zu weit führen; auch gehören meine tollen Be- gebenheiten in der majestätischen Republik, diesem Sammelplatz aller Thorheiten in ernst- hafter ceremoniöser Hülle so wie der gräulich- sten Anhäufung aller Grausamkeiten unter die fröhlichste Maske gesteckt, sie gehören nicht in den eigentlichen Lauf meines Lebens: vielmehr ward dieser durch jene gehemmt; aber sie ma- chen zusammen ein artiges Kapitel in meinen Konsessionen aus, die ich gewiß noch einmal schreiben, und Jhnen zueignen werde, Julia- ne. -- Gut, ich werde Sie bey Jhrem Wort halten. -- Und dieses deswegen, weil sie sich mit einem Bekenntniß endigen sollen, das, aller Wahrscheinlichkeit nach, das letzte seyn wird, das ich abzulegen haben werde, und das Julianen am nächsten betrifft. -- O jetzt keine von Jhren niedlichen Possen, Florentin! Bringen Sie Jhre Geschichte zu Ende, ich bin höchst neugierig. -- Und ich höchst ermüdet von den Erinnerungen meiner unnütz vertau- meiten Jahre! Doch ich gehorche.
Jn kurzer Zeit war ich nun in Venedig der
zu weit fuͤhren; auch gehoͤren meine tollen Be- gebenheiten in der majeſtaͤtiſchen Republik, dieſem Sammelplatz aller Thorheiten in ernſt- hafter ceremonioͤſer Huͤlle ſo wie der graͤulich- ſten Anhaͤufung aller Grauſamkeiten unter die froͤhlichſte Maske geſteckt, ſie gehoͤren nicht in den eigentlichen Lauf meines Lebens: vielmehr ward dieſer durch jene gehemmt; aber ſie ma- chen zuſammen ein artiges Kapitel in meinen Konſeſſionen aus, die ich gewiß noch einmal ſchreiben, und Jhnen zueignen werde, Julia- ne. — Gut, ich werde Sie bey Jhrem Wort halten. — Und dieſes deswegen, weil ſie ſich mit einem Bekenntniß endigen ſollen, das, aller Wahrſcheinlichkeit nach, das letzte ſeyn wird, das ich abzulegen haben werde, und das Julianen am naͤchſten betrifft. — O jetzt keine von Jhren niedlichen Poſſen, Florentin! Bringen Sie Jhre Geſchichte zu Ende, ich bin hoͤchſt neugierig. — Und ich hoͤchſt ermuͤdet von den Erinnerungen meiner unnuͤtz vertau- meiten Jahre! Doch ich gehorche.
Jn kurzer Zeit war ich nun in Venedig der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0160"n="152"/>
zu weit fuͤhren; auch gehoͤren meine tollen Be-<lb/>
gebenheiten in der majeſtaͤtiſchen Republik,<lb/>
dieſem Sammelplatz aller Thorheiten in ernſt-<lb/>
hafter ceremonioͤſer Huͤlle ſo wie der graͤulich-<lb/>ſten Anhaͤufung aller Grauſamkeiten unter die<lb/>
froͤhlichſte Maske geſteckt, ſie gehoͤren nicht in<lb/>
den eigentlichen Lauf meines Lebens: vielmehr<lb/>
ward dieſer durch jene gehemmt; aber ſie ma-<lb/>
chen zuſammen ein artiges Kapitel in meinen<lb/>
Konſeſſionen aus, die ich gewiß noch einmal<lb/>ſchreiben, und Jhnen zueignen werde, Julia-<lb/>
ne. — Gut, ich werde Sie bey Jhrem Wort<lb/>
halten. — Und dieſes deswegen, weil ſie<lb/>ſich mit einem Bekenntniß endigen ſollen, das,<lb/>
aller Wahrſcheinlichkeit nach, das letzte ſeyn<lb/>
wird, das ich abzulegen haben werde, und das<lb/>
Julianen am naͤchſten betrifft. — O jetzt<lb/>
keine von Jhren niedlichen Poſſen, Florentin!<lb/>
Bringen Sie Jhre Geſchichte zu Ende, ich bin<lb/>
hoͤchſt neugierig. — Und ich hoͤchſt ermuͤdet<lb/>
von den Erinnerungen meiner unnuͤtz vertau-<lb/>
meiten Jahre! Doch ich gehorche.</p><lb/><p>Jn kurzer Zeit war ich nun in Venedig der<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[152/0160]
zu weit fuͤhren; auch gehoͤren meine tollen Be-
gebenheiten in der majeſtaͤtiſchen Republik,
dieſem Sammelplatz aller Thorheiten in ernſt-
hafter ceremonioͤſer Huͤlle ſo wie der graͤulich-
ſten Anhaͤufung aller Grauſamkeiten unter die
froͤhlichſte Maske geſteckt, ſie gehoͤren nicht in
den eigentlichen Lauf meines Lebens: vielmehr
ward dieſer durch jene gehemmt; aber ſie ma-
chen zuſammen ein artiges Kapitel in meinen
Konſeſſionen aus, die ich gewiß noch einmal
ſchreiben, und Jhnen zueignen werde, Julia-
ne. — Gut, ich werde Sie bey Jhrem Wort
halten. — Und dieſes deswegen, weil ſie
ſich mit einem Bekenntniß endigen ſollen, das,
aller Wahrſcheinlichkeit nach, das letzte ſeyn
wird, das ich abzulegen haben werde, und das
Julianen am naͤchſten betrifft. — O jetzt
keine von Jhren niedlichen Poſſen, Florentin!
Bringen Sie Jhre Geſchichte zu Ende, ich bin
hoͤchſt neugierig. — Und ich hoͤchſt ermuͤdet
von den Erinnerungen meiner unnuͤtz vertau-
meiten Jahre! Doch ich gehorche.
Jn kurzer Zeit war ich nun in Venedig der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/160>, abgerufen am 09.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.