Vischer, Friedrich Theodor von: Ästhetik oder Wissenschaft des Schönen. Bd. 3,1. Reutlingen u. a., 1851.
geschaffenes Werk sich in vollendeter Objectivität gegenüberstellt." Wie
geſchaffenes Werk ſich in vollendeter Objectivität gegenüberſtellt.“ Wie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <p> <hi rendition="#et"><pb facs="#f0033" n="21"/> geſchaffenes Werk ſich in vollendeter Objectivität gegenüberſtellt.“ Wie<lb/> die Vollkommenheit, die hiedurch dem innern Ideal zugeſchrieben iſt, durch<lb/> das „zunächſt“ beſchränkt ſei, iſt im Allgemeinen in und zu §. 492 ſchon<lb/> ausgeſprochen, nunmehr aber ſind die Mängel beſtimmter ins Auge zu<lb/> faßen und iſt der Weg zu ihrer Tilgung darzuſtellen. In §. 398 wird<lb/> dann von dem innern Bilde ausgeſagt, daß es vom Naturſchönen die<lb/> ganze ſinnliche Lebendigkeit und unendlich eigene Bindung der ewigen<lb/> Gattungsformen zur Individualität, vom freien Geiſte die ganze<lb/> Ausſcheidung des ſtörenden Zufalls u. ſ. w. habe, und erſt der §. 399<lb/> geht dann auf den Begriff der organiſchen Gliederung des Bilds als eines<lb/> Ganzen über. Es ſcheint nun, an gegenwärtiger Stelle ſei dieſelbe<lb/> Ordnung einzuhalten und zuerſt nachzuweiſen, warum und wie die<lb/> ſinnliche Lebendigkeit des innern Bildes nur ſcheinbar eine wahre und<lb/> ganze, in Wahrheit vielmehr eine verblaßte und verwiſchte ſei, ſo lange<lb/> ſie nicht an der äußern, der wirklichen Objectivität geprüft wird. Allein<lb/> im gegenwärtigen Zuſammenhang muß ſich die Ordnung von §. 398 und<lb/> 399 nothwendig umkehren, weil die wirkliche Objectivirung mit der Skizze<lb/> anfängt, welche ihrer vorläufigen, blos das Weſentliche, das Verhältniß<lb/> des Ganzen und der Theile mit flüchtigen Mitteln andeutenden Natur<lb/> gemäß zunächſt nicht für die Lebendigkeit der Erſcheinung, ſondern nur für<lb/> den innern Organismus der Prüfſtein ſein kann. Daher wird zuerſt §. 399<lb/> wieder aufgenommen. Dieſer §. ſtellte den Begriff der Gliederung abſichtlich<lb/> kurz und unentwickelt hin und ſagte in der Anmerkung: „dieß Alles<lb/> erhält ſeine ganze Bedeutung in der Kunſt, wo die Phantaſiethätigkeit,<lb/> indem ſie praktiſch wird, erſt auf die eigentlichen Schwierigkeiten ſtößt.“<lb/> Der Künſtler ſieht in der Skizze ſein inneres Bild unter die feſten<lb/> Bedingungen des Außer- und Hinter-einander in Raum und Zeit, des<lb/> Lichts und der Farbe, des Tons und ſeiner Maaße u. ſ. w. geſtellt.<lb/> Es iſt nicht möglich, daß die Ordnung und Meſſung, welche der Geiſt<lb/> mit dem innerlich ſchwebenden Bilde vorgenommen, in dieſer Probe<lb/> der erſten Uebertragung in die wirkliche Objectivität Stand halte;<lb/> die beſondern Mängel und ihnen gegenüber die Aufgaben kommen ſo zu<lb/> Tage, daß das Bewußtſein ſich Rechenſchaft von ihnen geben kann und<lb/> muß; die Skizze iſt ein Umſtoßen und Wiederaufbauen des innern Bildes<lb/> und ſtellt, wie ſie unter Verbeſſerungen und Veränderungen allmählich<lb/> entſteht, nichts Anderes dar, als den ſinnlichen Niederſchlag des mit<lb/> beſtimmterem Bewußtſein den Bedingungen der Objectivität gegenüber<lb/> noch einmal vorgenommenen Actes der Idealbildung: und dieß iſt die<lb/><hi rendition="#g">Compoſition</hi>. Die Vorarbeit zur Ausführung, welche wir hier<lb/> darzuſtellen beſchäftigt ſind, verhält ſich zwar zu dem inneren Bilde bereits<lb/> als ein Uebertritt in die Realität; innerhalb dieſer Thätigkeit aber<lb/></hi> </p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [21/0033]
geſchaffenes Werk ſich in vollendeter Objectivität gegenüberſtellt.“ Wie
die Vollkommenheit, die hiedurch dem innern Ideal zugeſchrieben iſt, durch
das „zunächſt“ beſchränkt ſei, iſt im Allgemeinen in und zu §. 492 ſchon
ausgeſprochen, nunmehr aber ſind die Mängel beſtimmter ins Auge zu
faßen und iſt der Weg zu ihrer Tilgung darzuſtellen. In §. 398 wird
dann von dem innern Bilde ausgeſagt, daß es vom Naturſchönen die
ganze ſinnliche Lebendigkeit und unendlich eigene Bindung der ewigen
Gattungsformen zur Individualität, vom freien Geiſte die ganze
Ausſcheidung des ſtörenden Zufalls u. ſ. w. habe, und erſt der §. 399
geht dann auf den Begriff der organiſchen Gliederung des Bilds als eines
Ganzen über. Es ſcheint nun, an gegenwärtiger Stelle ſei dieſelbe
Ordnung einzuhalten und zuerſt nachzuweiſen, warum und wie die
ſinnliche Lebendigkeit des innern Bildes nur ſcheinbar eine wahre und
ganze, in Wahrheit vielmehr eine verblaßte und verwiſchte ſei, ſo lange
ſie nicht an der äußern, der wirklichen Objectivität geprüft wird. Allein
im gegenwärtigen Zuſammenhang muß ſich die Ordnung von §. 398 und
399 nothwendig umkehren, weil die wirkliche Objectivirung mit der Skizze
anfängt, welche ihrer vorläufigen, blos das Weſentliche, das Verhältniß
des Ganzen und der Theile mit flüchtigen Mitteln andeutenden Natur
gemäß zunächſt nicht für die Lebendigkeit der Erſcheinung, ſondern nur für
den innern Organismus der Prüfſtein ſein kann. Daher wird zuerſt §. 399
wieder aufgenommen. Dieſer §. ſtellte den Begriff der Gliederung abſichtlich
kurz und unentwickelt hin und ſagte in der Anmerkung: „dieß Alles
erhält ſeine ganze Bedeutung in der Kunſt, wo die Phantaſiethätigkeit,
indem ſie praktiſch wird, erſt auf die eigentlichen Schwierigkeiten ſtößt.“
Der Künſtler ſieht in der Skizze ſein inneres Bild unter die feſten
Bedingungen des Außer- und Hinter-einander in Raum und Zeit, des
Lichts und der Farbe, des Tons und ſeiner Maaße u. ſ. w. geſtellt.
Es iſt nicht möglich, daß die Ordnung und Meſſung, welche der Geiſt
mit dem innerlich ſchwebenden Bilde vorgenommen, in dieſer Probe
der erſten Uebertragung in die wirkliche Objectivität Stand halte;
die beſondern Mängel und ihnen gegenüber die Aufgaben kommen ſo zu
Tage, daß das Bewußtſein ſich Rechenſchaft von ihnen geben kann und
muß; die Skizze iſt ein Umſtoßen und Wiederaufbauen des innern Bildes
und ſtellt, wie ſie unter Verbeſſerungen und Veränderungen allmählich
entſteht, nichts Anderes dar, als den ſinnlichen Niederſchlag des mit
beſtimmterem Bewußtſein den Bedingungen der Objectivität gegenüber
noch einmal vorgenommenen Actes der Idealbildung: und dieß iſt die
Compoſition. Die Vorarbeit zur Ausführung, welche wir hier
darzuſtellen beſchäftigt ſind, verhält ſich zwar zu dem inneren Bilde bereits
als ein Uebertritt in die Realität; innerhalb dieſer Thätigkeit aber
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