darüber hinwegsah, wenn er nicht nur außeramtlich seinen Uebungen sich hingab, sondern auch seine Heerde eines musikalischen Genusses würdigte, der eigentlich dem ungleich vornehmeren Rinde vorbehalten war. Neben ihm stolziert ein Bläser auf dem Stierhorn; der größte Bullenstirnschmuck, den man auftreiben konnte, war zum Tonwerkzeug so glatt als möglich verarbeitet. Der dritte Mann in dieser ersten Reihe ist ein Trompeter, wobei zu wissen, daß dieß Instru¬ ment, ehe das Metall bekannt war, aus dickem Leder gebildet wurde.
Es folgen drei Pfeifer, doch nicht mit gleichen Werkzeugen: der eine bläst die kurze Querpfeife, die man Schwegel nannte; der zweite das Instrument, das bei den Griechen Syrinx, bei den Pfahlbewohnern Bündelpfeife hieß: Rohrpfeifen, nach der Tonleiter zu einer Gruppe geordnet; der dritte weiß einem ungleich entwickelteren, doch immer noch ursprunghaft unschuldigen Instrument eine Welt von etwas näslichen, doch innig rührenden Tönen zu entlocken: es ist der Dudelsack.
Die nächste Reihe bilden drei Krottler. Krott (der) hieß das Streichinstrument jener Völker: eine Geige mit drei bis vier Saiten. Kräftig führten die heiteren Künstler ihre derben Fidelbögen auf und nieder und ließen dem gezogenen Anstrich scharf ge¬ rupfte Risse folgen, die so recht mächtig an das Ohr der erbauten Hörer schlugen. Nicht daß diese biedere
darüber hinwegſah, wenn er nicht nur außeramtlich ſeinen Uebungen ſich hingab, ſondern auch ſeine Heerde eines muſikaliſchen Genuſſes würdigte, der eigentlich dem ungleich vornehmeren Rinde vorbehalten war. Neben ihm ſtolziert ein Bläſer auf dem Stierhorn; der größte Bullenſtirnſchmuck, den man auftreiben konnte, war zum Tonwerkzeug ſo glatt als möglich verarbeitet. Der dritte Mann in dieſer erſten Reihe iſt ein Trompeter, wobei zu wiſſen, daß dieß Inſtru¬ ment, ehe das Metall bekannt war, aus dickem Leder gebildet wurde.
Es folgen drei Pfeifer, doch nicht mit gleichen Werkzeugen: der eine bläst die kurze Querpfeife, die man Schwegel nannte; der zweite das Inſtrument, das bei den Griechen Syrinx, bei den Pfahlbewohnern Bündelpfeife hieß: Rohrpfeifen, nach der Tonleiter zu einer Gruppe geordnet; der dritte weiß einem ungleich entwickelteren, doch immer noch urſprunghaft unſchuldigen Inſtrument eine Welt von etwas näslichen, doch innig rührenden Tönen zu entlocken: es iſt der Dudelſack.
Die nächſte Reihe bilden drei Krottler. Krott (der) hieß das Streichinſtrument jener Völker: eine Geige mit drei bis vier Saiten. Kräftig führten die heiteren Künſtler ihre derben Fidelbögen auf und nieder und ließen dem gezogenen Anſtrich ſcharf ge¬ rupfte Riſſe folgen, die ſo recht mächtig an das Ohr der erbauten Hörer ſchlugen. Nicht daß dieſe biedere
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darüber hinwegſah, wenn er nicht nur außeramtlich
ſeinen Uebungen ſich hingab, ſondern auch ſeine Heerde
eines muſikaliſchen Genuſſes würdigte, der eigentlich
dem ungleich vornehmeren Rinde vorbehalten war.
Neben ihm ſtolziert ein Bläſer auf dem Stierhorn;
der größte Bullenſtirnſchmuck, den man auftreiben
konnte, war zum Tonwerkzeug ſo glatt als möglich
verarbeitet. Der dritte Mann in dieſer erſten Reihe
iſt ein Trompeter, wobei zu wiſſen, daß dieß Inſtru¬
ment, ehe das Metall bekannt war, aus dickem Leder
gebildet wurde.
Es folgen drei Pfeifer, doch nicht mit gleichen
Werkzeugen: der eine bläst die kurze Querpfeife, die
man Schwegel nannte; der zweite das Inſtrument,
das bei den Griechen Syrinx, bei den Pfahlbewohnern
Bündelpfeife hieß: Rohrpfeifen, nach der Tonleiter zu
einer Gruppe geordnet; der dritte weiß einem ungleich
entwickelteren, doch immer noch urſprunghaft unſchuldigen
Inſtrument eine Welt von etwas näslichen, doch innig
rührenden Tönen zu entlocken: es iſt der Dudelſack.
Die nächſte Reihe bilden drei Krottler. Krott
(der) hieß das Streichinſtrument jener Völker: eine
Geige mit drei bis vier Saiten. Kräftig führten
die heiteren Künſtler ihre derben Fidelbögen auf und
nieder und ließen dem gezogenen Anſtrich ſcharf ge¬
rupfte Riſſe folgen, die ſo recht mächtig an das Ohr
der erbauten Hörer ſchlugen. Nicht daß dieſe biedere
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/329>, abgerufen am 23.12.2024.
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