den, wo die Aussicht nach dem Schloßgat- ten frey sey.
Während dieser weitläuftigen Erzählun- gen, die alle nach einander gehört wurden, die niemanden etwas neues lehrten, und wo- von doch keiner ein Wort verlteren wollte, und die alle mit den größten Lobeserhebun- gen für den Fremden anfingen und endigten, war dieser still und nahm auf keine Weise Antheil daran.
"Man kann doch, dachte er, in der Welt nicht einmal mehr zu seiner Lust, oder weil es einem gerade in den Weg kommt, ein Thier erlegen, oder man muß dann viel Langeweile dafür erleben! Zu seinem Glücke ist der gute Maun gerettet worden: ist es meine Schuld, daß sein Leben an meinem Spiele hing? Den weitläuftigen Dank könn- ten sie einem größeren Verdienst aufsparen. ... Jch hätte die größte Lust von der Welt, ih- nen das mit eben dem Pathos vorzutragen, wie sie einander die wundervolle Begeben- heit. Bey Gott! mich machen diese Leute
den, wo die Ausſicht nach dem Schloßgat- ten frey ſey.
Waͤhrend dieſer weitlaͤuftigen Erzaͤhlun- gen, die alle nach einander gehoͤrt wurden, die niemanden etwas neues lehrten, und wo- von doch keiner ein Wort verlteren wollte, und die alle mit den groͤßten Lobeserhebun- gen fuͤr den Fremden anfingen und endigten, war dieſer ſtill und nahm auf keine Weiſe Antheil daran.
„Man kann doch, dachte er, in der Welt nicht einmal mehr zu ſeiner Luſt, oder weil es einem gerade in den Weg kommt, ein Thier erlegen, oder man muß dann viel Langeweile dafuͤr erleben! Zu ſeinem Gluͤcke iſt der gute Maun gerettet worden: iſt es meine Schuld, daß ſein Leben an meinem Spiele hing? Den weitlaͤuftigen Dank koͤnn- ten ſie einem groͤßeren Verdienſt aufſparen. … Jch haͤtte die groͤßte Luſt von der Welt, ih- nen das mit eben dem Pathos vorzutragen, wie ſie einander die wundervolle Begeben- heit. Bey Gott! mich machen dieſe Leute
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den, wo die Ausſicht nach dem Schloßgat-
ten frey ſey.
Waͤhrend dieſer weitlaͤuftigen Erzaͤhlun-
gen, die alle nach einander gehoͤrt wurden,
die niemanden etwas neues lehrten, und wo-
von doch keiner ein Wort verlteren wollte,
und die alle mit den groͤßten Lobeserhebun-
gen fuͤr den Fremden anfingen und endigten,
war dieſer ſtill und nahm auf keine Weiſe
Antheil daran.
„Man kann doch, dachte er, in der Welt
nicht einmal mehr zu ſeiner Luſt, oder weil
es einem gerade in den Weg kommt, ein
Thier erlegen, oder man muß dann viel
Langeweile dafuͤr erleben! Zu ſeinem Gluͤcke
iſt der gute Maun gerettet worden: iſt es
meine Schuld, daß ſein Leben an meinem
Spiele hing? Den weitlaͤuftigen Dank koͤnn-
ten ſie einem groͤßeren Verdienſt aufſparen. …
Jch haͤtte die groͤßte Luſt von der Welt, ih-
nen das mit eben dem Pathos vorzutragen,
wie ſie einander die wundervolle Begeben-
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/22>, abgerufen am 21.11.2024.
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