelen noch, die leider, ach!
vielleicht nicht mehr zu retten ſind. Ein
Strahl der ewigen Gnade hat das geliebte
Kind des Himmels erleuchtet, und ſie feſt im
Entſchluß zum Guten gemacht. Dieſen Mor-
gen, als ich ihr den Brautſchmuck anlegen
holf, und mich ihrer Schoͤnheit im Herzen
erfreute, hat ſie mir euer Vorhaben entdeckt,
und Deinen Brief gezeigt. Florentin, ich will
jetzt nichts davon erwaͤhnen, wie ſehr es mich
beugte, noch ſteht es bey Dir, mich in hoher
Himmelsfreude wieder aufzurichten. Auf mein
Geheiß hat das fromme Kind gebeichtet, und
ihre Seele von aller Angſt loͤſen laſſen. Der
Prior, den ſie die Beichte abgelegt, weiß nun
alles; auch habe ich ſo eben eine Unterredung
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/151>, abgerufen am 09.11.2024.
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