dazumal dieselben gewesen sein wie jetzt. Es haben eben vor uns Menschen mit allerhand Gethier wie wir auch zusammengelebt, Menschen, die aber nicht so weit waren wie wir; daran ist ja nichts Wunderbares. Wie lang es her ist, wer weiß es? So eine See¬ schlammschichte von drei, vier und mehr Fuß Dicke, die braucht schrecklich lang, bis sie fertig ist. Viel Hunderte von Jahren kann's her sein, daß das alte Pfahldorf tief unter dem jetzigen über dem damaligen Seespiegel stand. Es muß verbrannt sein, vielleicht durch Zufall, vielleicht durch Feindeshand. Still flutete dann der See darüber und ungezählte Zeit¬ läufe lang schien die flammende Sonne und der sanfte Mond auf seine Wasser, und still war Alles und stumm und öde, während in der Tiefe langsam, langsam eine dünne Lage Schlammes um die andere sich ansetzte und tiefer und tiefer die Zeugen eines untergegangenen Lebens begrub. Da kamen einmal Leute, die suchten sich -- wir wissen nicht warum: vielleicht war denen auch irgendwo ihr Pfahldorf abgebrannt -- suchten sich einen stillen, guten, fischreichen Platz zum Wohnen, und wählten die Stelle von Milun und wußten nicht, was da unten begraben sei, und schlugen Pfähle und vermehrten Jahr um Jahr ihre Familien und Häuser, und gaben sich Mühe, ihre Geräthe, Waffen, Kleider immer besser und feiner, ihre Speisen immer schmack¬ hafter zu bereiten, und lernten auch von Mannen aus
dazumal dieſelben geweſen ſein wie jetzt. Es haben eben vor uns Menſchen mit allerhand Gethier wie wir auch zuſammengelebt, Menſchen, die aber nicht ſo weit waren wie wir; daran iſt ja nichts Wunderbares. Wie lang es her iſt, wer weiß es? So eine See¬ ſchlammſchichte von drei, vier und mehr Fuß Dicke, die braucht ſchrecklich lang, bis ſie fertig iſt. Viel Hunderte von Jahren kann's her ſein, daß das alte Pfahldorf tief unter dem jetzigen über dem damaligen Seeſpiegel ſtand. Es muß verbrannt ſein, vielleicht durch Zufall, vielleicht durch Feindeshand. Still flutete dann der See darüber und ungezählte Zeit¬ läufe lang ſchien die flammende Sonne und der ſanfte Mond auf ſeine Waſſer, und ſtill war Alles und ſtumm und öde, während in der Tiefe langſam, langſam eine dünne Lage Schlammes um die andere ſich anſetzte und tiefer und tiefer die Zeugen eines untergegangenen Lebens begrub. Da kamen einmal Leute, die ſuchten ſich — wir wiſſen nicht warum: vielleicht war denen auch irgendwo ihr Pfahldorf abgebrannt — ſuchten ſich einen ſtillen, guten, fiſchreichen Platz zum Wohnen, und wählten die Stelle von Milun und wußten nicht, was da unten begraben ſei, und ſchlugen Pfähle und vermehrten Jahr um Jahr ihre Familien und Häuſer, und gaben ſich Mühe, ihre Geräthe, Waffen, Kleider immer beſſer und feiner, ihre Speiſen immer ſchmack¬ hafter zu bereiten, und lernten auch von Mannen aus
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dazumal dieſelben geweſen ſein wie jetzt. Es haben
eben vor uns Menſchen mit allerhand Gethier wie wir
auch zuſammengelebt, Menſchen, die aber nicht ſo weit
waren wie wir; daran iſt ja nichts Wunderbares.
Wie lang es her iſt, wer weiß es? So eine See¬
ſchlammſchichte von drei, vier und mehr Fuß Dicke,
die braucht ſchrecklich lang, bis ſie fertig iſt. Viel
Hunderte von Jahren kann's her ſein, daß das alte
Pfahldorf tief unter dem jetzigen über dem damaligen
Seeſpiegel ſtand. Es muß verbrannt ſein, vielleicht
durch Zufall, vielleicht durch Feindeshand. Still
flutete dann der See darüber und ungezählte Zeit¬
läufe lang ſchien die flammende Sonne und der ſanfte
Mond auf ſeine Waſſer, und ſtill war Alles und ſtumm
und öde, während in der Tiefe langſam, langſam eine
dünne Lage Schlammes um die andere ſich anſetzte
und tiefer und tiefer die Zeugen eines untergegangenen
Lebens begrub. Da kamen einmal Leute, die ſuchten
ſich — wir wiſſen nicht warum: vielleicht war denen
auch irgendwo ihr Pfahldorf abgebrannt — ſuchten
ſich einen ſtillen, guten, fiſchreichen Platz zum Wohnen,
und wählten die Stelle von Milun und wußten nicht,
was da unten begraben ſei, und ſchlugen Pfähle und
vermehrten Jahr um Jahr ihre Familien und Häuſer,
und gaben ſich Mühe, ihre Geräthe, Waffen, Kleider
immer beſſer und feiner, ihre Speiſen immer ſchmack¬
hafter zu bereiten, und lernten auch von Mannen aus
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/276>, abgerufen am 23.12.2024.
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