Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.Zwölftes Kapitel. Meine Tante Clementine hatte in ihrer Ju- Zwoͤlftes Kapitel. Meine Tante Clementine hatte in ihrer Ju- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0243" n="[235]"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#g">Zwoͤlftes Kapitel.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p><hi rendition="#in">M</hi>eine Tante Clementine hatte in ihrer Ju-<lb/> gend eine Freundin, von der ſie ſich oft Mo-<lb/> nate lang nicht trennte. Dieſe Freundin war<lb/> verheirathet, ihren Namen habe ich nicht<lb/> erfahren, die Tante nannte ſie nur immer<lb/> Marquiſe. Sie lebte gluͤcklich mit ihren Ge-<lb/> mahl, den ſie ſehr liebte, und von dem ſie<lb/> eben ſo wieder geliebt ward. Sie waren<lb/> ſchon fuͤnf oder ſechs Jahre verheirathet ohne<lb/> Kinder zu bekommen, wie ſie beyde es ſehn-<lb/> lichſt wuͤnſchten. Dem Marquis war es ſehr<lb/> wichtig einen Erben zu haben, weil der Be-<lb/> ſitz großer Guͤter an dieſe Bedingung geknuͤpft<lb/> war. Die gute Dame fuͤrchtete fuͤr die Liebe<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[235]/0243]
Zwoͤlftes Kapitel.
Meine Tante Clementine hatte in ihrer Ju-
gend eine Freundin, von der ſie ſich oft Mo-
nate lang nicht trennte. Dieſe Freundin war
verheirathet, ihren Namen habe ich nicht
erfahren, die Tante nannte ſie nur immer
Marquiſe. Sie lebte gluͤcklich mit ihren Ge-
mahl, den ſie ſehr liebte, und von dem ſie
eben ſo wieder geliebt ward. Sie waren
ſchon fuͤnf oder ſechs Jahre verheirathet ohne
Kinder zu bekommen, wie ſie beyde es ſehn-
lichſt wuͤnſchten. Dem Marquis war es ſehr
wichtig einen Erben zu haben, weil der Be-
ſitz großer Guͤter an dieſe Bedingung geknuͤpft
war. Die gute Dame fuͤrchtete fuͤr die Liebe
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