des Gemüthes, durch den bloßen Vorsatz seiner kranken Gefühle Meister zu werden", -- u.s.w. u.s.w. u.s.w. -- Und Alles umsonst! Die Leidenschaft ist eine profunde Sophistin. Was sagt sie? Sie sagt: Alles ganz wahr und schön, mag auf alle Fälle passen, nur auf diesen nicht; der ist von absoluter Be¬ sonderheit. Das Diese kämpft gegen die Wahr¬ heit und Macht des Allgemeinen, will sich in seiner zäh gebackenen Dichtigkeit nicht von ihm perforiren lassen. Ja die Dießheit, das ist etwas gar Dunkles, Schweres, ein großes Geheimniß.
Und diese Einsicht in den Sophismus der Leiden¬ schaft nützt mir auch nichts, rein nichts, hilft mir nicht, meine Seele wieder holen, die mir abhanden gekommen, die nicht mehr mir gehört. Mein Centrum ist außer mir, heißt Goldrun, wandelt, wo es mag, mißhandelt mich, entehrt mich. Ich bin nicht mehr Ich.
Dämonisch ist das Weib, dessen Reiz noch fort¬ wirkt, während man sie schon verachtet. -- Eine De¬ finition unter anderen, es gibt noch mehrere.
Oft war sie zwischen Herrschsucht, Siegeshohn ganz unterthänig, mehr als recht.
des Gemüthes, durch den bloßen Vorſatz ſeiner kranken Gefühle Meiſter zu werden“, — u.ſ.w. u.ſ.w. u.ſ.w. — Und Alles umſonſt! Die Leidenſchaft iſt eine profunde Sophiſtin. Was ſagt ſie? Sie ſagt: Alles ganz wahr und ſchön, mag auf alle Fälle paſſen, nur auf dieſen nicht; der iſt von abſoluter Be¬ ſonderheit. Das Dieſe kämpft gegen die Wahr¬ heit und Macht des Allgemeinen, will ſich in ſeiner zäh gebackenen Dichtigkeit nicht von ihm perforiren laſſen. Ja die Dießheit, das iſt etwas gar Dunkles, Schweres, ein großes Geheimniß.
Und dieſe Einſicht in den Sophismus der Leiden¬ ſchaft nützt mir auch nichts, rein nichts, hilft mir nicht, meine Seele wieder holen, die mir abhanden gekommen, die nicht mehr mir gehört. Mein Centrum iſt außer mir, heißt Goldrun, wandelt, wo es mag, mißhandelt mich, entehrt mich. Ich bin nicht mehr Ich.
Dämoniſch iſt das Weib, deſſen Reiz noch fort¬ wirkt, während man ſie ſchon verachtet. — Eine De¬ finition unter anderen, es gibt noch mehrere.
Oft war ſie zwiſchen Herrſchſucht, Siegeshohn ganz unterthänig, mehr als recht.
<TEI><text><body><div><p><pbfacs="#f0191"n="178"/>
des Gemüthes, durch den bloßen Vorſatz ſeiner kranken<lb/>
Gefühle Meiſter zu werden“, —<hirendition="#g">u</hi>.<hirendition="#g">ſ</hi>.<hirendition="#g">w</hi>. <hirendition="#g">u</hi>.<hirendition="#g">ſ</hi>.<hirendition="#g">w</hi>.<lb/><hirendition="#g">u</hi>.<hirendition="#g">ſ</hi>.<hirendition="#g">w</hi>. — Und Alles umſonſt! Die Leidenſchaft iſt<lb/>
eine profunde Sophiſtin. Was ſagt ſie? Sie ſagt:<lb/>
Alles ganz wahr und ſchön, mag auf alle Fälle paſſen,<lb/>
nur auf <hirendition="#g">dieſen</hi> nicht; der iſt <hirendition="#g">von abſoluter Be</hi>¬<lb/><hirendition="#g">ſonderheit</hi>. Das <hirendition="#g">Dieſe</hi> kämpft gegen die Wahr¬<lb/>
heit und Macht des Allgemeinen, will ſich in ſeiner<lb/>
zäh gebackenen Dichtigkeit nicht von ihm perforiren<lb/>
laſſen. Ja die <hirendition="#g">Dießheit</hi>, das iſt etwas gar Dunkles,<lb/>
Schweres, ein großes Geheimniß.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Und dieſe Einſicht in den Sophismus der Leiden¬<lb/>ſchaft nützt mir auch nichts, rein nichts, hilft mir<lb/>
nicht, meine Seele wieder holen, die mir abhanden<lb/>
gekommen, die nicht mehr mir gehört. Mein Centrum<lb/>
iſt außer mir, heißt Goldrun, wandelt, wo es mag,<lb/>
mißhandelt mich, entehrt mich. Ich bin nicht mehr Ich.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Dämoniſch iſt das Weib, deſſen Reiz noch fort¬<lb/>
wirkt, während man ſie ſchon verachtet. — Eine De¬<lb/>
finition unter anderen, es gibt noch mehrere.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Oft war ſie zwiſchen Herrſchſucht, Siegeshohn ganz<lb/>
unterthänig, mehr als recht.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[178/0191]
des Gemüthes, durch den bloßen Vorſatz ſeiner kranken
Gefühle Meiſter zu werden“, — u.ſ.w. u.ſ.w.
u.ſ.w. — Und Alles umſonſt! Die Leidenſchaft iſt
eine profunde Sophiſtin. Was ſagt ſie? Sie ſagt:
Alles ganz wahr und ſchön, mag auf alle Fälle paſſen,
nur auf dieſen nicht; der iſt von abſoluter Be¬
ſonderheit. Das Dieſe kämpft gegen die Wahr¬
heit und Macht des Allgemeinen, will ſich in ſeiner
zäh gebackenen Dichtigkeit nicht von ihm perforiren
laſſen. Ja die Dießheit, das iſt etwas gar Dunkles,
Schweres, ein großes Geheimniß.
Und dieſe Einſicht in den Sophismus der Leiden¬
ſchaft nützt mir auch nichts, rein nichts, hilft mir
nicht, meine Seele wieder holen, die mir abhanden
gekommen, die nicht mehr mir gehört. Mein Centrum
iſt außer mir, heißt Goldrun, wandelt, wo es mag,
mißhandelt mich, entehrt mich. Ich bin nicht mehr Ich.
Dämoniſch iſt das Weib, deſſen Reiz noch fort¬
wirkt, während man ſie ſchon verachtet. — Eine De¬
finition unter anderen, es gibt noch mehrere.
Oft war ſie zwiſchen Herrſchſucht, Siegeshohn ganz
unterthänig, mehr als recht.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/191>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.