Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.Eieganz anmuthig durch: gleichsam der ernste Jetzt betrachtete Florentin auch die Schön- Eieganz anmuthig durch: gleichſam der ernſte Jetzt betrachtete Florentin auch die Schoͤn- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0030" n="22"/> Eieganz anmuthig durch: gleichſam der ernſte<lb/> Wille des Herrn, durch die gefaͤlligere Neigung<lb/> der Hausfrau gemildert. Ein allgemeines<lb/> Wohlſeyn war ringsum verbreitet, eine gewiſſe<lb/> Reichlichkeit und unbeſorgte Ordnung. Nichts<lb/> von dem Spaͤrlichen neben der ſinnloſen Ver-<lb/> ſchwendung, was man ſo oft wahrnimmt, wo<lb/> einſeitiges Beſtreben nach einem erzwungenen<lb/> Glanze das uͤbrige armſelig erſcheinen macht.</p><lb/> <p>Jetzt betrachtete Florentin auch die Schoͤn-<lb/> heit der beyden Frauen mit großer Bewunde-<lb/> rung. Julianeus Geſicht gehoͤrte nicht zu den<lb/> regelmaͤßigen Schoͤnheiten, die man anſtaunt,<lb/> aber deren Mangel an Lebhaftigkeit kalt laͤßt:<lb/> das feine Spiel der ſprechenden Zuͤge, die ſo<lb/> ſichtbar alles abſpiegelten, was in ihrer Seele<lb/> vorging, war unwiderſtehlich anziehend und lie-<lb/> benswuͤrdig. Sie war im vollkommenſten<lb/> Ebenmaß gebaut, obgleich nicht ſehr groß; ein<lb/> wahrer Reichthum an lichtbraunen Haaren um-<lb/> floß in vielen Locken und Flechten das ſchoͤn ge-<lb/> formte Koͤpfchen und den weißen Nacken; an<lb/> den aufbluͤhenden Buſen ſchloß ſich in weichen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [22/0030]
Eieganz anmuthig durch: gleichſam der ernſte
Wille des Herrn, durch die gefaͤlligere Neigung
der Hausfrau gemildert. Ein allgemeines
Wohlſeyn war ringsum verbreitet, eine gewiſſe
Reichlichkeit und unbeſorgte Ordnung. Nichts
von dem Spaͤrlichen neben der ſinnloſen Ver-
ſchwendung, was man ſo oft wahrnimmt, wo
einſeitiges Beſtreben nach einem erzwungenen
Glanze das uͤbrige armſelig erſcheinen macht.
Jetzt betrachtete Florentin auch die Schoͤn-
heit der beyden Frauen mit großer Bewunde-
rung. Julianeus Geſicht gehoͤrte nicht zu den
regelmaͤßigen Schoͤnheiten, die man anſtaunt,
aber deren Mangel an Lebhaftigkeit kalt laͤßt:
das feine Spiel der ſprechenden Zuͤge, die ſo
ſichtbar alles abſpiegelten, was in ihrer Seele
vorging, war unwiderſtehlich anziehend und lie-
benswuͤrdig. Sie war im vollkommenſten
Ebenmaß gebaut, obgleich nicht ſehr groß; ein
wahrer Reichthum an lichtbraunen Haaren um-
floß in vielen Locken und Flechten das ſchoͤn ge-
formte Koͤpfchen und den weißen Nacken; an
den aufbluͤhenden Buſen ſchloß ſich in weichen
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