während sie bei den sechs und mehrstrahligen Polypen eine mehr wal- zenförmige Gestalt haben und eine hohle am vordern Ende geschlossene Röhre darstellen. Bei allen Polypen ohne Ausnahme steht die Höhlung der Tentakel in Verbindung mit der Leibeshöhle und die Entfaltung scheint zum Theil dadurch bewirkt zu werden, daß von der Leibes- höhle aus Flüssigkeit in ihre Höhlung eingepreßt wird.
Obgleich die Polypen namentlich in den Fühlern eine große Empfindlichkeit zeigen, so ist es doch noch nicht gelungen, Nerven oder Sinnesorgane bei ihnen wahrzunehmen. Auch die Verdauungs- organe stehen auf einer sehr niederen Stufe der Entwickelung. Der runde, zuweilen auf einem Knopfe in der Mitte der Fühler ange- brachte Mund führt in eine weite Magentasche, welche sich nach hinten frei durch offene Spalten in die Leibeshöhle öffnet, so daß Wasser und Nahrungsstoffe ge- meinschaftlich durch diese hinte- ren Oeffnungen in die Leibes- höhle übergehen. Diese ist durch häutige Blätter, welche in dem untern Theile der Leibeshöhle nach innen zu frei sind, oben sich an die Magenwandung an- setzen und auf ihrem freien ge- krausten Rande die männlichen oder weiblichen Geschlechtsor- gane tragen, in eine große An- zahl von Taschen oder Kammern zerfällt. Bei den gemeinschaftlich lebenden Polypen geht die Lei- beshöhle, in welcher der Nah-
[Abbildung]
Fig 88. Fig. 89.
Einzelne Polypen von Veretillum cynomorium. Stark vergrößert. a Eine Zelle, in welche sich ein Polyp zurückgezogen hat. b der Fühlerkranz. c die Magenhöhle. d die Krausen der Geschlechts- theile. Zur Seite ist Fig. 89. ein Polyp quer durchschnitten, um das Verhältniß der strahlich gestellten Falten mit den Geschlechtskrausen zur mittleren Verdauungshöhle zu zeigen.
rungssaft mit Wasser vermischt beständig hin und her circulirt, in ein Netz von Gefäßen über, welches sich in der gemeinschaftlichen Masse des Polypenstockes hinzieht und mit allen übrigen Polypen in direkter Communication steht. Der Strom der Flüssigkeit, welcher durch diese Gefäße läuft, wird durch zarte flimmernde Wimpern bedingt, und geht an der einen Seite der Fühler bis an deren Spitze, um auf der andern Seite wieder hinab zu gleiten. Da die Polypen die Oeffnungen der Magenhöhle gegen die Leibeshöhle hin
während ſie bei den ſechs und mehrſtrahligen Polypen eine mehr wal- zenförmige Geſtalt haben und eine hohle am vordern Ende geſchloſſene Röhre darſtellen. Bei allen Polypen ohne Ausnahme ſteht die Höhlung der Tentakel in Verbindung mit der Leibeshöhle und die Entfaltung ſcheint zum Theil dadurch bewirkt zu werden, daß von der Leibes- höhle aus Flüſſigkeit in ihre Höhlung eingepreßt wird.
Obgleich die Polypen namentlich in den Fühlern eine große Empfindlichkeit zeigen, ſo iſt es doch noch nicht gelungen, Nerven oder Sinnesorgane bei ihnen wahrzunehmen. Auch die Verdauungs- organe ſtehen auf einer ſehr niederen Stufe der Entwickelung. Der runde, zuweilen auf einem Knopfe in der Mitte der Fühler ange- brachte Mund führt in eine weite Magentaſche, welche ſich nach hinten frei durch offene Spalten in die Leibeshöhle öffnet, ſo daß Waſſer und Nahrungsſtoffe ge- meinſchaftlich durch dieſe hinte- ren Oeffnungen in die Leibes- höhle übergehen. Dieſe iſt durch häutige Blätter, welche in dem untern Theile der Leibeshöhle nach innen zu frei ſind, oben ſich an die Magenwandung an- ſetzen und auf ihrem freien ge- krausten Rande die männlichen oder weiblichen Geſchlechtsor- gane tragen, in eine große An- zahl von Taſchen oder Kammern zerfällt. Bei den gemeinſchaftlich lebenden Polypen geht die Lei- beshöhle, in welcher der Nah-
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Fig 88. Fig. 89.
Einzelne Polypen von Veretillum cynomorium. Stark vergrößert. a Eine Zelle, in welche ſich ein Polyp zurückgezogen hat. b der Fühlerkranz. c die Magenhöhle. d die Krauſen der Geſchlechts- theile. Zur Seite iſt Fig. 89. ein Polyp quer durchſchnitten, um das Verhältniß der ſtrahlich geſtellten Falten mit den Geſchlechtskrauſen zur mittleren Verdauungshöhle zu zeigen.
rungsſaft mit Waſſer vermiſcht beſtändig hin und her circulirt, in ein Netz von Gefäßen über, welches ſich in der gemeinſchaftlichen Maſſe des Polypenſtockes hinzieht und mit allen übrigen Polypen in direkter Communication ſteht. Der Strom der Flüſſigkeit, welcher durch dieſe Gefäße läuft, wird durch zarte flimmernde Wimpern bedingt, und geht an der einen Seite der Fühler bis an deren Spitze, um auf der andern Seite wieder hinab zu gleiten. Da die Polypen die Oeffnungen der Magenhöhle gegen die Leibeshöhle hin
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während ſie bei den ſechs und mehrſtrahligen Polypen eine mehr wal-
zenförmige Geſtalt haben und eine hohle am vordern Ende geſchloſſene
Röhre darſtellen. Bei allen Polypen ohne Ausnahme ſteht die Höhlung
der Tentakel in Verbindung mit der Leibeshöhle und die Entfaltung
ſcheint zum Theil dadurch bewirkt zu werden, daß von der Leibes-
höhle aus Flüſſigkeit in ihre Höhlung eingepreßt wird.
Obgleich die Polypen namentlich in den Fühlern eine große
Empfindlichkeit zeigen, ſo iſt es doch noch nicht gelungen, Nerven oder
Sinnesorgane bei ihnen wahrzunehmen. Auch die Verdauungs-
organe ſtehen auf einer ſehr niederen Stufe der Entwickelung. Der
runde, zuweilen auf einem Knopfe
in der Mitte der Fühler ange-
brachte Mund führt in eine weite
Magentaſche, welche ſich nach
hinten frei durch offene Spalten
in die Leibeshöhle öffnet, ſo daß
Waſſer und Nahrungsſtoffe ge-
meinſchaftlich durch dieſe hinte-
ren Oeffnungen in die Leibes-
höhle übergehen. Dieſe iſt durch
häutige Blätter, welche in dem
untern Theile der Leibeshöhle
nach innen zu frei ſind, oben
ſich an die Magenwandung an-
ſetzen und auf ihrem freien ge-
krausten Rande die männlichen
oder weiblichen Geſchlechtsor-
gane tragen, in eine große An-
zahl von Taſchen oder Kammern
zerfällt. Bei den gemeinſchaftlich
lebenden Polypen geht die Lei-
beshöhle, in welcher der Nah-
[Abbildung Fig 88. Fig. 89.
Einzelne Polypen von Veretillum cynomorium.
Stark vergrößert.
a Eine Zelle, in welche ſich ein Polyp
zurückgezogen hat. b der Fühlerkranz. c die
Magenhöhle. d die Krauſen der Geſchlechts-
theile. Zur Seite iſt Fig. 89. ein Polyp quer
durchſchnitten, um das Verhältniß der ſtrahlich
geſtellten Falten mit den Geſchlechtskrauſen zur
mittleren Verdauungshöhle zu zeigen.]
rungsſaft mit Waſſer vermiſcht beſtändig hin und her circulirt, in
ein Netz von Gefäßen über, welches ſich in der gemeinſchaftlichen
Maſſe des Polypenſtockes hinzieht und mit allen übrigen Polypen
in direkter Communication ſteht. Der Strom der Flüſſigkeit, welcher
durch dieſe Gefäße läuft, wird durch zarte flimmernde Wimpern
bedingt, und geht an der einen Seite der Fühler bis an deren
Spitze, um auf der andern Seite wieder hinab zu gleiten. Da die
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/118>, abgerufen am 22.12.2024.
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