Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

den, wo die Aussicht nach dem Schloßgat-
ten frey sey.

Während dieser weitläuftigen Erzählun-
gen, die alle nach einander gehört wurden,
die niemanden etwas neues lehrten, und wo-
von doch keiner ein Wort verlteren wollte,
und die alle mit den größten Lobeserhebun-
gen für den Fremden anfingen und endigten,
war dieser still und nahm auf keine Weise
Antheil daran.

"Man kann doch, dachte er, in der Welt
nicht einmal mehr zu seiner Lust, oder weil
es einem gerade in den Weg kommt, ein
Thier erlegen, oder man muß dann viel
Langeweile dafür erleben! Zu seinem Glücke
ist der gute Maun gerettet worden: ist es
meine Schuld, daß sein Leben an meinem
Spiele hing? Den weitläuftigen Dank könn-
ten sie einem größeren Verdienst aufsparen. ...
Jch hätte die größte Lust von der Welt, ih-
nen das mit eben dem Pathos vorzutragen,
wie sie einander die wundervolle Begeben-
heit. Bey Gott! mich machen diese Leute

den, wo die Ausſicht nach dem Schloßgat-
ten frey ſey.

Waͤhrend dieſer weitlaͤuftigen Erzaͤhlun-
gen, die alle nach einander gehoͤrt wurden,
die niemanden etwas neues lehrten, und wo-
von doch keiner ein Wort verlteren wollte,
und die alle mit den groͤßten Lobeserhebun-
gen fuͤr den Fremden anfingen und endigten,
war dieſer ſtill und nahm auf keine Weiſe
Antheil daran.

„Man kann doch, dachte er, in der Welt
nicht einmal mehr zu ſeiner Luſt, oder weil
es einem gerade in den Weg kommt, ein
Thier erlegen, oder man muß dann viel
Langeweile dafuͤr erleben! Zu ſeinem Gluͤcke
iſt der gute Maun gerettet worden: iſt es
meine Schuld, daß ſein Leben an meinem
Spiele hing? Den weitlaͤuftigen Dank koͤnn-
ten ſie einem groͤßeren Verdienſt aufſparen. …
Jch haͤtte die groͤßte Luſt von der Welt, ih-
nen das mit eben dem Pathos vorzutragen,
wie ſie einander die wundervolle Begeben-
heit. Bey Gott! mich machen dieſe Leute

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0022" n="14"/>
den, wo die Aus&#x017F;icht nach dem Schloßgat-<lb/>
ten frey &#x017F;ey.</p><lb/>
          <p>Wa&#x0364;hrend die&#x017F;er weitla&#x0364;uftigen Erza&#x0364;hlun-<lb/>
gen, die alle nach einander geho&#x0364;rt wurden,<lb/>
die niemanden etwas neues lehrten, und wo-<lb/>
von doch keiner ein Wort verlteren wollte,<lb/>
und die alle mit den gro&#x0364;ßten Lobeserhebun-<lb/>
gen fu&#x0364;r den Fremden anfingen und endigten,<lb/>
war die&#x017F;er &#x017F;till und nahm auf keine Wei&#x017F;e<lb/>
Antheil daran.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Man kann doch, dachte er, in der Welt<lb/>
nicht einmal mehr zu &#x017F;einer Lu&#x017F;t, oder weil<lb/>
es einem gerade in den Weg kommt, ein<lb/>
Thier erlegen, oder man muß dann viel<lb/>
Langeweile dafu&#x0364;r erleben! Zu &#x017F;einem Glu&#x0364;cke<lb/>
i&#x017F;t der gute Maun gerettet worden: i&#x017F;t es<lb/>
meine Schuld, daß &#x017F;ein Leben an meinem<lb/>
Spiele hing? Den weitla&#x0364;uftigen Dank ko&#x0364;nn-<lb/>
ten &#x017F;ie einem gro&#x0364;ßeren Verdien&#x017F;t auf&#x017F;paren. &#x2026;<lb/>
Jch ha&#x0364;tte die gro&#x0364;ßte Lu&#x017F;t von der Welt, ih-<lb/>
nen das mit eben dem Pathos vorzutragen,<lb/>
wie &#x017F;ie einander die wundervolle Begeben-<lb/>
heit. Bey Gott! mich machen die&#x017F;e Leute<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0022] den, wo die Ausſicht nach dem Schloßgat- ten frey ſey. Waͤhrend dieſer weitlaͤuftigen Erzaͤhlun- gen, die alle nach einander gehoͤrt wurden, die niemanden etwas neues lehrten, und wo- von doch keiner ein Wort verlteren wollte, und die alle mit den groͤßten Lobeserhebun- gen fuͤr den Fremden anfingen und endigten, war dieſer ſtill und nahm auf keine Weiſe Antheil daran. „Man kann doch, dachte er, in der Welt nicht einmal mehr zu ſeiner Luſt, oder weil es einem gerade in den Weg kommt, ein Thier erlegen, oder man muß dann viel Langeweile dafuͤr erleben! Zu ſeinem Gluͤcke iſt der gute Maun gerettet worden: iſt es meine Schuld, daß ſein Leben an meinem Spiele hing? Den weitlaͤuftigen Dank koͤnn- ten ſie einem groͤßeren Verdienſt aufſparen. … Jch haͤtte die groͤßte Luſt von der Welt, ih- nen das mit eben dem Pathos vorzutragen, wie ſie einander die wundervolle Begeben- heit. Bey Gott! mich machen dieſe Leute

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/22
Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/22>, abgerufen am 21.11.2024.