Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879.Auge, erglänzend im Wiederschein ungewissen Licht¬ "Und heller und heller das Meerweib singt Und süßer und süßer die Stimme klingt. Merk' auf, Herr Olaf! ,Laß fahren die Welt, laß fahren den Schwarm, Laß dich küssen und wiegen in meinem Arm!' Merk' auf, Herr Olaf! Was sieht er im Strudel? Ein Augenpaar, Eine schneeweiße Brust, blond Lockenhaar. Merk' auf, Herr Olaf! Und er spornt seinen Rappen, der wirft ihn ab Und er sinkt hinunter in's feuchte Grab. Merk' auf, Herr Olaf!" In diesem Augenblick fuhr ein Fisch von seltener "Auch ein Verehrer," sagte Dyring. Auge, erglänzend im Wiederſchein ungewiſſen Licht¬ „Und heller und heller das Meerweib ſingt Und ſüßer und ſüßer die Stimme klingt. Merk' auf, Herr Olaf! ‚Laß fahren die Welt, laß fahren den Schwarm, Laß dich küſſen und wiegen in meinem Arm!' Merk' auf, Herr Olaf! Was ſieht er im Strudel? Ein Augenpaar, Eine ſchneeweiße Bruſt, blond Lockenhaar. Merk' auf, Herr Olaf! Und er ſpornt ſeinen Rappen, der wirft ihn ab Und er ſinkt hinunter in's feuchte Grab. Merk' auf, Herr Olaf!“ In dieſem Augenblick fuhr ein Fiſch von ſeltener „Auch ein Verehrer,“ ſagte Dyring. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0159" n="146"/> Auge, erglänzend im Wiederſchein ungewiſſen Licht¬<lb/> ſchimmers, der durch die Wolken brach, ruhte zuerſt<lb/> auf dem einen, dann dem andern der zwei Be¬<lb/> gleiter — mit einem Ausdruck — o, träfe auch mich<lb/> ein ſolcher Blick! Aber mich übergieng ſie, ruderte<lb/> wieder einige Schritte und fuhr dann fort im Ge¬<lb/> ſange:</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>„Und heller und heller das Meerweib ſingt</l><lb/> <l>Und ſüßer und ſüßer die Stimme klingt.</l><lb/> <l>Merk' auf, Herr Olaf!</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>‚Laß fahren die Welt, laß fahren den Schwarm,</l><lb/> <l>Laß dich küſſen und wiegen in meinem Arm!'</l><lb/> <l>Merk' auf, Herr Olaf!</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Was ſieht er im Strudel? Ein Augenpaar,</l><lb/> <l>Eine ſchneeweiße Bruſt, blond Lockenhaar.</l><lb/> <l>Merk' auf, Herr Olaf!</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Und er ſpornt ſeinen Rappen, der wirft ihn ab</l><lb/> <l>Und er ſinkt hinunter in's feuchte Grab.</l><lb/> <l>Merk' auf, Herr Olaf!“</l><lb/> </lg> </lg> <p>In dieſem Augenblick fuhr ein Fiſch von ſeltener<lb/> Größe, wohl acht Schuh lang, aus dem Waſſer her¬<lb/> vor, glotzte ſie einen Moment lang an und tauchte<lb/> wieder unter, ſie ſchlug ihm mit dem Ruder nach und<lb/> rief: „Das iſt ein Wels! Hat dich die Gewitterſchwüle<lb/> heraufgelockt, alter Seeräuber?“</p><lb/> <p>„Auch ein Verehrer,“ ſagte Dyring.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [146/0159]
Auge, erglänzend im Wiederſchein ungewiſſen Licht¬
ſchimmers, der durch die Wolken brach, ruhte zuerſt
auf dem einen, dann dem andern der zwei Be¬
gleiter — mit einem Ausdruck — o, träfe auch mich
ein ſolcher Blick! Aber mich übergieng ſie, ruderte
wieder einige Schritte und fuhr dann fort im Ge¬
ſange:
„Und heller und heller das Meerweib ſingt
Und ſüßer und ſüßer die Stimme klingt.
Merk' auf, Herr Olaf!
‚Laß fahren die Welt, laß fahren den Schwarm,
Laß dich küſſen und wiegen in meinem Arm!'
Merk' auf, Herr Olaf!
Was ſieht er im Strudel? Ein Augenpaar,
Eine ſchneeweiße Bruſt, blond Lockenhaar.
Merk' auf, Herr Olaf!
Und er ſpornt ſeinen Rappen, der wirft ihn ab
Und er ſinkt hinunter in's feuchte Grab.
Merk' auf, Herr Olaf!“
In dieſem Augenblick fuhr ein Fiſch von ſeltener
Größe, wohl acht Schuh lang, aus dem Waſſer her¬
vor, glotzte ſie einen Moment lang an und tauchte
wieder unter, ſie ſchlug ihm mit dem Ruder nach und
rief: „Das iſt ein Wels! Hat dich die Gewitterſchwüle
heraufgelockt, alter Seeräuber?“
„Auch ein Verehrer,“ ſagte Dyring.
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