Macht man hier Schnitte in der Nähe der Oberfläche und parallel mit derselben, so übersieht man leicht die fettig dege- nerirten Theile neben nicht degenerirten Theilen und neben un- versehrten Glomerulis. Betrachtet man einen solchen Schnitt bei schwächerer Vergrösserung, so sieht man neben den Malpighi- schen Knäulen, welche als grosse kuglige Gebilde erscheinen, die Windungen der degenerirten Harnkanälchen sich mannig- faltig durchsetzen und die gewundenen sich durch ihr trübes, schwärzliches Aussehen vor den gestreckten, helleren und mehr durchscheinenden auszeichnen.
Ich mache Sie dabei aufmerksam, dass an allen fettigen Theilen, wo wir bei auffallendem Lichte und bei der gewöhn- lichen Betrachtung mit blossem Auge weissliche, gelbliche oder gelbbräunliche Theile sehen, bei durchfallendem Lichte, wie wir es meistens bei den Mikroskopen und besonders bei stärke- rer Vergrösserung anwenden, entweder schwarze oder schwarz- bräunliche oder wenigstens sehr dunkle, von scharfen Schatten umgebene Theile erscheinen. Eine Körnchenkugel, die, wenn sie mit mehreren anderen zusammenliegt, für das blosse Auge eine weisse Opacität bedingt, wird bei durchfallendem Lichte ein fast schwarzes Aussehen darbieten. --
Wir haben nun eine Reihe von Beispielen der fettigen Dege- neration betrachtet und können uns von jetzt ab in unserer Betrachtung auf die eigentliche fettige Metamorphose be- schränken, bei welcher die normale Struktur des Theiles end- lich zu Grunde geht und an Stelle der histologischen Elemente allmählig eine rein emulsive Masse oder kurz gesagt ein fet- tiger Detritus tritt. Es macht dabei nichts aus, ob eine Eiterzelle, ein Bindegewebskörperchen, eine Nerven- oder Muskelfaser, ein Gefäss die Veränderung erfährt; das Resul- tat ist immer dasselbe: ein milchiger Detritus, eine amorphe Anhäufung von Fetttheilen in einer mehr oder weniger eiweiss- reichen Flüssigkeit. Wenn wir für alle Fälle der Fettmeta- morphose diese Uebereinstimmung festhalten, so folgt daraus doch keinesweges, dass der Werth dieser Veränderung in Beziehung auf die Krankheitsvorgänge jedesmal gleich sei. Sie können das schon daraus abnehmen, dass, während ich Ihnen diesen Prozess unter der Kategorie der rein passiven Störungen vorgeführt
Sechszehnte Vorlesung.
Macht man hier Schnitte in der Nähe der Oberfläche und parallel mit derselben, so übersieht man leicht die fettig dege- nerirten Theile neben nicht degenerirten Theilen und neben un- versehrten Glomerulis. Betrachtet man einen solchen Schnitt bei schwächerer Vergrösserung, so sieht man neben den Malpighi- schen Knäulen, welche als grosse kuglige Gebilde erscheinen, die Windungen der degenerirten Harnkanälchen sich mannig- faltig durchsetzen und die gewundenen sich durch ihr trübes, schwärzliches Aussehen vor den gestreckten, helleren und mehr durchscheinenden auszeichnen.
Ich mache Sie dabei aufmerksam, dass an allen fettigen Theilen, wo wir bei auffallendem Lichte und bei der gewöhn- lichen Betrachtung mit blossem Auge weissliche, gelbliche oder gelbbräunliche Theile sehen, bei durchfallendem Lichte, wie wir es meistens bei den Mikroskopen und besonders bei stärke- rer Vergrösserung anwenden, entweder schwarze oder schwarz- bräunliche oder wenigstens sehr dunkle, von scharfen Schatten umgebene Theile erscheinen. Eine Körnchenkugel, die, wenn sie mit mehreren anderen zusammenliegt, für das blosse Auge eine weisse Opacität bedingt, wird bei durchfallendem Lichte ein fast schwarzes Aussehen darbieten. —
Wir haben nun eine Reihe von Beispielen der fettigen Dege- neration betrachtet und können uns von jetzt ab in unserer Betrachtung auf die eigentliche fettige Metamorphose be- schränken, bei welcher die normale Struktur des Theiles end- lich zu Grunde geht und an Stelle der histologischen Elemente allmählig eine rein emulsive Masse oder kurz gesagt ein fet- tiger Detritus tritt. Es macht dabei nichts aus, ob eine Eiterzelle, ein Bindegewebskörperchen, eine Nerven- oder Muskelfaser, ein Gefäss die Veränderung erfährt; das Resul- tat ist immer dasselbe: ein milchiger Detritus, eine amorphe Anhäufung von Fetttheilen in einer mehr oder weniger eiweiss- reichen Flüssigkeit. Wenn wir für alle Fälle der Fettmeta- morphose diese Uebereinstimmung festhalten, so folgt daraus doch keinesweges, dass der Werth dieser Veränderung in Beziehung auf die Krankheitsvorgänge jedesmal gleich sei. Sie können das schon daraus abnehmen, dass, während ich Ihnen diesen Prozess unter der Kategorie der rein passiven Störungen vorgeführt
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Sechszehnte Vorlesung.
Macht man hier Schnitte in der Nähe der Oberfläche und
parallel mit derselben, so übersieht man leicht die fettig dege-
nerirten Theile neben nicht degenerirten Theilen und neben un-
versehrten Glomerulis. Betrachtet man einen solchen Schnitt bei
schwächerer Vergrösserung, so sieht man neben den Malpighi-
schen Knäulen, welche als grosse kuglige Gebilde erscheinen,
die Windungen der degenerirten Harnkanälchen sich mannig-
faltig durchsetzen und die gewundenen sich durch ihr trübes,
schwärzliches Aussehen vor den gestreckten, helleren und mehr
durchscheinenden auszeichnen.
Ich mache Sie dabei aufmerksam, dass an allen fettigen
Theilen, wo wir bei auffallendem Lichte und bei der gewöhn-
lichen Betrachtung mit blossem Auge weissliche, gelbliche oder
gelbbräunliche Theile sehen, bei durchfallendem Lichte, wie
wir es meistens bei den Mikroskopen und besonders bei stärke-
rer Vergrösserung anwenden, entweder schwarze oder schwarz-
bräunliche oder wenigstens sehr dunkle, von scharfen Schatten
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sie mit mehreren anderen zusammenliegt, für das blosse Auge
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ein fast schwarzes Aussehen darbieten. —
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allmählig eine rein emulsive Masse oder kurz gesagt ein fet-
tiger Detritus tritt. Es macht dabei nichts aus, ob eine
Eiterzelle, ein Bindegewebskörperchen, eine Nerven- oder
Muskelfaser, ein Gefäss die Veränderung erfährt; das Resul-
tat ist immer dasselbe: ein milchiger Detritus, eine amorphe
Anhäufung von Fetttheilen in einer mehr oder weniger eiweiss-
reichen Flüssigkeit. Wenn wir für alle Fälle der Fettmeta-
morphose diese Uebereinstimmung festhalten, so folgt daraus doch
keinesweges, dass der Werth dieser Veränderung in Beziehung
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Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/336>, abgerufen am 24.11.2024.
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