Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

Jene waren es wohl zufrieden, man
machte sich auf den Weg, und im Gehen
sagte Florentin: jene Aussicht habe ich aus
einem ganz besondern Grund zum Abzeichnen
ersehen. Man sieht von dort ein Haus,
das mich durch seine Bauart und eine
Aehnlichkeit in der Lage an eine lustige Ge-
schichte erinnert, die ich euch noch erzählen
will. Jhr mögt euch meiner dabey erin-
nern, wenn ich fern bin, und ihr die
Zeichnung beschaut in friedlichen Tagen.

Als ich in Venedig war, ließ ich mich
in einer der schönen Nächte mit einigen jun-
gen Leuten auf dem Golfo herum fahren.
Wir machten Musik, und waren voller
Muthwillen und Lust. Einer unter ihnen
hatte eine gute Freundin, die in einem
Landhause nicht weit vom Ufer wohnte, es
fiel ihm ein, ihr eine Musik unter ih-
rem Fenster zu bringen, und er bat uns
ihn zu begleiten: wir willigten ein, und
stiegen ans Land. Die Musik ward gebracht,
und so gnädig aufgenommen, daß man uns

Jene waren es wohl zufrieden, man
machte ſich auf den Weg, und im Gehen
ſagte Florentin: jene Ausſicht habe ich aus
einem ganz beſondern Grund zum Abzeichnen
erſehen. Man ſieht von dort ein Haus,
das mich durch ſeine Bauart und eine
Aehnlichkeit in der Lage an eine luſtige Ge-
ſchichte erinnert, die ich euch noch erzaͤhlen
will. Jhr moͤgt euch meiner dabey erin-
nern, wenn ich fern bin, und ihr die
Zeichnung beſchaut in friedlichen Tagen.

Als ich in Venedig war, ließ ich mich
in einer der ſchoͤnen Naͤchte mit einigen jun-
gen Leuten auf dem Golfo herum fahren.
Wir machten Muſik, und waren voller
Muthwillen und Luſt. Einer unter ihnen
hatte eine gute Freundin, die in einem
Landhauſe nicht weit vom Ufer wohnte, es
fiel ihm ein, ihr eine Muſik unter ih-
rem Fenſter zu bringen, und er bat uns
ihn zu begleiten: wir willigten ein, und
ſtiegen ans Land. Die Muſik ward gebracht,
und ſo gnaͤdig aufgenommen, daß man uns

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0206" n="198"/>
          <p>Jene waren es wohl zufrieden, man<lb/>
machte &#x017F;ich auf den Weg, und im Gehen<lb/>
&#x017F;agte Florentin: jene Aus&#x017F;icht habe ich aus<lb/>
einem ganz be&#x017F;ondern Grund zum Abzeichnen<lb/>
er&#x017F;ehen. Man &#x017F;ieht von dort ein Haus,<lb/>
das mich durch &#x017F;eine Bauart und eine<lb/>
Aehnlichkeit in der Lage an eine lu&#x017F;tige Ge-<lb/>
&#x017F;chichte erinnert, die ich euch noch erza&#x0364;hlen<lb/>
will. Jhr mo&#x0364;gt euch meiner dabey erin-<lb/>
nern, wenn ich fern bin, und ihr die<lb/>
Zeichnung be&#x017F;chaut in friedlichen Tagen.</p><lb/>
          <p>Als ich in Venedig war, ließ ich mich<lb/>
in einer der &#x017F;cho&#x0364;nen Na&#x0364;chte mit einigen jun-<lb/>
gen Leuten auf dem Golfo herum fahren.<lb/>
Wir machten Mu&#x017F;ik, und waren voller<lb/>
Muthwillen und Lu&#x017F;t. Einer unter ihnen<lb/>
hatte eine gute Freundin, die in einem<lb/>
Landhau&#x017F;e nicht weit vom Ufer wohnte, es<lb/>
fiel ihm ein, ihr eine Mu&#x017F;ik unter ih-<lb/>
rem Fen&#x017F;ter zu bringen, und er bat uns<lb/>
ihn zu begleiten: wir willigten ein, und<lb/>
&#x017F;tiegen ans Land. Die Mu&#x017F;ik ward gebracht,<lb/>
und &#x017F;o gna&#x0364;dig aufgenommen, daß man uns<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[198/0206] Jene waren es wohl zufrieden, man machte ſich auf den Weg, und im Gehen ſagte Florentin: jene Ausſicht habe ich aus einem ganz beſondern Grund zum Abzeichnen erſehen. Man ſieht von dort ein Haus, das mich durch ſeine Bauart und eine Aehnlichkeit in der Lage an eine luſtige Ge- ſchichte erinnert, die ich euch noch erzaͤhlen will. Jhr moͤgt euch meiner dabey erin- nern, wenn ich fern bin, und ihr die Zeichnung beſchaut in friedlichen Tagen. Als ich in Venedig war, ließ ich mich in einer der ſchoͤnen Naͤchte mit einigen jun- gen Leuten auf dem Golfo herum fahren. Wir machten Muſik, und waren voller Muthwillen und Luſt. Einer unter ihnen hatte eine gute Freundin, die in einem Landhauſe nicht weit vom Ufer wohnte, es fiel ihm ein, ihr eine Muſik unter ih- rem Fenſter zu bringen, und er bat uns ihn zu begleiten: wir willigten ein, und ſtiegen ans Land. Die Muſik ward gebracht, und ſo gnaͤdig aufgenommen, daß man uns

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/206
Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/206>, abgerufen am 24.11.2024.