Pfarrhause zu. Er trat in etwas Hartes und Scharfes, das ihm in die große Zehe schnitt, griff hinab und zog eine Scherbe herauf. Urhixidur stieß einen Schrei der Verzweiflung aus: "Coridwen! Coridwen! mein Zauberhafen hin! O hin, hin!" Sie wälzte sich vor Jammer im Boot und weinte lautauf, daß es fern¬ hin hallte. Alpin erinnerte sich jetzt, daß er bei dem Kampfe zwischen Arthur und dem unheimlichen Weib ein gellendes Schüttern gehört hatte, wie wenn ein irdener Körper zerbricht. Sie hatte geglaubt, den Schwingungen des Mistelzweigs mehr Zauberkraft zu verleihen, wenn sie ihn in dem geheimnißvollen Ge¬ fäße mitnahm, und unvorsichtig genug das Heiligthum einer Wasserfahrt anvertraut. Endlich schwieg sie er¬ schöpft vom Stöhnen und lag stumm, auf einen Arm gestützt, im Kahne. Auf einmal fuhr sie mit einer zuckenden Bewegung in ihre Rocktasche und ein neuer Aufschrei folgte dieser Bewegung: "Auch das, auch das! Mein Wirtel auch dahin! Heilige Erbstücke! O, Urururahnmutter Coridwen, du, die aus der Welten¬ spinnerin eigener Hand die göttlichen Gaben empfangen, schau' nieder aus den Wolken und hilf rächen, strafen!" Endlich verstummte auch diese Klage und man legte an dem Stiegchen an, das in das Haus des Druiden hinaufführte. Dieser lag schon in so festem Schlafe, daß das Geräusch ihn nicht weckte, das überdieß von seinem gewaltigen Schnarchen übertönt wurde. Er
Pfarrhauſe zu. Er trat in etwas Hartes und Scharfes, das ihm in die große Zehe ſchnitt, griff hinab und zog eine Scherbe herauf. Urhixidur ſtieß einen Schrei der Verzweiflung aus: „Coridwen! Coridwen! mein Zauberhafen hin! O hin, hin!“ Sie wälzte ſich vor Jammer im Boot und weinte lautauf, daß es fern¬ hin hallte. Alpin erinnerte ſich jetzt, daß er bei dem Kampfe zwiſchen Arthur und dem unheimlichen Weib ein gellendes Schüttern gehört hatte, wie wenn ein irdener Körper zerbricht. Sie hatte geglaubt, den Schwingungen des Miſtelzweigs mehr Zauberkraft zu verleihen, wenn ſie ihn in dem geheimnißvollen Ge¬ fäße mitnahm, und unvorſichtig genug das Heiligthum einer Waſſerfahrt anvertraut. Endlich ſchwieg ſie er¬ ſchöpft vom Stöhnen und lag ſtumm, auf einen Arm geſtützt, im Kahne. Auf einmal fuhr ſie mit einer zuckenden Bewegung in ihre Rocktaſche und ein neuer Aufſchrei folgte dieſer Bewegung: „Auch das, auch das! Mein Wirtel auch dahin! Heilige Erbſtücke! O, Urururahnmutter Coridwen, du, die aus der Welten¬ ſpinnerin eigener Hand die göttlichen Gaben empfangen, ſchau' nieder aus den Wolken und hilf rächen, ſtrafen!“ Endlich verſtummte auch dieſe Klage und man legte an dem Stiegchen an, das in das Haus des Druiden hinaufführte. Dieſer lag ſchon in ſo feſtem Schlafe, daß das Geräuſch ihn nicht weckte, das überdieß von ſeinem gewaltigen Schnarchen übertönt wurde. Er
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Pfarrhauſe zu. Er trat in etwas Hartes und Scharfes,
das ihm in die große Zehe ſchnitt, griff hinab und
zog eine Scherbe herauf. Urhixidur ſtieß einen Schrei
der Verzweiflung aus: „Coridwen! Coridwen! mein
Zauberhafen hin! O hin, hin!“ Sie wälzte ſich vor
Jammer im Boot und weinte lautauf, daß es fern¬
hin hallte. Alpin erinnerte ſich jetzt, daß er bei dem
Kampfe zwiſchen Arthur und dem unheimlichen Weib
ein gellendes Schüttern gehört hatte, wie wenn ein
irdener Körper zerbricht. Sie hatte geglaubt, den
Schwingungen des Miſtelzweigs mehr Zauberkraft zu
verleihen, wenn ſie ihn in dem geheimnißvollen Ge¬
fäße mitnahm, und unvorſichtig genug das Heiligthum
einer Waſſerfahrt anvertraut. Endlich ſchwieg ſie er¬
ſchöpft vom Stöhnen und lag ſtumm, auf einen Arm
geſtützt, im Kahne. Auf einmal fuhr ſie mit einer
zuckenden Bewegung in ihre Rocktaſche und ein neuer
Aufſchrei folgte dieſer Bewegung: „Auch das, auch
das! Mein Wirtel auch dahin! Heilige Erbſtücke! O,
Urururahnmutter Coridwen, du, die aus der Welten¬
ſpinnerin eigener Hand die göttlichen Gaben empfangen,
ſchau' nieder aus den Wolken und hilf rächen, ſtrafen!“
Endlich verſtummte auch dieſe Klage und man legte
an dem Stiegchen an, das in das Haus des Druiden
hinaufführte. Dieſer lag ſchon in ſo feſtem Schlafe,
daß das Geräuſch ihn nicht weckte, das überdieß von
ſeinem gewaltigen Schnarchen übertönt wurde. Er
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/234>, abgerufen am 22.12.2024.
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