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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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Man glaubte, daß die Korallen ſich hauptſächlich auf den Rändern
von Kratern vulkaniſcher Kegelberge entwickelt hätten und nahm an,
daß ſie aus beliebiger Tiefe herauf ſenkrechte Mauern aufführten, welche
an der Oberfläche die Bildung des Bodens abzeichneten. Erſt die ge-
nauere Beobachtung des Lebens der Korallenthiere und des Verhaltens
ihrer Riffe gab die genauere Erklärung der auffallenden Erſcheinungen.

Man unterſcheidet jetzt der Form nach drei verſchiedene Arten von
Korallenriffen. Die Atolls oder Lagunenriffe beſtehen aus einem
ſchmalen, mehr oder minder regelmäßig gekrümmten Streifen feſten
Landes, der einen innern See, eine Lagune umſchließt und aus todten
zerbröckelten Korallenmaſſen beſteht, die durch Kalkſand wieder verkittet
und in einen fruchtbaren Boden verwandelt ſind, welcher kaum über das
Meeresniveau hervorragt und meiſt zuerſt mit Kokospalmen ſich be-
pflanzt. Zuweilen iſt die Lagune in der Mitte eines ſolchen Atolls
gänzlich abgeſchloſſen von der See, die außen brandet; meiſt aber zeigt
ſie einen oder mehrere Einſchnitte durch welche das Waſſer der La-
gune mit dem Meere in Verbindung ſteht. Die Tiefe der Lagunen iſt
meiſt nicht bedeutend, höchſtens bis zu 40 Faden und bietet einen ſichern
Ankergrund. Die Lagune ſelbſt iſt ein wahrer Sammelplatz von feſt-
ſitzenden und ſchwimmenden Seethieren aller Art, welche ſich hieher
vor der Brandung und der Strömung des freien Meeres flüchten.
Nach außen hin findet ſich meiſt ſchon in geringer Entfernung von
dem Riffe eine bedeutende Tiefe, ſo daß dieſes eine faſt ſenkrecht aus
der Tiefe aufſteigende Mauer bildet. Die Dammriffe unterſcheiden
ſich nur dadurch von den Atolls, daß im Innern der Lagune ſich eine
Inſel aus anſtehenden Felſen und feſtem Lande befindet, welche, wie
durch einen Feſtungsgraben, durch einen mehr oder minder breiten
Lagunenkanal von dem wie ein Gürtel ſie umgebende Riffe getrennt
iſt. Dieſer Lagunenkanal iſt meiſt nur von geringer Tiefe, zuweilen
aber von ſehr bedeutender Breite und die Dammriffe, welche gürtel-
förmig das Land umziehen und den Lagunenkanal von der See ab-
ſcheiden, beſitzen oft eine ungeheure Ausdehnung. So hat das Damm-
riff, das ſich an der Küſte von Neu-Caledonien findet, eine Länge
von 400 engliſchen Meilen und dasjenige der auſtraliſchen Küſte er-
ſtreckt ſich mit geringen Unterbrechungen durch etwa 15 Breitengrade.
Endlich die dritte Art von Riffen wird durch die ſogenannten
Küſtenriffe gebildet, welche ſich nur dadurch von den Dammriffen
unterſcheiden, daß ſich zwiſchen ihnen und dem feſten Lande kein Lagunen-
kanal hinzieht, ſondern daß ſie ſich unmittelbar an die Küſten anlehnen.

Bedenkt man, daß die Korallenpolypen ſich nur bis zu einer ge-

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/121>, abgerufen am 11.01.2025.