die Wanzen. Kann dieß Alles noch aus purem Dusel und Unwirschsein erklärt werden, so ist sie nun aber auch recht eigentlich grausam, so grausam als gütig, und hier nun erst gleicht sie ganz dem dämonischen Weibe oder vielmehr hier am deutlichsten liegt der Beweis, daß dieses Alles nur von einem Weibe her¬ kommen kann, nämlich einem genial boshaften. Ich habe diesen Zug oft am Weibe bewundert. Macht das Weib eine rechte Teufelei und man hält es ihr nun vor, so pflegt sie zu sagen, es sei nicht mit Ueberlegung geschehen. Das ist denn auch ganz wahr: eine Bosheit, so raffinirt, wie sie der Mann nur mit angestrengtem Denken ersinnen könnte, bringt das Weib ohne alles Nachdenken im Augenblick fertig, sa¬ tanisch schuldhaft ganz unschuldig; das Weib führt ein Gift, das ein moralisches und doch ebenso sehr ein pures Naturgift ist, genau wie die Nattern, Skor¬ pionen, Taranteln; ich habe schon Briefe gelesen von erbosten Weibern geschrieben: kein Mann, so lang er auch grübelte, könnte ein solches Arsenal von Nadeln mit vergifteten Widerhaken zu Stande bringen; den Stich fühlt man oft im Anfang kaum, dann fängt er an zu brennen und nach und nach empfindet man sein ganzes Wesen bis in's Herz hinein vom höllischen Schierling durchträufelt, durchsickert, durchbeizt. Doch weiter im Text: inzwischen nun hatten sich im Ur¬ schlamm infusorisch, unabhängig vom Fortpflanzungs¬
die Wanzen. Kann dieß Alles noch aus purem Duſel und Unwirſchſein erklärt werden, ſo iſt ſie nun aber auch recht eigentlich grauſam, ſo grauſam als gütig, und hier nun erſt gleicht ſie ganz dem dämoniſchen Weibe oder vielmehr hier am deutlichſten liegt der Beweis, daß dieſes Alles nur von einem Weibe her¬ kommen kann, nämlich einem genial boshaften. Ich habe dieſen Zug oft am Weibe bewundert. Macht das Weib eine rechte Teufelei und man hält es ihr nun vor, ſo pflegt ſie zu ſagen, es ſei nicht mit Ueberlegung geſchehen. Das iſt denn auch ganz wahr: eine Bosheit, ſo raffinirt, wie ſie der Mann nur mit angeſtrengtem Denken erſinnen könnte, bringt das Weib ohne alles Nachdenken im Augenblick fertig, ſa¬ taniſch ſchuldhaft ganz unſchuldig; das Weib führt ein Gift, das ein moraliſches und doch ebenſo ſehr ein pures Naturgift iſt, genau wie die Nattern, Skor¬ pionen, Taranteln; ich habe ſchon Briefe geleſen von erbosten Weibern geſchrieben: kein Mann, ſo lang er auch grübelte, könnte ein ſolches Arſenal von Nadeln mit vergifteten Widerhaken zu Stande bringen; den Stich fühlt man oft im Anfang kaum, dann fängt er an zu brennen und nach und nach empfindet man ſein ganzes Weſen bis in's Herz hinein vom hölliſchen Schierling durchträufelt, durchſickert, durchbeizt. Doch weiter im Text: inzwiſchen nun hatten ſich im Ur¬ ſchlamm infuſoriſch, unabhängig vom Fortpflanzungs¬
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die Wanzen. Kann dieß Alles noch aus purem Duſel
und Unwirſchſein erklärt werden, ſo iſt ſie nun aber
auch recht eigentlich grauſam, ſo grauſam als gütig,
und hier nun erſt gleicht ſie ganz dem dämoniſchen
Weibe oder vielmehr hier am deutlichſten liegt der
Beweis, daß dieſes Alles nur von einem Weibe her¬
kommen kann, nämlich einem genial boshaften. Ich
habe dieſen Zug oft am Weibe bewundert. Macht
das Weib eine rechte Teufelei und man hält es ihr
nun vor, ſo pflegt ſie zu ſagen, es ſei nicht mit
Ueberlegung geſchehen. Das iſt denn auch ganz wahr:
eine Bosheit, ſo raffinirt, wie ſie der Mann nur mit
angeſtrengtem Denken erſinnen könnte, bringt das
Weib ohne alles Nachdenken im Augenblick fertig, ſa¬
taniſch ſchuldhaft ganz unſchuldig; das Weib führt ein
Gift, das ein moraliſches und doch ebenſo ſehr ein
pures Naturgift iſt, genau wie die Nattern, Skor¬
pionen, Taranteln; ich habe ſchon Briefe geleſen von
erbosten Weibern geſchrieben: kein Mann, ſo lang er
auch grübelte, könnte ein ſolches Arſenal von Nadeln mit
vergifteten Widerhaken zu Stande bringen; den Stich
fühlt man oft im Anfang kaum, dann fängt er an
zu brennen und nach und nach empfindet man ſein
ganzes Weſen bis in's Herz hinein vom hölliſchen
Schierling durchträufelt, durchſickert, durchbeizt. Doch
weiter im Text: inzwiſchen nun hatten ſich im Ur¬
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/104>, abgerufen am 22.12.2024.
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