Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Fettige Usur und Ulceration.
da die fettige Masse abgeschlossen liegt, so gibt es eine Art
von Heerd, gleichsam einen Abscess. Erst bei vorgeschritte-
ner Erweichung reisst die Oberfläche ein, es treten Theile aus
der Höhle in das Gefäss und Theile aus dem Blute gehen
nach Innen hinein.

Auf diese Weise entstehen Destructionen, Zerstörun-
gen, Geschwüre, in letzter Instanz das atheromatöse Ge-
schwür; eine Form von Geschwür, welche den gewöhnlichen
Formen von Ulceration sehr nahe steht, aber nur der fettigen Me-
tamorphose ihre Entstehung verdankt. Es ist ein Produkt
des Heerdes, allein es enthält nichts mehr von geformten Ele-
mentartheilen. Cholestearin kann sich freilich noch abscheiden,
aber wir haben es eigentlich mit einem zerstörenden und schliess-
lich ulcerirenden Vorgange zu thun. Nur in solchen Theilen, wo,
wie in der Milchdrüse, in den Schmeerdrüsen, neue Elemente
nachwachsen, kann der Prozess längere Zeit bestehen, ohne zu
einem solchen vernichtenden Gesammtresultat zu führen. Die
einzelnen Zellen gehen aber auch da zuletzt unter und lösen
sich auf, wie bei der eigentlich fettigen Degeneration.



20*

Fettige Usur und Ulceration.
da die fettige Masse abgeschlossen liegt, so gibt es eine Art
von Heerd, gleichsam einen Abscess. Erst bei vorgeschritte-
ner Erweichung reisst die Oberfläche ein, es treten Theile aus
der Höhle in das Gefäss und Theile aus dem Blute gehen
nach Innen hinein.

Auf diese Weise entstehen Destructionen, Zerstörun-
gen, Geschwüre, in letzter Instanz das atheromatöse Ge-
schwür; eine Form von Geschwür, welche den gewöhnlichen
Formen von Ulceration sehr nahe steht, aber nur der fettigen Me-
tamorphose ihre Entstehung verdankt. Es ist ein Produkt
des Heerdes, allein es enthält nichts mehr von geformten Ele-
mentartheilen. Cholestearin kann sich freilich noch abscheiden,
aber wir haben es eigentlich mit einem zerstörenden und schliess-
lich ulcerirenden Vorgange zu thun. Nur in solchen Theilen, wo,
wie in der Milchdrüse, in den Schmeerdrüsen, neue Elemente
nachwachsen, kann der Prozess längere Zeit bestehen, ohne zu
einem solchen vernichtenden Gesammtresultat zu führen. Die
einzelnen Zellen gehen aber auch da zuletzt unter und lösen
sich auf, wie bei der eigentlich fettigen Degeneration.



20*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0329" n="307"/><fw place="top" type="header">Fettige Usur und Ulceration.</fw><lb/>
da die fettige Masse abgeschlossen liegt, so gibt es eine Art<lb/>
von Heerd, gleichsam einen Abscess. Erst bei vorgeschritte-<lb/>
ner Erweichung reisst die Oberfläche ein, es treten Theile aus<lb/>
der Höhle in das Gefäss und Theile aus dem Blute gehen<lb/>
nach Innen hinein.</p><lb/>
        <p>Auf diese Weise entstehen <hi rendition="#g">Destructionen, Zerstörun-<lb/>
gen, Geschwüre</hi>, in letzter Instanz das <hi rendition="#g">atheromatöse Ge-<lb/>
schwür</hi>; eine Form von Geschwür, welche den gewöhnlichen<lb/>
Formen von Ulceration sehr nahe steht, aber nur der fettigen Me-<lb/>
tamorphose ihre Entstehung verdankt. Es ist ein Produkt<lb/>
des Heerdes, allein es enthält nichts mehr von geformten Ele-<lb/>
mentartheilen. Cholestearin kann sich freilich noch abscheiden,<lb/>
aber wir haben es eigentlich mit einem zerstörenden und schliess-<lb/>
lich ulcerirenden Vorgange zu thun. Nur in solchen Theilen, wo,<lb/>
wie in der Milchdrüse, in den Schmeerdrüsen, neue Elemente<lb/>
nachwachsen, kann der Prozess längere Zeit bestehen, ohne zu<lb/>
einem solchen vernichtenden Gesammtresultat zu führen. Die<lb/>
einzelnen Zellen gehen aber auch da zuletzt unter und lösen<lb/>
sich auf, wie bei der eigentlich fettigen Degeneration.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <fw place="bottom" type="sig">20*</fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[307/0329] Fettige Usur und Ulceration. da die fettige Masse abgeschlossen liegt, so gibt es eine Art von Heerd, gleichsam einen Abscess. Erst bei vorgeschritte- ner Erweichung reisst die Oberfläche ein, es treten Theile aus der Höhle in das Gefäss und Theile aus dem Blute gehen nach Innen hinein. Auf diese Weise entstehen Destructionen, Zerstörun- gen, Geschwüre, in letzter Instanz das atheromatöse Ge- schwür; eine Form von Geschwür, welche den gewöhnlichen Formen von Ulceration sehr nahe steht, aber nur der fettigen Me- tamorphose ihre Entstehung verdankt. Es ist ein Produkt des Heerdes, allein es enthält nichts mehr von geformten Ele- mentartheilen. Cholestearin kann sich freilich noch abscheiden, aber wir haben es eigentlich mit einem zerstörenden und schliess- lich ulcerirenden Vorgange zu thun. Nur in solchen Theilen, wo, wie in der Milchdrüse, in den Schmeerdrüsen, neue Elemente nachwachsen, kann der Prozess längere Zeit bestehen, ohne zu einem solchen vernichtenden Gesammtresultat zu führen. Die einzelnen Zellen gehen aber auch da zuletzt unter und lösen sich auf, wie bei der eigentlich fettigen Degeneration. 20*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/329
Zitationshilfe: Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/329>, abgerufen am 24.11.2024.