Umgang mit einigen jungen deutschen Mahlern, die ich in der Zeit kennen lernte, brachten mich auf den Gedanken, die Kunst zu studiren und dann nach Rom zu gehen, um seine Wunder der Kunst zu sehen und zu verstehen. Diesen Gedanken ergriff ich nun aus ganzer Seele und schob das Soldatwerden weit, weit zurück. Jch sann und that und träumte nichts anders, als zeich- nen, die Werke des Alterthums studiren, und mit meinen Mahlern Kunstgespräche führen. Mit diesen war ich auch entschlossen, nach Rom zu reisen, und mit ihnen dort zu leben: durch einen sonderbaren Vorfall sah ich mich aber ge- nöthigt, früher noch, als diese es bewerkstelli- gen konnten, Venedig zu verlassen.
Jn einem großen Hause ward eines Abends während dem Karneval ein Ball gegeben; ich ward von den Engländern beredet, mit ihnen hinzugehen. Man spielte, der eine von mei- nen Lords spielte hoch, und verlohr ansehnlich gegen eine Maske, die durch ihr anhaltendes Glück wohl Verdacht gegen sich erregen mochte. Mein ehrlicher Grosbrittannier verstand das
Umgang mit einigen jungen deutſchen Mahlern, die ich in der Zeit kennen lernte, brachten mich auf den Gedanken, die Kunſt zu ſtudiren und dann nach Rom zu gehen, um ſeine Wunder der Kunſt zu ſehen und zu verſtehen. Dieſen Gedanken ergriff ich nun aus ganzer Seele und ſchob das Soldatwerden weit, weit zuruͤck. Jch ſann und that und traͤumte nichts anders, als zeich- nen, die Werke des Alterthums ſtudiren, und mit meinen Mahlern Kunſtgeſpraͤche fuͤhren. Mit dieſen war ich auch entſchloſſen, nach Rom zu reiſen, und mit ihnen dort zu leben: durch einen ſonderbaren Vorfall ſah ich mich aber ge- noͤthigt, fruͤher noch, als dieſe es bewerkſtelli- gen konnten, Venedig zu verlaſſen.
Jn einem großen Hauſe ward eines Abends waͤhrend dem Karneval ein Ball gegeben; ich ward von den Englaͤndern beredet, mit ihnen hinzugehen. Man ſpielte, der eine von mei- nen Lords ſpielte hoch, und verlohr anſehnlich gegen eine Maske, die durch ihr anhaltendes Gluͤck wohl Verdacht gegen ſich erregen mochte. Mein ehrlicher Grosbrittannier verſtand das
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Umgang mit einigen jungen deutſchen Mahlern,
die ich in der Zeit kennen lernte, brachten mich
auf den Gedanken, die Kunſt zu ſtudiren und
dann nach Rom zu gehen, um ſeine Wunder der
Kunſt zu ſehen und zu verſtehen. Dieſen Gedanken
ergriff ich nun aus ganzer Seele und ſchob das
Soldatwerden weit, weit zuruͤck. Jch ſann
und that und traͤumte nichts anders, als zeich-
nen, die Werke des Alterthums ſtudiren, und
mit meinen Mahlern Kunſtgeſpraͤche fuͤhren.
Mit dieſen war ich auch entſchloſſen, nach Rom
zu reiſen, und mit ihnen dort zu leben: durch
einen ſonderbaren Vorfall ſah ich mich aber ge-
noͤthigt, fruͤher noch, als dieſe es bewerkſtelli-
gen konnten, Venedig zu verlaſſen.
Jn einem großen Hauſe ward eines Abends
waͤhrend dem Karneval ein Ball gegeben; ich
ward von den Englaͤndern beredet, mit ihnen
hinzugehen. Man ſpielte, der eine von mei-
nen Lords ſpielte hoch, und verlohr anſehnlich
gegen eine Maske, die durch ihr anhaltendes
Gluͤck wohl Verdacht gegen ſich erregen mochte.
Mein ehrlicher Grosbrittannier verſtand das
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/165>, abgerufen am 06.10.2024.
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