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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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merte, und der Gefang einer weiblichen
S[unleserliches Material - 3 Zeichen fehlen]me, von einer Guitarre begleitet, er-
scholl. Das Ganze zog mich hinlänglich an,
um mich etwas näher umzusehen. Jn einem
Augenblick sprang ich über das Gitter, und
stand dicht vor dem Balkon, wo ich das
ganze Zimmer hinter demselben übersehen
konnte.

Es war ein niedlich gebauter Sallon,
der so geschmackvoll und zugleich prächtig de-
korirt war, als ich es selten gesehen habe.
Besonders zog meine Blicke ein schöner Fuß-
teppich an, mit grünem Grund, auf den
zerstreute Rosen eingewirkt waren, der sich
gegen die glänzenden mit Gold verzierten
Wände sehr schön ausnahm. Das Ganze
ward von einem krystallnen Kronleuchter zau-
berisch beleuchtet. Eine schöne junge Frau,
im leichtesten zierlichsten Gewande, die
schwarzen Haare oben auf dem Kopfe zusam-
mengeknüpft, ging singend auf diesem Tep-
pich mit leichtem Fuß umher, in ihrem Arm
ruhte die Guitarre, die sie mit vieler An-

merte, und der Gefang einer weiblichen
S[unleserliches Material – 3 Zeichen fehlen]me, von einer Guitarre begleitet, er-
ſcholl. Das Ganze zog mich hinlaͤnglich an,
um mich etwas naͤher umzuſehen. Jn einem
Augenblick ſprang ich uͤber das Gitter, und
ſtand dicht vor dem Balkon, wo ich das
ganze Zimmer hinter demſelben uͤberſehen
konnte.

Es war ein niedlich gebauter Sallon,
der ſo geſchmackvoll und zugleich praͤchtig de-
korirt war, als ich es ſelten geſehen habe.
Beſonders zog meine Blicke ein ſchoͤner Fuß-
teppich an, mit gruͤnem Grund, auf den
zerſtreute Roſen eingewirkt waren, der ſich
gegen die glaͤnzenden mit Gold verzierten
Waͤnde ſehr ſchoͤn ausnahm. Das Ganze
ward von einem kryſtallnen Kronleuchter zau-
beriſch beleuchtet. Eine ſchoͤne junge Frau,
im leichteſten zierlichſten Gewande, die
ſchwarzen Haare oben auf dem Kopfe zuſam-
mengeknuͤpft, ging ſingend auf dieſem Tep-
pich mit leichtem Fuß umher, in ihrem Arm
ruhte die Guitarre, die ſie mit vieler An-

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[200/0208] merte, und der Gefang einer weiblichen S___me, von einer Guitarre begleitet, er- ſcholl. Das Ganze zog mich hinlaͤnglich an, um mich etwas naͤher umzuſehen. Jn einem Augenblick ſprang ich uͤber das Gitter, und ſtand dicht vor dem Balkon, wo ich das ganze Zimmer hinter demſelben uͤberſehen konnte. Es war ein niedlich gebauter Sallon, der ſo geſchmackvoll und zugleich praͤchtig de- korirt war, als ich es ſelten geſehen habe. Beſonders zog meine Blicke ein ſchoͤner Fuß- teppich an, mit gruͤnem Grund, auf den zerſtreute Roſen eingewirkt waren, der ſich gegen die glaͤnzenden mit Gold verzierten Waͤnde ſehr ſchoͤn ausnahm. Das Ganze ward von einem kryſtallnen Kronleuchter zau- beriſch beleuchtet. Eine ſchoͤne junge Frau, im leichteſten zierlichſten Gewande, die ſchwarzen Haare oben auf dem Kopfe zuſam- mengeknuͤpft, ging ſingend auf dieſem Tep- pich mit leichtem Fuß umher, in ihrem Arm ruhte die Guitarre, die ſie mit vieler An-

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/208>, abgerufen am 21.11.2024.