keit und die Schmerzen eines liebenden Her- zens auszusprechen! Florentin, Sie lieben! gewiß Sie lieben! Sie sollten uns die Ge- schichte Jhres Glücks mittheilen! oder, wenn Sie nicht glücklich lieben ... armer Floren- tin! -- Sie nahm seine Hand in ihre bey- den Hände. Er seufzte und lehnte seine Stirn auf ihre Hand.
"So öffnen Sie uns Jhr Herz, fuhr sie mit bewegter Stimme fort, wir sind es bey- de werth. -- Florentin richtete sich auf. -- Wie mich Eure Theilnahme rührt, Jhr Gu- ten. Es ist das erste von Herzen zu Herzen gehende, dem ich begegnet bin! Wohl trage ich Liebe in meiner Brust, Juliane, aber ein Weib, dem sie eigen gehörte, die sie mit mir theilte ... die fand ich noch nie! -- O das ist unglaublich. Sie entziehen sich uns. -- Nein, bey Gott, Nein!
Sie werden es weder glückliche noch un- glückliche Liebe nennen wollen, wenn Sie hö- ren, daß ich von meinem sechzehnten Jahre an der Erziehung der berühmtesten schönen
keit und die Schmerzen eines liebenden Her- zens auszuſprechen! Florentin, Sie lieben! gewiß Sie lieben! Sie ſollten uns die Ge- ſchichte Jhres Gluͤcks mittheilen! oder, wenn Sie nicht gluͤcklich lieben … armer Floren- tin! — Sie nahm ſeine Hand in ihre bey- den Haͤnde. Er ſeufzte und lehnte ſeine Stirn auf ihre Hand.
„So oͤffnen Sie uns Jhr Herz, fuhr ſie mit bewegter Stimme fort, wir ſind es bey- de werth. — Florentin richtete ſich auf. — Wie mich Eure Theilnahme ruͤhrt, Jhr Gu- ten. Es iſt das erſte von Herzen zu Herzen gehende, dem ich begegnet bin! Wohl trage ich Liebe in meiner Bruſt, Juliane, aber ein Weib, dem ſie eigen gehoͤrte, die ſie mit mir theilte … die fand ich noch nie! — O das iſt unglaublich. Sie entziehen ſich uns. — Nein, bey Gott, Nein!
Sie werden es weder gluͤckliche noch un- gluͤckliche Liebe nennen wollen, wenn Sie hoͤ- ren, daß ich von meinem ſechzehnten Jahre an der Erziehung der beruͤhmteſten ſchoͤnen
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keit und die Schmerzen eines liebenden Her-
zens auszuſprechen! Florentin, Sie lieben!
gewiß Sie lieben! Sie ſollten uns die Ge-
ſchichte Jhres Gluͤcks mittheilen! oder, wenn
Sie nicht gluͤcklich lieben … armer Floren-
tin! — Sie nahm ſeine Hand in ihre bey-
den Haͤnde. Er ſeufzte und lehnte ſeine
Stirn auf ihre Hand.
„So oͤffnen Sie uns Jhr Herz, fuhr ſie
mit bewegter Stimme fort, wir ſind es bey-
de werth. — Florentin richtete ſich auf. —
Wie mich Eure Theilnahme ruͤhrt, Jhr Gu-
ten. Es iſt das erſte von Herzen zu Herzen
gehende, dem ich begegnet bin! Wohl trage
ich Liebe in meiner Bruſt, Juliane, aber
ein Weib, dem ſie eigen gehoͤrte, die ſie mit
mir theilte … die fand ich noch nie! — O
das iſt unglaublich. Sie entziehen ſich uns.
— Nein, bey Gott, Nein!
Sie werden es weder gluͤckliche noch un-
gluͤckliche Liebe nennen wollen, wenn Sie hoͤ-
ren, daß ich von meinem ſechzehnten Jahre
an der Erziehung der beruͤhmteſten ſchoͤnen
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/87>, abgerufen am 04.12.2024.
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