Ein Niesreiz just bei jenen Worten -- schnelle Seitenwendung von der schönen Nachbarin ab -- Taschentuch -- vorsichtige Applikation -- trotzdem -- der Ueberraschte schien im Drang des Augenblicks ver¬ säumt zu haben, eine doppelte Ringmauer von Lein¬ wandfalten um den kleinen Geyser der Nase zu bilden, -- eine ganz dünne Fontäne steigt in zierlichem Bo¬ gen und fällt nieder in den soeben mit Kappernsauce frisch versehenen Teller der gestrengen Dame zur Linken. Diese zuckt zusammen und rückt mit dem Stuhl. Die Freundin zur Rechten bemerkt den Vorgang nicht, wohl aber der Alte, der ein Lächeln unterdrückt, und sehr wohl die zwei Knaben, die ein helles Lachen nicht unterdrücken, und nicht minder der Kellner, ein Sub¬ jekt mit einem jener Gesichter, die man als ohrfeigen¬ würdig bezeichnen möchte; er sprach einen abgeriebenen rheinischen Dialekt und war offenbar nur für die Sommersaison herbeschrieben, A. E. hatte ihm ab und zu einen Blick voll Widerwillen zugeworfen; dieser nahm grinsend den Teller schnell weg und schob einen neuen hin.
A. E. war verschwunden, als hätte ihn die Erde verschlungen. Beklommen suchte ich eine Unterhaltung mit der schönen Frau einzuleiten, vermochte aber in meiner Beunruhigung nicht, sie fortzuführen, und brach auf, ehe der Nachtisch kam. Ich erledigte meine Zeche und war unten im Hausflur angekommen, als A. E.
Ein Niesreiz juſt bei jenen Worten — ſchnelle Seitenwendung von der ſchönen Nachbarin ab — Taſchentuch — vorſichtige Applikation — trotzdem — der Ueberraſchte ſchien im Drang des Augenblicks ver¬ ſäumt zu haben, eine doppelte Ringmauer von Lein¬ wandfalten um den kleinen Geyſer der Naſe zu bilden, — eine ganz dünne Fontäne ſteigt in zierlichem Bo¬ gen und fällt nieder in den ſoeben mit Kappernſauce friſch verſehenen Teller der geſtrengen Dame zur Linken. Dieſe zuckt zuſammen und rückt mit dem Stuhl. Die Freundin zur Rechten bemerkt den Vorgang nicht, wohl aber der Alte, der ein Lächeln unterdrückt, und ſehr wohl die zwei Knaben, die ein helles Lachen nicht unterdrücken, und nicht minder der Kellner, ein Sub¬ jekt mit einem jener Geſichter, die man als ohrfeigen¬ würdig bezeichnen möchte; er ſprach einen abgeriebenen rheiniſchen Dialekt und war offenbar nur für die Sommerſaiſon herbeſchrieben, A. E. hatte ihm ab und zu einen Blick voll Widerwillen zugeworfen; dieſer nahm grinſend den Teller ſchnell weg und ſchob einen neuen hin.
A. E. war verſchwunden, als hätte ihn die Erde verſchlungen. Beklommen ſuchte ich eine Unterhaltung mit der ſchönen Frau einzuleiten, vermochte aber in meiner Beunruhigung nicht, ſie fortzuführen, und brach auf, ehe der Nachtiſch kam. Ich erledigte meine Zeche und war unten im Hausflur angekommen, als A. E.
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Ein Niesreiz juſt bei jenen Worten — ſchnelle
Seitenwendung von der ſchönen Nachbarin ab —
Taſchentuch — vorſichtige Applikation — trotzdem —
der Ueberraſchte ſchien im Drang des Augenblicks ver¬
ſäumt zu haben, eine doppelte Ringmauer von Lein¬
wandfalten um den kleinen Geyſer der Naſe zu bilden,
— eine ganz dünne Fontäne ſteigt in zierlichem Bo¬
gen und fällt nieder in den ſoeben mit Kappernſauce
friſch verſehenen Teller der geſtrengen Dame zur Linken.
Dieſe zuckt zuſammen und rückt mit dem Stuhl. Die
Freundin zur Rechten bemerkt den Vorgang nicht,
wohl aber der Alte, der ein Lächeln unterdrückt, und
ſehr wohl die zwei Knaben, die ein helles Lachen nicht
unterdrücken, und nicht minder der Kellner, ein Sub¬
jekt mit einem jener Geſichter, die man als ohrfeigen¬
würdig bezeichnen möchte; er ſprach einen abgeriebenen
rheiniſchen Dialekt und war offenbar nur für die
Sommerſaiſon herbeſchrieben, A. E. hatte ihm ab und
zu einen Blick voll Widerwillen zugeworfen; dieſer
nahm grinſend den Teller ſchnell weg und ſchob einen
neuen hin.
A. E. war verſchwunden, als hätte ihn die Erde
verſchlungen. Beklommen ſuchte ich eine Unterhaltung
mit der ſchönen Frau einzuleiten, vermochte aber in
meiner Beunruhigung nicht, ſie fortzuführen, und brach
auf, ehe der Nachtiſch kam. Ich erledigte meine Zeche
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/77>, abgerufen am 22.12.2024.
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