Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858.Lymphdrüsen. Vergrösserung ist dies ausserordentlich deutlich) schon mitblossem Auge kleine, nebeneinander gelegene, rundliche, weisse oder graue Körner. Ist eine mässige Blutfülle vorhanden, so erkennt man ziemlich regelmässig um jedes Korn einen rothen Kranz von Gefässen. Diese Körner hat man seit langer Zeit Follikel genannt, aber es war zweifelhaft, ob es besondere Bildungen seien, oder blosse Windungen des Lymphgefässes, welche an die Oberfläche treten. Bei einer feineren mikro- skopischen Untersuchung unterscheidet man leicht die eigent- [Abbildung]
Fig. 61. liche (drüsige) Substanz der Fol-likel von dem faserigen Maschen- werk (Stroma), welches diesel- ben umgrenzt und welches nach aussen continuirlich mit dem Binde- gewebe der Capsel zusammen- hängt. Die innere Substanz be- steht überwiegend aus kleinen zelligen Elementen, die ziemlich lose liegen, bloss eingeschlossen in ein feines Netzwerk von stern- förmigen, oft kernhaltigen Balken. Unternimmt man es, die Lymph- gefässe innerhalb der Rinde aufzusuchen, so kommt davon innerhalb des Stroma's nur wenig zu Tage; injicirt man eine Drüse, so geht die Injectionsmasse mitten in die Follikel hinein. Untersucht man eine Gekrös- Drüse während der Chylification, also vielleicht 4--5 Stunden nach einer fettreichen Mahlzeit, so erscheint ihre ganze Sub- stanz weiss, vollständig milchig, und wenn man einzelne Theile mikroskopisch studirt, so erkennt man, dass das feine Chylus- fett überall zwischen den zelligen Elementen der Follikel liegt. [Abbildung]
Fig. 61. Durchschnitte durch die Rinde menschlicher Gekrös- Lymphdrüsen. Vergrösserung ist dies ausserordentlich deutlich) schon mitblossem Auge kleine, nebeneinander gelegene, rundliche, weisse oder graue Körner. Ist eine mässige Blutfülle vorhanden, so erkennt man ziemlich regelmässig um jedes Korn einen rothen Kranz von Gefässen. Diese Körner hat man seit langer Zeit Follikel genannt, aber es war zweifelhaft, ob es besondere Bildungen seien, oder blosse Windungen des Lymphgefässes, welche an die Oberfläche treten. Bei einer feineren mikro- skopischen Untersuchung unterscheidet man leicht die eigent- [Abbildung]
Fig. 61. liche (drüsige) Substanz der Fol-likel von dem faserigen Maschen- werk (Stroma), welches diesel- ben umgrenzt und welches nach aussen continuirlich mit dem Binde- gewebe der Capsel zusammen- hängt. Die innere Substanz be- steht überwiegend aus kleinen zelligen Elementen, die ziemlich lose liegen, bloss eingeschlossen in ein feines Netzwerk von stern- förmigen, oft kernhaltigen Balken. Unternimmt man es, die Lymph- gefässe innerhalb der Rinde aufzusuchen, so kommt davon innerhalb des Stroma’s nur wenig zu Tage; injicirt man eine Drüse, so geht die Injectionsmasse mitten in die Follikel hinein. Untersucht man eine Gekrös- Drüse während der Chylification, also vielleicht 4—5 Stunden nach einer fettreichen Mahlzeit, so erscheint ihre ganze Sub- stanz weiss, vollständig milchig, und wenn man einzelne Theile mikroskopisch studirt, so erkennt man, dass das feine Chylus- fett überall zwischen den zelligen Elementen der Follikel liegt. [Abbildung]
Fig. 61. Durchschnitte durch die Rinde menschlicher Gekrös- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0179" n="157"/><fw place="top" type="header">Lymphdrüsen.</fw><lb/> Vergrösserung ist dies ausserordentlich deutlich) schon mit<lb/> blossem Auge kleine, nebeneinander gelegene, rundliche, weisse<lb/> oder graue Körner. Ist eine mässige Blutfülle vorhanden, so<lb/> erkennt man ziemlich regelmässig um jedes Korn einen rothen<lb/> Kranz von Gefässen. Diese Körner hat man seit langer Zeit<lb/><hi rendition="#g">Follikel</hi> genannt, aber es war zweifelhaft, ob es besondere<lb/> Bildungen seien, oder blosse Windungen des Lymphgefässes,<lb/> welche an die Oberfläche treten. Bei einer feineren mikro-<lb/> skopischen Untersuchung unterscheidet man leicht die eigent-<lb/><figure><head>Fig. 61.</head></figure><lb/> liche (drüsige) Substanz der Fol-<lb/> likel von dem faserigen Maschen-<lb/> werk (Stroma), welches diesel-<lb/> ben umgrenzt und welches nach<lb/> aussen continuirlich mit dem Binde-<lb/> gewebe der Capsel zusammen-<lb/> hängt. Die innere Substanz be-<lb/> steht überwiegend aus kleinen<lb/> zelligen Elementen, die ziemlich<lb/> lose liegen, bloss eingeschlossen<lb/> in ein feines Netzwerk von stern-<lb/> förmigen, oft kernhaltigen Balken.<lb/> Unternimmt man es, die Lymph-<lb/> gefässe innerhalb der Rinde<lb/> aufzusuchen, so kommt davon innerhalb des Stroma’s nur wenig<lb/> zu Tage; injicirt man eine Drüse, so geht die Injectionsmasse<lb/> mitten in die Follikel hinein. Untersucht man eine Gekrös-<lb/> Drüse während der Chylification, also vielleicht 4—5 Stunden<lb/> nach einer fettreichen Mahlzeit, so erscheint ihre ganze Sub-<lb/> stanz weiss, vollständig milchig, und wenn man einzelne Theile<lb/> mikroskopisch studirt, so erkennt man, dass das feine Chylus-<lb/> fett überall zwischen den zelligen Elementen der Follikel liegt.<lb/><figure><head><hi rendition="#g">Fig</hi>. 61. </head><p>Durchschnitte durch die Rinde menschlicher Gekrös-<lb/> Drüsen. <hi rendition="#i">A</hi>. Schwache Vergrösserung der ganzen Rinde: <hi rendition="#i">P</hi> Umgebendes<lb/> Fettgewebe und Capsel, durch welche Blutgefässe <hi rendition="#i">v, v, v</hi> eintreten.<lb/><hi rendition="#i">F, F, F</hi> Follikel der Drüse, in welche sich die Blutgefässe zum Theil ein-<lb/> senken, bei <hi rendition="#i">i, i</hi> das die Follikel trennende Zwischengewebe (Stroma).<lb/><hi rendition="#i">B</hi>. Stärkere Vergrösserung (280 mal). <hi rendition="#i">C</hi> das parallel-fibrilläre Ge-<lb/> webe der Capsel. <hi rendition="#i">a, a</hi> das Reticulum, zum Theil leer, zum Theil mit<lb/> dem kernigen Inhalt erfüllt. Das Ganze stellt den äusseren Abschnitt<lb/> eines Follikels dar.</p></figure><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [157/0179]
Lymphdrüsen.
Vergrösserung ist dies ausserordentlich deutlich) schon mit
blossem Auge kleine, nebeneinander gelegene, rundliche, weisse
oder graue Körner. Ist eine mässige Blutfülle vorhanden, so
erkennt man ziemlich regelmässig um jedes Korn einen rothen
Kranz von Gefässen. Diese Körner hat man seit langer Zeit
Follikel genannt, aber es war zweifelhaft, ob es besondere
Bildungen seien, oder blosse Windungen des Lymphgefässes,
welche an die Oberfläche treten. Bei einer feineren mikro-
skopischen Untersuchung unterscheidet man leicht die eigent-
[Abbildung Fig. 61.]
liche (drüsige) Substanz der Fol-
likel von dem faserigen Maschen-
werk (Stroma), welches diesel-
ben umgrenzt und welches nach
aussen continuirlich mit dem Binde-
gewebe der Capsel zusammen-
hängt. Die innere Substanz be-
steht überwiegend aus kleinen
zelligen Elementen, die ziemlich
lose liegen, bloss eingeschlossen
in ein feines Netzwerk von stern-
förmigen, oft kernhaltigen Balken.
Unternimmt man es, die Lymph-
gefässe innerhalb der Rinde
aufzusuchen, so kommt davon innerhalb des Stroma’s nur wenig
zu Tage; injicirt man eine Drüse, so geht die Injectionsmasse
mitten in die Follikel hinein. Untersucht man eine Gekrös-
Drüse während der Chylification, also vielleicht 4—5 Stunden
nach einer fettreichen Mahlzeit, so erscheint ihre ganze Sub-
stanz weiss, vollständig milchig, und wenn man einzelne Theile
mikroskopisch studirt, so erkennt man, dass das feine Chylus-
fett überall zwischen den zelligen Elementen der Follikel liegt.
[Abbildung Fig. 61. Durchschnitte durch die Rinde menschlicher Gekrös-
Drüsen. A. Schwache Vergrösserung der ganzen Rinde: P Umgebendes
Fettgewebe und Capsel, durch welche Blutgefässe v, v, v eintreten.
F, F, F Follikel der Drüse, in welche sich die Blutgefässe zum Theil ein-
senken, bei i, i das die Follikel trennende Zwischengewebe (Stroma).
B. Stärkere Vergrösserung (280 mal). C das parallel-fibrilläre Ge-
webe der Capsel. a, a das Reticulum, zum Theil leer, zum Theil mit
dem kernigen Inhalt erfüllt. Das Ganze stellt den äusseren Abschnitt
eines Follikels dar.]
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