Vischer, Friedrich Theodor von: Ästhetik oder Wissenschaft des Schönen. Bd. 3,1. Reutlingen u. a., 1851.A. Die Kunst überhaupt. §. 486. Die allgemeine Thätigkeit der Kunst bewegt sich von ihrem Anfang zu Das Wesen der Kunst überhaupt ist bisher in der Wissenschaft der A. Die Kunſt überhaupt. §. 486. Die allgemeine Thätigkeit der Kunſt bewegt ſich von ihrem Anfang zu Das Weſen der Kunſt überhaupt iſt bisher in der Wiſſenſchaft der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0014" n="[2]"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">A.</hi><lb/> Die Kunſt überhaupt.</hi> </head><lb/> <div n="4"> <head>§. 486.</head><lb/> <p> <hi rendition="#fr">Die allgemeine Thätigkeit der Kunſt bewegt ſich von ihrem Anfang zu<lb/> ihrem Abſchluß durch eine Reihe inhaltsvoller Momente, deren Begriff dem<lb/> Uebergang in die Beſonderung zu concreten Kunſtformen weſentlich voraus-<lb/> geſetzt iſt.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#et">Das Weſen der Kunſt überhaupt iſt bisher in der Wiſſenſchaft der<lb/> Aeſthetik ebenſo wie die Lehre von der Phantaſie viel zu kurz und flüchtig<lb/> behandelt worden. Es liegt hier ein Punct des Syſtems vor uns, der<lb/> ſeine eigene Welt hat, in welcher alle jene Begriffe auftreten, die man<lb/> in jeder Kunſtbeurtheilung als geläufige Schlüßel handhabt, ohne ſich<lb/> ſtrenge Rechenſchaft über ihre Bedeutung zu geben: eine Unterlaſſung,<lb/> die aber eben eine Hauptquelle der Verwirrung im Kunſturtheil iſt. Wir<lb/> nennen beiſpielsweiſe ſtatt alles Andern nur den Begriff der Compoſition<lb/> und der ſchwierigen Fragen (wie z. E. die des Contraſts), die er in ſich ſchließt.<lb/> Am meiſten hat ſich <hi rendition="#g">Thierſch</hi> (Allgem. Aeſthetik in akademiſchen Lehr-<lb/> vorträgen. 1846) mit dieſen allgemeinen Kunſtbegriffen, jedoch in zu ver-<lb/> zettelter Weiſe, beſchäftigt. Wie aber im Kunſturtheil, ſo läßt ſich auch<lb/> in der wiſſenſchaftlichen Darſtellung der Künſte nicht ein einziger ſicherer<lb/> Schritt gehen, wenn jene Begriffe nicht vorher in ihrer Allgemeinheit<lb/> entwickelt ſind. Wie ſchwierig iſt z. B. der Begriff des Styls, wie viel-<lb/> fach ſpaltet er ſich, und wie kann man über den Styl der einzelnen<lb/> Künſte etwas Klares ſagen, wenn man ſich nicht vorher am rechten Orte<lb/> Rechenſchaft über ſeine Grundbedeutung abgelegt hat!</hi> </p> </div><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[2]/0014]
A.
Die Kunſt überhaupt.
§. 486.
Die allgemeine Thätigkeit der Kunſt bewegt ſich von ihrem Anfang zu
ihrem Abſchluß durch eine Reihe inhaltsvoller Momente, deren Begriff dem
Uebergang in die Beſonderung zu concreten Kunſtformen weſentlich voraus-
geſetzt iſt.
Das Weſen der Kunſt überhaupt iſt bisher in der Wiſſenſchaft der
Aeſthetik ebenſo wie die Lehre von der Phantaſie viel zu kurz und flüchtig
behandelt worden. Es liegt hier ein Punct des Syſtems vor uns, der
ſeine eigene Welt hat, in welcher alle jene Begriffe auftreten, die man
in jeder Kunſtbeurtheilung als geläufige Schlüßel handhabt, ohne ſich
ſtrenge Rechenſchaft über ihre Bedeutung zu geben: eine Unterlaſſung,
die aber eben eine Hauptquelle der Verwirrung im Kunſturtheil iſt. Wir
nennen beiſpielsweiſe ſtatt alles Andern nur den Begriff der Compoſition
und der ſchwierigen Fragen (wie z. E. die des Contraſts), die er in ſich ſchließt.
Am meiſten hat ſich Thierſch (Allgem. Aeſthetik in akademiſchen Lehr-
vorträgen. 1846) mit dieſen allgemeinen Kunſtbegriffen, jedoch in zu ver-
zettelter Weiſe, beſchäftigt. Wie aber im Kunſturtheil, ſo läßt ſich auch
in der wiſſenſchaftlichen Darſtellung der Künſte nicht ein einziger ſicherer
Schritt gehen, wenn jene Begriffe nicht vorher in ihrer Allgemeinheit
entwickelt ſind. Wie ſchwierig iſt z. B. der Begriff des Styls, wie viel-
fach ſpaltet er ſich, und wie kann man über den Styl der einzelnen
Künſte etwas Klares ſagen, wenn man ſich nicht vorher am rechten Orte
Rechenſchaft über ſeine Grundbedeutung abgelegt hat!
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