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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879.

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habe vom Wirth erfahren, daß Sie gekommen sind,
nach unserem verstorbenen A. E. zu fragen: ich schließe,
Sie seien der Herr, den er auf seiner zweiten italieni¬
schen Reise kennen gelernt hat; er hat mir von Ihnen
erzählt. Sie sind wohl begierig, Näheres von ihm zu
erfahren. Nicht eben viel, doch Einiges kann ich Ihnen
mittheilen." Das war denn der junge Mann, den
Frau Hedwig erwähnt hatte; ich nahm dankbar sein
Anerbieten an und er schlug mir auf die spätere Nach¬
mittagszeit einen gemeinschaftlichen Gang vor. Bis
dahin streifte ich zuerst planlos durch einige Straßen
der Stadt, immer begleitet von dem Gedanken: diese
Häuser, diese Wege sind das Bild gewesen, das täglich
in sein Auge fiel: daran verspürte ich, wie theuer mir
der Todte geworden war. Tief in Betrachtung versunken
wartete ich dann zu Hause, bis ich abgeholt wurde.
Der Assessor schlug mir einen Gang um die Stadt und
dann zu Einhart's Grabe vor; wir brachen auf und
sobald wir uns außerhalb der belebteren Straßen
befanden, bat ich den jungen Mann, mir zu erzählen.
So erfuhr ich denn die früheren Lebensumstände.

"Ich war Referendär unter ihm," begann er, "als
er noch wohlbestellter Vogt war -- -- Sie wissen, der
alte Titel für unsere Oberamtleute oder Bezirkspolizei¬
direktoren? -- Er war rasch in das hiesige Amt, einen
bedeutenden Wirkungskreis vorgerückt; man hatte ihm
verdenken wollen, daß er auf einer Urlaubreise im Jahr

habe vom Wirth erfahren, daß Sie gekommen ſind,
nach unſerem verſtorbenen A. E. zu fragen: ich ſchließe,
Sie ſeien der Herr, den er auf ſeiner zweiten italieni¬
ſchen Reiſe kennen gelernt hat; er hat mir von Ihnen
erzählt. Sie ſind wohl begierig, Näheres von ihm zu
erfahren. Nicht eben viel, doch Einiges kann ich Ihnen
mittheilen.“ Das war denn der junge Mann, den
Frau Hedwig erwähnt hatte; ich nahm dankbar ſein
Anerbieten an und er ſchlug mir auf die ſpätere Nach¬
mittagszeit einen gemeinſchaftlichen Gang vor. Bis
dahin ſtreifte ich zuerſt planlos durch einige Straßen
der Stadt, immer begleitet von dem Gedanken: dieſe
Häuſer, dieſe Wege ſind das Bild geweſen, das täglich
in ſein Auge fiel: daran verſpürte ich, wie theuer mir
der Todte geworden war. Tief in Betrachtung verſunken
wartete ich dann zu Hauſe, bis ich abgeholt wurde.
Der Aſſeſſor ſchlug mir einen Gang um die Stadt und
dann zu Einhart's Grabe vor; wir brachen auf und
ſobald wir uns außerhalb der belebteren Straßen
befanden, bat ich den jungen Mann, mir zu erzählen.
So erfuhr ich denn die früheren Lebensumſtände.

„Ich war Referendär unter ihm,“ begann er, „als
er noch wohlbeſtellter Vogt war — — Sie wiſſen, der
alte Titel für unſere Oberamtleute oder Bezirkspolizei¬
direktoren? — Er war raſch in das hieſige Amt, einen
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[27/0040] habe vom Wirth erfahren, daß Sie gekommen ſind, nach unſerem verſtorbenen A. E. zu fragen: ich ſchließe, Sie ſeien der Herr, den er auf ſeiner zweiten italieni¬ ſchen Reiſe kennen gelernt hat; er hat mir von Ihnen erzählt. Sie ſind wohl begierig, Näheres von ihm zu erfahren. Nicht eben viel, doch Einiges kann ich Ihnen mittheilen.“ Das war denn der junge Mann, den Frau Hedwig erwähnt hatte; ich nahm dankbar ſein Anerbieten an und er ſchlug mir auf die ſpätere Nach¬ mittagszeit einen gemeinſchaftlichen Gang vor. Bis dahin ſtreifte ich zuerſt planlos durch einige Straßen der Stadt, immer begleitet von dem Gedanken: dieſe Häuſer, dieſe Wege ſind das Bild geweſen, das täglich in ſein Auge fiel: daran verſpürte ich, wie theuer mir der Todte geworden war. Tief in Betrachtung verſunken wartete ich dann zu Hauſe, bis ich abgeholt wurde. Der Aſſeſſor ſchlug mir einen Gang um die Stadt und dann zu Einhart's Grabe vor; wir brachen auf und ſobald wir uns außerhalb der belebteren Straßen befanden, bat ich den jungen Mann, mir zu erzählen. So erfuhr ich denn die früheren Lebensumſtände. „Ich war Referendär unter ihm,“ begann er, „als er noch wohlbeſtellter Vogt war — — Sie wiſſen, der alte Titel für unſere Oberamtleute oder Bezirkspolizei¬ direktoren? — Er war raſch in das hieſige Amt, einen bedeutenden Wirkungskreis vorgerückt; man hatte ihm verdenken wollen, daß er auf einer Urlaubreiſe im Jahr

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Zitationshilfe: Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/40>, abgerufen am 21.11.2024.