Poren der Haut in den Leib gepeitscht, glühte mir den Schlund herauf und hauchte Flammen aus meinen heißen Lippen, meine Schritte taumelten und schwankten, als wäre ich betrunken. Und jetzt, -- halt, was sehe ich? Täuscht es mir der Schwindel vor? Auf dem Vorsprung eines der granitenen Felsungeheuer eine Gestalt -- ist es möglich? kann ein Mensch dort hin¬ aufgelangen? -- und die Gestalt: ich erkenne sie -- A. E! Den Rücken an die Felswand gestemmt, einen Fuß vorgestellt, die Faust himmelwärts geballt -- der Sturm wühlt in seinen Locken -- den leichten Mantel, den er auf der Wanderung gerollt über die Schulter getragen, hat er umgenommen, er flattert in den Stößen und Wirbeln der Windsbraut, und sie zaust und zaust, bis er ihm vom Leibe gezerrt ist, dort fliegt er, bleibt an einem Dornbusch hoch an der Felswand wie eine gespießte Fledermaus hängen -- aber A. E. selbst -- man sieht: er spricht laut -- man kann nicht hören --
Ich suchte näher zu kommen, es gelang mir mit schwierigem Klettern so weit, daß ich einige zusam¬ menhängende Worte wenigstens in den Augenblicken ver¬ nahm, wo der Sturm, in seinem Anprall an die Hindernisse der Felsschlucht wechselsweise nach allen Richtungen stoßend, von der Stelle, wo A. E. stand, nach meiner Seite her blies. Ich suche diese Bruch¬ stücke wiederzugeben. Die Gedankenstriche, die ich da¬
Poren der Haut in den Leib gepeitſcht, glühte mir den Schlund herauf und hauchte Flammen aus meinen heißen Lippen, meine Schritte taumelten und ſchwankten, als wäre ich betrunken. Und jetzt, — halt, was ſehe ich? Täuſcht es mir der Schwindel vor? Auf dem Vorſprung eines der granitenen Felsungeheuer eine Geſtalt — iſt es möglich? kann ein Menſch dort hin¬ aufgelangen? — und die Geſtalt: ich erkenne ſie — A. E! Den Rücken an die Felswand geſtemmt, einen Fuß vorgeſtellt, die Fauſt himmelwärts geballt — der Sturm wühlt in ſeinen Locken — den leichten Mantel, den er auf der Wanderung gerollt über die Schulter getragen, hat er umgenommen, er flattert in den Stößen und Wirbeln der Windsbraut, und ſie zaust und zaust, bis er ihm vom Leibe gezerrt iſt, dort fliegt er, bleibt an einem Dornbuſch hoch an der Felswand wie eine geſpießte Fledermaus hängen — aber A. E. ſelbſt — man ſieht: er ſpricht laut — man kann nicht hören —
Ich ſuchte näher zu kommen, es gelang mir mit ſchwierigem Klettern ſo weit, daß ich einige zuſam¬ menhängende Worte wenigſtens in den Augenblicken ver¬ nahm, wo der Sturm, in ſeinem Anprall an die Hinderniſſe der Felsſchlucht wechſelsweiſe nach allen Richtungen ſtoßend, von der Stelle, wo A. E. ſtand, nach meiner Seite her blies. Ich ſuche dieſe Bruch¬ ſtücke wiederzugeben. Die Gedankenſtriche, die ich da¬
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Poren der Haut in den Leib gepeitſcht, glühte mir
den Schlund herauf und hauchte Flammen aus meinen
heißen Lippen, meine Schritte taumelten und ſchwankten,
als wäre ich betrunken. Und jetzt, — halt, was ſehe
ich? Täuſcht es mir der Schwindel vor? Auf dem
Vorſprung eines der granitenen Felsungeheuer eine
Geſtalt — iſt es möglich? kann ein Menſch dort hin¬
aufgelangen? — und die Geſtalt: ich erkenne ſie —
A. E! Den Rücken an die Felswand geſtemmt, einen
Fuß vorgeſtellt, die Fauſt himmelwärts geballt —
der Sturm wühlt in ſeinen Locken — den leichten
Mantel, den er auf der Wanderung gerollt über die
Schulter getragen, hat er umgenommen, er flattert in
den Stößen und Wirbeln der Windsbraut, und ſie
zaust und zaust, bis er ihm vom Leibe gezerrt iſt,
dort fliegt er, bleibt an einem Dornbuſch hoch an der
Felswand wie eine geſpießte Fledermaus hängen —
aber A. E. ſelbſt — man ſieht: er ſpricht laut —
man kann nicht hören —
Ich ſuchte näher zu kommen, es gelang mir mit
ſchwierigem Klettern ſo weit, daß ich einige zuſam¬
menhängende Worte wenigſtens in den Augenblicken ver¬
nahm, wo der Sturm, in ſeinem Anprall an die
Hinderniſſe der Felsſchlucht wechſelsweiſe nach allen
Richtungen ſtoßend, von der Stelle, wo A. E. ſtand,
nach meiner Seite her blies. Ich ſuche dieſe Bruch¬
ſtücke wiederzugeben. Die Gedankenſtriche, die ich da¬
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/85>, abgerufen am 22.12.2024.
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