gerichtet sind, während alle Mienen von einem Gefühle lebhaften Wohlgefallens zeugen. "Darf man herein?" fragt Alpin durch's Fenster. -- "Ja, komm' nur; sieht man dich einmal wieder? Du siehst bleich." Sie gab ihm die Hand. "Heut' Nacht hättest dabei sein sollen drüben im Freihof --"
Wir müssen sie hier einen Augenblick unterbrechen, um dem Leser ein Wort vom Freihof zu sagen. Wir befinden uns natürlich in Zeiten allgemeiner Gastfreund¬ schaft, aber auf Pfahldörfern ist eben kein Ueberfluß an Raum und wenige Familien sind in der Lage, zu beherbergen. Die wohlhabenderen Gemeinden besitzen daher ein Haus zur Aufnahme von Fremden, die eine andere Unterkunft nicht finden können oder nicht wün¬ schen. An Ausstattung, Bedienung ist begreiflich nicht zu denken, einige Pelze zum Lager sind Alles, für das Uebrige muß ein Gastfreund sorgen. Hotel können wir das also nicht wohl nennen; damals sagte man Freihof. In diesen seinen Wohnraum hat Arthur den Unglücklichen gebracht, dem im eigenen Hause die richtige Pflege gefehlt hätte.
Also -- "drüben im Freihof," sagt Sigune. "Wir haben," fährt sie fort, "den Wunden gepflegt, Arthur und ich; solltest sehen, wie der verbinden kann, und ein Glück, er hat auf seiner Reise, die ihm selbst Anfall und Wunden bringen konnte, gute, kühlende Salben mitgebracht, aus der Pflanze Selago und Verbena,
Vischer, Auch Einer. I. 15
gerichtet ſind, während alle Mienen von einem Gefühle lebhaften Wohlgefallens zeugen. „Darf man herein?“ fragt Alpin durch's Fenſter. — „Ja, komm' nur; ſieht man dich einmal wieder? Du ſiehſt bleich.“ Sie gab ihm die Hand. „Heut' Nacht hätteſt dabei ſein ſollen drüben im Freihof —“
Wir müſſen ſie hier einen Augenblick unterbrechen, um dem Leſer ein Wort vom Freihof zu ſagen. Wir befinden uns natürlich in Zeiten allgemeiner Gaſtfreund¬ ſchaft, aber auf Pfahldörfern iſt eben kein Ueberfluß an Raum und wenige Familien ſind in der Lage, zu beherbergen. Die wohlhabenderen Gemeinden beſitzen daher ein Haus zur Aufnahme von Fremden, die eine andere Unterkunft nicht finden können oder nicht wün¬ ſchen. An Ausſtattung, Bedienung iſt begreiflich nicht zu denken, einige Pelze zum Lager ſind Alles, für das Uebrige muß ein Gaſtfreund ſorgen. Hotel können wir das alſo nicht wohl nennen; damals ſagte man Freihof. In dieſen ſeinen Wohnraum hat Arthur den Unglücklichen gebracht, dem im eigenen Hauſe die richtige Pflege gefehlt hätte.
Alſo — „drüben im Freihof,“ ſagt Sigune. „Wir haben,“ fährt ſie fort, „den Wunden gepflegt, Arthur und ich; ſollteſt ſehen, wie der verbinden kann, und ein Glück, er hat auf ſeiner Reiſe, die ihm ſelbſt Anfall und Wunden bringen konnte, gute, kühlende Salben mitgebracht, aus der Pflanze Selago und Verbena,
Viſcher, Auch Einer. I. 15
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gerichtet ſind, während alle Mienen von einem
Gefühle lebhaften Wohlgefallens zeugen. „Darf man
herein?“ fragt Alpin durch's Fenſter. — „Ja, komm'
nur; ſieht man dich einmal wieder? Du ſiehſt bleich.“
Sie gab ihm die Hand. „Heut' Nacht hätteſt dabei
ſein ſollen drüben im Freihof —“
Wir müſſen ſie hier einen Augenblick unterbrechen,
um dem Leſer ein Wort vom Freihof zu ſagen. Wir
befinden uns natürlich in Zeiten allgemeiner Gaſtfreund¬
ſchaft, aber auf Pfahldörfern iſt eben kein Ueberfluß an
Raum und wenige Familien ſind in der Lage, zu
beherbergen. Die wohlhabenderen Gemeinden beſitzen
daher ein Haus zur Aufnahme von Fremden, die eine
andere Unterkunft nicht finden können oder nicht wün¬
ſchen. An Ausſtattung, Bedienung iſt begreiflich nicht
zu denken, einige Pelze zum Lager ſind Alles, für das
Uebrige muß ein Gaſtfreund ſorgen. Hotel können
wir das alſo nicht wohl nennen; damals ſagte man
Freihof. In dieſen ſeinen Wohnraum hat Arthur den
Unglücklichen gebracht, dem im eigenen Hauſe die
richtige Pflege gefehlt hätte.
Alſo — „drüben im Freihof,“ ſagt Sigune.
„Wir haben,“ fährt ſie fort, „den Wunden gepflegt,
Arthur und ich; ſollteſt ſehen, wie der verbinden kann,
und ein Glück, er hat auf ſeiner Reiſe, die ihm ſelbſt
Anfall und Wunden bringen konnte, gute, kühlende
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/238>, abgerufen am 22.12.2024.
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