nischen Maskenspiel erlaubt, mit einzelnen Lauten die Stummheit der Pantomimen zu unterbrechen. -- Petz richtet sich auf, bricht in Thränen aus, wiederholt die unanständige Art des Abwischens und will die so gebrauchte 'Pfote der Bärin reichen. Er erhält eine große Ohrfeige. Geht ab mit traurigem Grunzen.
Die Bärin drückt durch Gebärden aus, daß dieser Verehrer denn doch an sich eine brave, künftiger Tröstung nicht unwerthe Natur, vielleicht ein nur noch unge¬ schliffener Edelstein sein dürfte. Langsam, schüchtern, ganz niedergedrückt erscheint Petz wieder vor dem süßen Bilde. Sie fordert ihn auf, zu tanzen. Er versucht ein Solo auf den Hinterbeinen. Fällt wieder öfters und überkugelt sich mehrmals, läßt sich durch das Lachen der Dulcinea nicht verstimmen und versucht eine neue Methode. Er fängt an, sich wie in einem Menuet einfach, aber in durchaus reizender Weise nach der Angebeteten vorwärts und zurückzubewegen und bei jeder Annäherung, aufgerichtet, eine zierliche Verbeugung zu machen. Wir müssen hier einschalten, daß der darstellende Künstler diese Weise, den Hof zu machen, gründlich der Bärennatur abgesehen hatte und mit vollendeter Virtuosität wiedergab. Petz war unermüd¬ lich in diesen Pas, wohl fünfzigmal bewegte er sich auf seinen rutschenden Sohlen hin und wieder. End¬ lich spiegelt sich Erweichung in den Zügen des so schmelzend angeschmachteten Weibs. Aber jetzt ereignet
niſchen Maskenſpiel erlaubt, mit einzelnen Lauten die Stummheit der Pantomimen zu unterbrechen. — Petz richtet ſich auf, bricht in Thränen aus, wiederholt die unanſtändige Art des Abwiſchens und will die ſo gebrauchte 'Pfote der Bärin reichen. Er erhält eine große Ohrfeige. Geht ab mit traurigem Grunzen.
Die Bärin drückt durch Gebärden aus, daß dieſer Verehrer denn doch an ſich eine brave, künftiger Tröſtung nicht unwerthe Natur, vielleicht ein nur noch unge¬ ſchliffener Edelſtein ſein dürfte. Langſam, ſchüchtern, ganz niedergedrückt erſcheint Petz wieder vor dem ſüßen Bilde. Sie fordert ihn auf, zu tanzen. Er verſucht ein Solo auf den Hinterbeinen. Fällt wieder öfters und überkugelt ſich mehrmals, läßt ſich durch das Lachen der Dulcinea nicht verſtimmen und verſucht eine neue Methode. Er fängt an, ſich wie in einem Menuet einfach, aber in durchaus reizender Weiſe nach der Angebeteten vorwärts und zurückzubewegen und bei jeder Annäherung, aufgerichtet, eine zierliche Verbeugung zu machen. Wir müſſen hier einſchalten, daß der darſtellende Künſtler dieſe Weiſe, den Hof zu machen, gründlich der Bärennatur abgeſehen hatte und mit vollendeter Virtuoſität wiedergab. Petz war unermüd¬ lich in dieſen Pas, wohl fünfzigmal bewegte er ſich auf ſeinen rutſchenden Sohlen hin und wieder. End¬ lich ſpiegelt ſich Erweichung in den Zügen des ſo ſchmelzend angeſchmachteten Weibs. Aber jetzt ereignet
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niſchen Maskenſpiel erlaubt, mit einzelnen Lauten die
Stummheit der Pantomimen zu unterbrechen. — Petz
richtet ſich auf, bricht in Thränen aus, wiederholt
die unanſtändige Art des Abwiſchens und will die
ſo gebrauchte 'Pfote der Bärin reichen. Er erhält eine
große Ohrfeige. Geht ab mit traurigem Grunzen.
Die Bärin drückt durch Gebärden aus, daß dieſer
Verehrer denn doch an ſich eine brave, künftiger Tröſtung
nicht unwerthe Natur, vielleicht ein nur noch unge¬
ſchliffener Edelſtein ſein dürfte. Langſam, ſchüchtern,
ganz niedergedrückt erſcheint Petz wieder vor dem ſüßen
Bilde. Sie fordert ihn auf, zu tanzen. Er verſucht
ein Solo auf den Hinterbeinen. Fällt wieder öfters
und überkugelt ſich mehrmals, läßt ſich durch das
Lachen der Dulcinea nicht verſtimmen und verſucht
eine neue Methode. Er fängt an, ſich wie in einem
Menuet einfach, aber in durchaus reizender Weiſe nach
der Angebeteten vorwärts und zurückzubewegen und bei
jeder Annäherung, aufgerichtet, eine zierliche Verbeugung
zu machen. Wir müſſen hier einſchalten, daß der
darſtellende Künſtler dieſe Weiſe, den Hof zu machen,
gründlich der Bärennatur abgeſehen hatte und mit
vollendeter Virtuoſität wiedergab. Petz war unermüd¬
lich in dieſen Pas, wohl fünfzigmal bewegte er ſich
auf ſeinen rutſchenden Sohlen hin und wieder. End¬
lich ſpiegelt ſich Erweichung in den Zügen des ſo
ſchmelzend angeſchmachteten Weibs. Aber jetzt ereignet
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/358>, abgerufen am 23.12.2024.
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