Alter zeigte sich die Schärfe der Beobachtung, die Ge¬ schicklichkeit der Nachahmung charakteristischer Thiertypen, wie sie Naturvölkern eigen ist; man weiß, mit welch' treffender Wahrheit die Indianer in ihren Tänzen diese naive Kunst üben; kein moderner Pantomime, der den Joko spielt, wird diese Kinder erreichen. Nun ent¬ wickelte sich in diesem Familienkreise ein herzgewinnen¬ des Bild von sorgsamer Erziehung. Die Jungen wurden von Vater und Mutter gelehrt, das Tüchlein richtig zu brauchen, einer der Söhne, als er ein Schwesterchen zauste, vom Papa mit einer Ruthe gestrichen, wobei er ihn elegant zwischen die Beine nahm und ihm hinten aufmaß; ein Sturm von Gelächter brach im Publikum, namentlich unter den Frauen und Mädchen los, als in einem kritischen Moment die Mama hinaus¬ trabte, mit einem Topfe wiederkam und die kleinere Tochter zierlich darauf setzte. Nach solchen Handlungen erziehender Thätigkeit erfolgte orchestischer Unterricht, der nach einigen drolligen Vorübungen so beschleunigte Früchte trug, daß die Familie zu einem ordentlichen Tanze schrei¬ ten konnte. Es war ein Landler, was sie aufführten, das heißt jener Tanz, wovon unser Walzer nur ein geist¬ los weggebrochenes Stück ist: zuerst walzte Papa mit Mama, dann je ein Brüderchen mit einem Schwester¬ chen, hierauf lösten sich die Paare, jeder Tänzer schien sich mit der Tänzerin zu entzweien, eilte ihr nach, fieng sie, faßte sie an beiden Händen, hielt ihr die
Alter zeigte ſich die Schärfe der Beobachtung, die Ge¬ ſchicklichkeit der Nachahmung charakteriſtiſcher Thiertypen, wie ſie Naturvölkern eigen iſt; man weiß, mit welch' treffender Wahrheit die Indianer in ihren Tänzen dieſe naive Kunſt üben; kein moderner Pantomime, der den Joko ſpielt, wird dieſe Kinder erreichen. Nun ent¬ wickelte ſich in dieſem Familienkreiſe ein herzgewinnen¬ des Bild von ſorgſamer Erziehung. Die Jungen wurden von Vater und Mutter gelehrt, das Tüchlein richtig zu brauchen, einer der Söhne, als er ein Schweſterchen zauste, vom Papa mit einer Ruthe geſtrichen, wobei er ihn elegant zwiſchen die Beine nahm und ihm hinten aufmaß; ein Sturm von Gelächter brach im Publikum, namentlich unter den Frauen und Mädchen los, als in einem kritiſchen Moment die Mama hinaus¬ trabte, mit einem Topfe wiederkam und die kleinere Tochter zierlich darauf ſetzte. Nach ſolchen Handlungen erziehender Thätigkeit erfolgte orcheſtiſcher Unterricht, der nach einigen drolligen Vorübungen ſo beſchleunigte Früchte trug, daß die Familie zu einem ordentlichen Tanze ſchrei¬ ten konnte. Es war ein Landler, was ſie aufführten, das heißt jener Tanz, wovon unſer Walzer nur ein geiſt¬ los weggebrochenes Stück iſt: zuerſt walzte Papa mit Mama, dann je ein Brüderchen mit einem Schweſter¬ chen, hierauf löſten ſich die Paare, jeder Tänzer ſchien ſich mit der Tänzerin zu entzweien, eilte ihr nach, fieng ſie, faßte ſie an beiden Händen, hielt ihr die
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Alter zeigte ſich die Schärfe der Beobachtung, die Ge¬
ſchicklichkeit der Nachahmung charakteriſtiſcher Thiertypen,
wie ſie Naturvölkern eigen iſt; man weiß, mit welch'
treffender Wahrheit die Indianer in ihren Tänzen
dieſe naive Kunſt üben; kein moderner Pantomime, der
den Joko ſpielt, wird dieſe Kinder erreichen. Nun ent¬
wickelte ſich in dieſem Familienkreiſe ein herzgewinnen¬
des Bild von ſorgſamer Erziehung. Die Jungen wurden
von Vater und Mutter gelehrt, das Tüchlein richtig
zu brauchen, einer der Söhne, als er ein Schweſterchen
zauste, vom Papa mit einer Ruthe geſtrichen, wobei
er ihn elegant zwiſchen die Beine nahm und ihm
hinten aufmaß; ein Sturm von Gelächter brach im
Publikum, namentlich unter den Frauen und Mädchen
los, als in einem kritiſchen Moment die Mama hinaus¬
trabte, mit einem Topfe wiederkam und die kleinere
Tochter zierlich darauf ſetzte. Nach ſolchen Handlungen
erziehender Thätigkeit erfolgte orcheſtiſcher Unterricht, der
nach einigen drolligen Vorübungen ſo beſchleunigte Früchte
trug, daß die Familie zu einem ordentlichen Tanze ſchrei¬
ten konnte. Es war ein Landler, was ſie aufführten, das
heißt jener Tanz, wovon unſer Walzer nur ein geiſt¬
los weggebrochenes Stück iſt: zuerſt walzte Papa mit
Mama, dann je ein Brüderchen mit einem Schweſter¬
chen, hierauf löſten ſich die Paare, jeder Tänzer ſchien
ſich mit der Tänzerin zu entzweien, eilte ihr nach,
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/360>, abgerufen am 23.12.2024.
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