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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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zu weit führen; auch gehören meine tollen Be-
gebenheiten in der majestätischen Republik,
diesem Sammelplatz aller Thorheiten in ernst-
hafter ceremoniöser Hülle so wie der gräulich-
sten Anhäufung aller Grausamkeiten unter die
fröhlichste Maske gesteckt, sie gehören nicht in
den eigentlichen Lauf meines Lebens: vielmehr
ward dieser durch jene gehemmt; aber sie ma-
chen zusammen ein artiges Kapitel in meinen
Konsessionen aus, die ich gewiß noch einmal
schreiben, und Jhnen zueignen werde, Julia-
ne. -- Gut, ich werde Sie bey Jhrem Wort
halten. -- Und dieses deswegen, weil sie
sich mit einem Bekenntniß endigen sollen, das,
aller Wahrscheinlichkeit nach, das letzte seyn
wird, das ich abzulegen haben werde, und das
Julianen am nächsten betrifft. -- O jetzt
keine von Jhren niedlichen Possen, Florentin!
Bringen Sie Jhre Geschichte zu Ende, ich bin
höchst neugierig. -- Und ich höchst ermüdet
von den Erinnerungen meiner unnütz vertau-
meiten Jahre! Doch ich gehorche.

Jn kurzer Zeit war ich nun in Venedig der

zu weit fuͤhren; auch gehoͤren meine tollen Be-
gebenheiten in der majeſtaͤtiſchen Republik,
dieſem Sammelplatz aller Thorheiten in ernſt-
hafter ceremonioͤſer Huͤlle ſo wie der graͤulich-
ſten Anhaͤufung aller Grauſamkeiten unter die
froͤhlichſte Maske geſteckt, ſie gehoͤren nicht in
den eigentlichen Lauf meines Lebens: vielmehr
ward dieſer durch jene gehemmt; aber ſie ma-
chen zuſammen ein artiges Kapitel in meinen
Konſeſſionen aus, die ich gewiß noch einmal
ſchreiben, und Jhnen zueignen werde, Julia-
ne. — Gut, ich werde Sie bey Jhrem Wort
halten. — Und dieſes deswegen, weil ſie
ſich mit einem Bekenntniß endigen ſollen, das,
aller Wahrſcheinlichkeit nach, das letzte ſeyn
wird, das ich abzulegen haben werde, und das
Julianen am naͤchſten betrifft. — O jetzt
keine von Jhren niedlichen Poſſen, Florentin!
Bringen Sie Jhre Geſchichte zu Ende, ich bin
hoͤchſt neugierig. — Und ich hoͤchſt ermuͤdet
von den Erinnerungen meiner unnuͤtz vertau-
meiten Jahre! Doch ich gehorche.

Jn kurzer Zeit war ich nun in Venedig der

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[152/0160] zu weit fuͤhren; auch gehoͤren meine tollen Be- gebenheiten in der majeſtaͤtiſchen Republik, dieſem Sammelplatz aller Thorheiten in ernſt- hafter ceremonioͤſer Huͤlle ſo wie der graͤulich- ſten Anhaͤufung aller Grauſamkeiten unter die froͤhlichſte Maske geſteckt, ſie gehoͤren nicht in den eigentlichen Lauf meines Lebens: vielmehr ward dieſer durch jene gehemmt; aber ſie ma- chen zuſammen ein artiges Kapitel in meinen Konſeſſionen aus, die ich gewiß noch einmal ſchreiben, und Jhnen zueignen werde, Julia- ne. — Gut, ich werde Sie bey Jhrem Wort halten. — Und dieſes deswegen, weil ſie ſich mit einem Bekenntniß endigen ſollen, das, aller Wahrſcheinlichkeit nach, das letzte ſeyn wird, das ich abzulegen haben werde, und das Julianen am naͤchſten betrifft. — O jetzt keine von Jhren niedlichen Poſſen, Florentin! Bringen Sie Jhre Geſchichte zu Ende, ich bin hoͤchſt neugierig. — Und ich hoͤchſt ermuͤdet von den Erinnerungen meiner unnuͤtz vertau- meiten Jahre! Doch ich gehorche. Jn kurzer Zeit war ich nun in Venedig der

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/160>, abgerufen am 09.11.2024.