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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879.

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und Schranke hier aufgepflanzt, Zeuge einer Zeit, da
es Krüge und Service freilich noch nicht gegeben.
Ich zielte nicht schlecht und der Krug zerschellte an ihm
in zahllose Scherben und Splitter. A. E. belobte
mich und ergriff eine Obstvase; ihr Schicksal war das¬
selbe. Wir wechselten ab mit Tellern, Platten, Glä¬
sern, was uns nur in die Hände kam. Unten hatte
sich schnell ein Zuschauerkreis von Dorfjugend versam¬
melt und jubelte über das ungewohnte Schauspiel.
Unter großem Gelächter wurde nach jeder Aktion unserer
Kriminaljustiz gerufen: "G'hei abe! G'hei abe!" A. E.
hatte eben eine hübsche Karaffe aufgenommen, als dieser
Ruf zum ersten Mal erscholl, hatte auch schon zum
Wurf ausgeholt, hemmte aber seine Bewegung, faßte
mit der einen Hand meinen Rockknopf, während die
andere mit dem Gefäß mitten im Schwung hoch gehoben
verweilte, und hielt mir eine kurze Vorlesung über das
Wort, das die Knaben riefen und das ich, der Aus¬
sprache folgend, ohne seine Belehrung schreiben würde:
Keien. "G'heien," so dozirte er in der geschilderten
Stellung, -- "schreibe G, Apostroph, HEI -- also
eigentlich geheien -- von heien mit Vorschlagsylbe ge
-- heißt:

a) Werfen;
b) belästigen (,laß mi ung'heit' -- sagen Oberschwaben
und Schweizer), auch dämonisch verfolgen (,der
Teufel geheit mich', sagt Luther);

und Schranke hier aufgepflanzt, Zeuge einer Zeit, da
es Krüge und Service freilich noch nicht gegeben.
Ich zielte nicht ſchlecht und der Krug zerſchellte an ihm
in zahlloſe Scherben und Splitter. A. E. belobte
mich und ergriff eine Obſtvaſe; ihr Schickſal war das¬
ſelbe. Wir wechſelten ab mit Tellern, Platten, Glä¬
ſern, was uns nur in die Hände kam. Unten hatte
ſich ſchnell ein Zuſchauerkreis von Dorfjugend verſam¬
melt und jubelte über das ungewohnte Schauſpiel.
Unter großem Gelächter wurde nach jeder Aktion unſerer
Kriminaljuſtiz gerufen: „G'hei abe! G'hei abe!“ A. E.
hatte eben eine hübſche Karaffe aufgenommen, als dieſer
Ruf zum erſten Mal erſcholl, hatte auch ſchon zum
Wurf ausgeholt, hemmte aber ſeine Bewegung, faßte
mit der einen Hand meinen Rockknopf, während die
andere mit dem Gefäß mitten im Schwung hoch gehoben
verweilte, und hielt mir eine kurze Vorleſung über das
Wort, das die Knaben riefen und das ich, der Aus¬
ſprache folgend, ohne ſeine Belehrung ſchreiben würde:
Keien. „G'heien,“ ſo dozirte er in der geſchilderten
Stellung, — „ſchreibe G, Apoſtroph, HEI — alſo
eigentlich geheien — von heien mit Vorſchlagſylbe ge
— heißt:

a) Werfen;
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und Schweizer), auch dämoniſch verfolgen (‚der
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[115/0128] und Schranke hier aufgepflanzt, Zeuge einer Zeit, da es Krüge und Service freilich noch nicht gegeben. Ich zielte nicht ſchlecht und der Krug zerſchellte an ihm in zahlloſe Scherben und Splitter. A. E. belobte mich und ergriff eine Obſtvaſe; ihr Schickſal war das¬ ſelbe. Wir wechſelten ab mit Tellern, Platten, Glä¬ ſern, was uns nur in die Hände kam. Unten hatte ſich ſchnell ein Zuſchauerkreis von Dorfjugend verſam¬ melt und jubelte über das ungewohnte Schauſpiel. Unter großem Gelächter wurde nach jeder Aktion unſerer Kriminaljuſtiz gerufen: „G'hei abe! G'hei abe!“ A. E. hatte eben eine hübſche Karaffe aufgenommen, als dieſer Ruf zum erſten Mal erſcholl, hatte auch ſchon zum Wurf ausgeholt, hemmte aber ſeine Bewegung, faßte mit der einen Hand meinen Rockknopf, während die andere mit dem Gefäß mitten im Schwung hoch gehoben verweilte, und hielt mir eine kurze Vorleſung über das Wort, das die Knaben riefen und das ich, der Aus¬ ſprache folgend, ohne ſeine Belehrung ſchreiben würde: Keien. „G'heien,“ ſo dozirte er in der geſchilderten Stellung, — „ſchreibe G, Apoſtroph, HEI — alſo eigentlich geheien — von heien mit Vorſchlagſylbe ge — heißt: a) Werfen; b) beläſtigen (‚laß mi ung'heit' — ſagen Oberſchwaben und Schweizer), auch dämoniſch verfolgen (‚der Teufel geheit mich’, ſagt Luther);

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Zitationshilfe: Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/128>, abgerufen am 22.12.2024.