Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vischer, Friedrich Theodor von: Ästhetik oder Wissenschaft des Schönen. Bd. 1. Reutlingen u. a., 1846.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

durch einen Tapferern fällt, sondern weil ein Regen seine Waffen un-
brauchbar machte, dieß gehört hieher. Die Formen der Zufälligkeit,
welche §. 31--33 aufgeführt sind, sind nach §. 34 Gesetz im Schönen.
Diese werden durch die letztgenannte Form selbst getrübt, daß sie nicht
rein erscheinen. Zu der ganzen Sphäre der Zufälligkeit werden die wider-
streitenden Formen des Schönen, das Erhabene und Komische, allerdings
eine andere Stellung einnehmen, als das einfach Schöne. Wenn sich
aber zeigen wird, daß das Komische, wie es dem Zufall einen ganz andern
Spielraum gönnt, als das Erhabene, auch die hier aufgeführte Form
des störenden Zufalls einläßt, so wird dies unter Bedingungen geschehen,
welche den ganzen Standpunkt verändern.

Dies ist der dumpfe, dies ist der zusammenhangslose Zufall, hier
ist der volle Widerspruch zwischen der Idee und ihrer Wirklichkeit, wo
"-- aller Wesen unharmon'sche Menge
Verdrießlich durcheinander klingt."


durch einen Tapferern fällt, ſondern weil ein Regen ſeine Waffen un-
brauchbar machte, dieß gehört hieher. Die Formen der Zufälligkeit,
welche §. 31—33 aufgeführt ſind, ſind nach §. 34 Geſetz im Schönen.
Dieſe werden durch die letztgenannte Form ſelbſt getrübt, daß ſie nicht
rein erſcheinen. Zu der ganzen Sphäre der Zufälligkeit werden die wider-
ſtreitenden Formen des Schönen, das Erhabene und Komiſche, allerdings
eine andere Stellung einnehmen, als das einfach Schöne. Wenn ſich
aber zeigen wird, daß das Komiſche, wie es dem Zufall einen ganz andern
Spielraum gönnt, als das Erhabene, auch die hier aufgeführte Form
des ſtörenden Zufalls einläßt, ſo wird dies unter Bedingungen geſchehen,
welche den ganzen Standpunkt verändern.

Dies iſt der dumpfe, dies iſt der zuſammenhangsloſe Zufall, hier
iſt der volle Widerſpruch zwiſchen der Idee und ihrer Wirklichkeit, wo
„— aller Weſen unharmon’ſche Menge
Verdrießlich durcheinander klingt.“ 


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p>
                <pb facs="#f0130" n="116"/> <hi rendition="#et">durch einen Tapferern fällt, &#x017F;ondern weil ein Regen &#x017F;eine Waffen un-<lb/>
brauchbar machte, dieß gehört hieher. Die Formen der Zufälligkeit,<lb/>
welche §. 31&#x2014;33 aufgeführt &#x017F;ind, &#x017F;ind nach §. 34 Ge&#x017F;etz im Schönen.<lb/>
Die&#x017F;e werden durch die letztgenannte Form &#x017F;elb&#x017F;t getrübt, daß &#x017F;ie nicht<lb/>
rein er&#x017F;cheinen. Zu der ganzen Sphäre der Zufälligkeit werden die wider-<lb/>
&#x017F;treitenden Formen des Schönen, das Erhabene und Komi&#x017F;che, allerdings<lb/>
eine andere Stellung einnehmen, als das einfach Schöne. Wenn &#x017F;ich<lb/>
aber zeigen wird, daß das Komi&#x017F;che, wie es dem Zufall einen ganz andern<lb/>
Spielraum gönnt, als das Erhabene, auch die hier aufgeführte Form<lb/>
des &#x017F;törenden Zufalls einläßt, &#x017F;o wird dies unter Bedingungen ge&#x017F;chehen,<lb/>
welche den ganzen Standpunkt verändern.</hi> </p><lb/>
              <p> <hi rendition="#et">Dies i&#x017F;t der dumpfe, dies i&#x017F;t der zu&#x017F;ammenhangslo&#x017F;e Zufall, hier<lb/>
i&#x017F;t der volle Wider&#x017F;pruch zwi&#x017F;chen der Idee und ihrer Wirklichkeit, wo<lb/>
&#x201E;&#x2014; aller We&#x017F;en unharmon&#x2019;&#x017F;che Menge<lb/>
Verdrießlich durcheinander klingt.&#x201C;</hi> </p>
            </div>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[116/0130] durch einen Tapferern fällt, ſondern weil ein Regen ſeine Waffen un- brauchbar machte, dieß gehört hieher. Die Formen der Zufälligkeit, welche §. 31—33 aufgeführt ſind, ſind nach §. 34 Geſetz im Schönen. Dieſe werden durch die letztgenannte Form ſelbſt getrübt, daß ſie nicht rein erſcheinen. Zu der ganzen Sphäre der Zufälligkeit werden die wider- ſtreitenden Formen des Schönen, das Erhabene und Komiſche, allerdings eine andere Stellung einnehmen, als das einfach Schöne. Wenn ſich aber zeigen wird, daß das Komiſche, wie es dem Zufall einen ganz andern Spielraum gönnt, als das Erhabene, auch die hier aufgeführte Form des ſtörenden Zufalls einläßt, ſo wird dies unter Bedingungen geſchehen, welche den ganzen Standpunkt verändern. Dies iſt der dumpfe, dies iſt der zuſammenhangsloſe Zufall, hier iſt der volle Widerſpruch zwiſchen der Idee und ihrer Wirklichkeit, wo „— aller Weſen unharmon’ſche Menge Verdrießlich durcheinander klingt.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_aesthetik01_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_aesthetik01_1846/130
Zitationshilfe: Vischer, Friedrich Theodor von: Ästhetik oder Wissenschaft des Schönen. Bd. 1. Reutlingen u. a., 1846, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_aesthetik01_1846/130>, abgerufen am 23.11.2024.