ist es, wo man, während die Körperchen sich fortbewegen, einzelne für einen Augenblick festsitzen, dann sich losreissen und wieder langsam fortgehen sieht, so dass der Name der trägen Schicht für diesen Theil des Blutstromes ein voll- kommen recipirter geworden ist.
Diese beiden Eigenthümlichkeiten, dass bei einer Ab- schwächung des Stromes die Körperchen an den Wandungen des Gefässes stellenweise haften bleiben, gewissermaassen an ihnen ankleben, und dass sie untereinander zu grösseren Klum- pen sich zusammenballen, haben zusammen die Wirkung, dass, wenn im Blute viele farblose Körper vorhanden sind und der Tod, wie in den gewöhnlichen Fällen, unter einer allmäligen Abschwächung der Triebkraft erfolgt, in den verschiedensten Gefässen die farblosen Körper sich zu kleinen Haufen zusam- menballen und in der Regel am Umfange des späteren Blut- gerinnsels liegen bleiben.
Ziehen wir z. B. aus der Cava inferior den Blutpfropf heraus, so kann es sein, dass an seiner Oberfläche kleine Kör- ner (Fig. 58, A.) sitzen, Knöpfchen von weisser Farbe, welche aussehen, wie kleine Eiterpunkte, oder welche gar zu mehre- ren perlschnurartig zusammenhängen. Dies Vorkommen ist am constantesten an denjenigen Punkten, wo die Zahl der Körper jedesmal am häufigsten ist, in der Strecke zwischen der Einmündung des Ductus thoracicus und der Lungenbahn. Ziemlich leicht vermag das blosse Auge an dem Abscheiden dieser Massen das mehr oder weniger reichliche Vorkommen der farblosen Körperchen zu erkennen. Unter Umständen, wo die Zahl derselben sehr gross wird, sieht man auch wohl ganze Häufchen, die wie eine Scheide einzelne Abschnitte des Gerinnsels umlagern. Bringt man ein solches Häufchen un- ter das Mikroskop, so sieht man viele Tausende von farblo- sen Körpern zusammen.
Erfolgt die Gerinnung des Blutes, wenn dasselbe mehr in Ruhe ist, so tritt eine andere Erscheinung sehr deutlich her- vor, wie man sie in Aderlass-Gefässen sehen kann. Gerinnt der Faserstoff nicht sehr schnell, wie bei entzündlichem Blute, so fangen innerhalb der Flüssigkeit die Blutkörperchen an, sich vermöge ihrer Schwere zu senken. Diese Sedimentirung
Siebente Vorlesung.
ist es, wo man, während die Körperchen sich fortbewegen, einzelne für einen Augenblick festsitzen, dann sich losreissen und wieder langsam fortgehen sieht, so dass der Name der trägen Schicht für diesen Theil des Blutstromes ein voll- kommen recipirter geworden ist.
Diese beiden Eigenthümlichkeiten, dass bei einer Ab- schwächung des Stromes die Körperchen an den Wandungen des Gefässes stellenweise haften bleiben, gewissermaassen an ihnen ankleben, und dass sie untereinander zu grösseren Klum- pen sich zusammenballen, haben zusammen die Wirkung, dass, wenn im Blute viele farblose Körper vorhanden sind und der Tod, wie in den gewöhnlichen Fällen, unter einer allmäligen Abschwächung der Triebkraft erfolgt, in den verschiedensten Gefässen die farblosen Körper sich zu kleinen Haufen zusam- menballen und in der Regel am Umfange des späteren Blut- gerinnsels liegen bleiben.
Ziehen wir z. B. aus der Cava inferior den Blutpfropf heraus, so kann es sein, dass an seiner Oberfläche kleine Kör- ner (Fig. 58, A.) sitzen, Knöpfchen von weisser Farbe, welche aussehen, wie kleine Eiterpunkte, oder welche gar zu mehre- ren perlschnurartig zusammenhängen. Dies Vorkommen ist am constantesten an denjenigen Punkten, wo die Zahl der Körper jedesmal am häufigsten ist, in der Strecke zwischen der Einmündung des Ductus thoracicus und der Lungenbahn. Ziemlich leicht vermag das blosse Auge an dem Abscheiden dieser Massen das mehr oder weniger reichliche Vorkommen der farblosen Körperchen zu erkennen. Unter Umständen, wo die Zahl derselben sehr gross wird, sieht man auch wohl ganze Häufchen, die wie eine Scheide einzelne Abschnitte des Gerinnsels umlagern. Bringt man ein solches Häufchen un- ter das Mikroskop, so sieht man viele Tausende von farblo- sen Körpern zusammen.
Erfolgt die Gerinnung des Blutes, wenn dasselbe mehr in Ruhe ist, so tritt eine andere Erscheinung sehr deutlich her- vor, wie man sie in Aderlass-Gefässen sehen kann. Gerinnt der Faserstoff nicht sehr schnell, wie bei entzündlichem Blute, so fangen innerhalb der Flüssigkeit die Blutkörperchen an, sich vermöge ihrer Schwere zu senken. Diese Sedimentirung
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Siebente Vorlesung.
ist es, wo man, während die Körperchen sich fortbewegen,
einzelne für einen Augenblick festsitzen, dann sich losreissen
und wieder langsam fortgehen sieht, so dass der Name der
trägen Schicht für diesen Theil des Blutstromes ein voll-
kommen recipirter geworden ist.
Diese beiden Eigenthümlichkeiten, dass bei einer Ab-
schwächung des Stromes die Körperchen an den Wandungen
des Gefässes stellenweise haften bleiben, gewissermaassen an
ihnen ankleben, und dass sie untereinander zu grösseren Klum-
pen sich zusammenballen, haben zusammen die Wirkung, dass,
wenn im Blute viele farblose Körper vorhanden sind und der
Tod, wie in den gewöhnlichen Fällen, unter einer allmäligen
Abschwächung der Triebkraft erfolgt, in den verschiedensten
Gefässen die farblosen Körper sich zu kleinen Haufen zusam-
menballen und in der Regel am Umfange des späteren Blut-
gerinnsels liegen bleiben.
Ziehen wir z. B. aus der Cava inferior den Blutpfropf
heraus, so kann es sein, dass an seiner Oberfläche kleine Kör-
ner (Fig. 58, A.) sitzen, Knöpfchen von weisser Farbe, welche
aussehen, wie kleine Eiterpunkte, oder welche gar zu mehre-
ren perlschnurartig zusammenhängen. Dies Vorkommen
ist am constantesten an denjenigen Punkten, wo die Zahl
der Körper jedesmal am häufigsten ist, in der Strecke zwischen
der Einmündung des Ductus thoracicus und der Lungenbahn.
Ziemlich leicht vermag das blosse Auge an dem Abscheiden
dieser Massen das mehr oder weniger reichliche Vorkommen
der farblosen Körperchen zu erkennen. Unter Umständen,
wo die Zahl derselben sehr gross wird, sieht man auch
wohl ganze Häufchen, die wie eine Scheide einzelne Abschnitte
des Gerinnsels umlagern. Bringt man ein solches Häufchen un-
ter das Mikroskop, so sieht man viele Tausende von farblo-
sen Körpern zusammen.
Erfolgt die Gerinnung des Blutes, wenn dasselbe mehr in
Ruhe ist, so tritt eine andere Erscheinung sehr deutlich her-
vor, wie man sie in Aderlass-Gefässen sehen kann. Gerinnt
der Faserstoff nicht sehr schnell, wie bei entzündlichem Blute,
so fangen innerhalb der Flüssigkeit die Blutkörperchen an,
sich vermöge ihrer Schwere zu senken. Diese Sedimentirung
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Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/160>, abgerufen am 24.11.2024.
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