Vischer, Friedrich Theodor von: Ästhetik oder Wissenschaft des Schönen. Bd. 1. Reutlingen u. a., 1846.Es hätte zu unendlicher Breite geführt, wenn der subjective Eindruck Mit dem bisherigen glauben wir das Erhabene entwickelt zu haben Es hätte zu unendlicher Breite geführt, wenn der ſubjective Eindruck Mit dem bisherigen glauben wir das Erhabene entwickelt zu haben <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <pb facs="#f0347" n="333"/> <p> <hi rendition="#et">Es hätte zu unendlicher Breite geführt, wenn der ſubjective Eindruck<lb/> jeder Form des Tragiſchen beſonders hätte behandelt werden ſollen. Im<lb/> poſitiv Tragiſchen nimmt die Unluſt nicht ihren vollen Verlauf, da<lb/> Schuld und Leiden nicht bis zum Letzten und Aeußerſten gehen; allerdings<lb/> iſt ebendarum die Luſt um ſo weniger tief. In den zwei erſten Formen<lb/> des negativ Tragiſchen dehnt ſich die Unluſt vollſtändig aus und geht<lb/> nicht in reine Luſt über, man kann aber ebenſogut auch hier ſagen, daß<lb/> dieſe nicht vollſtändig ſey, weil jene nicht tief genug geht, indem der<lb/> Schmerz über eine blos anhängende und beiläufige Schuld ungleich ober-<lb/> flächlicher iſt, als der über die innere Schuld im ſittlichen Streben ſelbſt. —</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#et">Mit dem bisherigen glauben wir das Erhabene entwickelt zu haben<lb/> und faſſen es in ſeiner Spitze mit den Worten des Dichters zuſammen:<lb/> — Das große, gigantiſche Schickſal,<lb/> Welches den Menſchen erhebt, wenn es den Menſchen zermalmt.</hi> </p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [333/0347]
Es hätte zu unendlicher Breite geführt, wenn der ſubjective Eindruck
jeder Form des Tragiſchen beſonders hätte behandelt werden ſollen. Im
poſitiv Tragiſchen nimmt die Unluſt nicht ihren vollen Verlauf, da
Schuld und Leiden nicht bis zum Letzten und Aeußerſten gehen; allerdings
iſt ebendarum die Luſt um ſo weniger tief. In den zwei erſten Formen
des negativ Tragiſchen dehnt ſich die Unluſt vollſtändig aus und geht
nicht in reine Luſt über, man kann aber ebenſogut auch hier ſagen, daß
dieſe nicht vollſtändig ſey, weil jene nicht tief genug geht, indem der
Schmerz über eine blos anhängende und beiläufige Schuld ungleich ober-
flächlicher iſt, als der über die innere Schuld im ſittlichen Streben ſelbſt. —
Mit dem bisherigen glauben wir das Erhabene entwickelt zu haben
und faſſen es in ſeiner Spitze mit den Worten des Dichters zuſammen:
— Das große, gigantiſche Schickſal,
Welches den Menſchen erhebt, wenn es den Menſchen zermalmt.
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