Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.Die Haut der Ringelwürmer besteht aus einer mehr oder min- Die Bewegungsorgane der Ringelwürmer sind sehr mannig- [Abbildung]
Fig. 227. entweder nur lose in Gruben der Haut oderFuß eines Kieferwurms (Eunice). auf besondern seitlichen Stummeln stehen, welche sich längs der Körperringel wiederholen und Füße oder Fußstummeln genannt werden. Meistens unterscheidet man an jedem Fußstum- mel einen oberen und unteren fleischigen Höcker, den Rückenstummel (ramus dorsalis) und den Bauchstummel (ramus ventralis), welche nach allen Richtungen hin bewegt werden kön- nen und außer einem fadenartigen Fühler (cirrhus) einen Bündel von Borsten oder feinen [Abbildung]
Fig. 228. Stacheln tragen. Die-Querdurchschnitt eines Schlangenwurms. se Borstenbündel leisten sowohl beim Kriechen, als beim Schwimmen die wesentlichsten Dienste. Man hat je nach der Form dieser Borsten, besonders Pfriemen- borsten (festucae), Stachelborsten von Die Haut der Ringelwürmer beſteht aus einer mehr oder min- Die Bewegungsorgane der Ringelwürmer ſind ſehr mannig- [Abbildung]
Fig. 227. entweder nur loſe in Gruben der Haut oderFuß eines Kieferwurms (Eunice). auf beſondern ſeitlichen Stummeln ſtehen, welche ſich längs der Körperringel wiederholen und Füße oder Fußſtummeln genannt werden. Meiſtens unterſcheidet man an jedem Fußſtum- mel einen oberen und unteren fleiſchigen Höcker, den Rückenſtummel (ramus dorsalis) und den Bauchſtummel (ramus ventralis), welche nach allen Richtungen hin bewegt werden kön- nen und außer einem fadenartigen Fühler (cirrhus) einen Bündel von Borſten oder feinen [Abbildung]
Fig. 228. Stacheln tragen. Die-Querdurchſchnitt eines Schlangenwurms. ſe Borſtenbündel leiſten ſowohl beim Kriechen, als beim Schwimmen die weſentlichſten Dienſte. Man hat je nach der Form dieſer Borſten, beſonders Pfriemen- borſten (festucae), Stachelborſten von <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0224" n="218"/> <p>Die <hi rendition="#g">Haut</hi> der Ringelwürmer beſteht aus einer mehr oder min-<lb/> der hornigen Oberhaut, welche niemals flimmert und aus einer meiſt<lb/> derben Lederhaut, deren gekreuzte Faſern durch die Brechung der Licht-<lb/> ſtrahlen oft ſehr ſchöne ſchillernde Farben hervorbringen. Bei vielen<lb/> Gattungen iſt dieſe Haut vollkommen nackt, bei andern mit mehr oder<lb/> minder langen hornigen Haaren beſetzt und bei den Seeraupen von häutigen<lb/> Schildern überdeckt, die oft mit den verfilzten Haaren eine förmliche<lb/> zweite Decke auf dem Rücken bilden. Viele dieſer Würmer bilden ſich<lb/> Röhren, in denen ſie entweder gänzlich hauſen oder nur zeitweiſe ver-<lb/> ſteckt ſind. In letzterem Falle ſind es Gallerien im Sand oder in<lb/> feuchter Erde, innen meiſt mit Schleim ausgekleidet; in erſterem aber leder-<lb/> artige oder kalkige Röhren, durch Ausſchwitzung aus der Haut entſtanden<lb/> und meiſt von charakteriſtiſcher Form für die einzelnen Gattungen und Arten.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Bewegungsorgane</hi> der Ringelwürmer ſind ſehr mannig-<lb/> faltig. Alle Würmer bewegen ſich durch ſchlangenförmige Windungen<lb/> des Körpers fort; — allein dieſe Windungen werden unterſtützt durch<lb/> verſchiedene Apparate. Bei den Egeln ſieht man ſtets einen hintern,<lb/> oft aber auch einen vorderen <hi rendition="#g">Saugnapf</hi>, mittelſt deren ſich dieſe<lb/> Thiere ſpannend fortbewegen. Bei den übrigen Ordnungen findet<lb/> man oft äußerſt ſonderbar geſtaltete Borſten, Stacheln und Haken, die<lb/><figure><head>Fig. 227.</head><lb/><p>Fuß eines Kieferwurms (<hi rendition="#aq">Eunice</hi>).<lb/><hi rendition="#aq">b</hi> die Kieme; <hi rendition="#aq">e</hi> obere<lb/> Fühler; <hi rendition="#aq">t</hi> Borſtenbündel;<lb/><hi rendition="#aq">ci</hi> unterer Fühler.</p></figure><lb/> entweder nur loſe in Gruben der Haut oder<lb/> auf beſondern ſeitlichen Stummeln ſtehen, welche<lb/> ſich längs der Körperringel wiederholen und<lb/><hi rendition="#g">Füße</hi> oder <hi rendition="#g">Fußſtummeln</hi> genannt werden.<lb/> Meiſtens unterſcheidet man an jedem Fußſtum-<lb/> mel einen oberen und unteren fleiſchigen Höcker,<lb/> den <hi rendition="#g">Rückenſtummel</hi> (<hi rendition="#aq">ramus dorsalis</hi>) und<lb/> den <hi rendition="#g">Bauchſtummel</hi> (<hi rendition="#aq">ramus ventralis</hi>), welche<lb/> nach allen Richtungen hin bewegt werden kön-<lb/> nen und außer einem fadenartigen Fühler<lb/> (<hi rendition="#aq">cirrhus</hi>) einen Bündel von Borſten oder feinen<lb/><figure><head>Fig. 228. </head><p>Querdurchſchnitt eines Schlangenwurms.<lb/> (<hi rendition="#aq">Amphinome.</hi>)<lb/><hi rendition="#aq">d</hi> Rückenſeite; <hi rendition="#aq">v</hi> Bauchſeite; <hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">rd</hi></hi> Rückenſtummel;<lb/><hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">rv</hi></hi> Bauchſtummel; <hi rendition="#aq">s</hi> Borſtenbündel; <hi rendition="#aq">c</hi> Fühler.</p></figure><lb/> Stacheln tragen. Die-<lb/> ſe Borſtenbündel leiſten<lb/> ſowohl beim Kriechen,<lb/> als beim Schwimmen die<lb/> weſentlichſten Dienſte.<lb/> Man hat je nach der<lb/> Form dieſer Borſten,<lb/> beſonders <hi rendition="#g">Pfriemen-<lb/> borſten</hi> (<hi rendition="#aq">festucae</hi>),<lb/><hi rendition="#g">Stachelborſten</hi> von<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [218/0224]
Die Haut der Ringelwürmer beſteht aus einer mehr oder min-
der hornigen Oberhaut, welche niemals flimmert und aus einer meiſt
derben Lederhaut, deren gekreuzte Faſern durch die Brechung der Licht-
ſtrahlen oft ſehr ſchöne ſchillernde Farben hervorbringen. Bei vielen
Gattungen iſt dieſe Haut vollkommen nackt, bei andern mit mehr oder
minder langen hornigen Haaren beſetzt und bei den Seeraupen von häutigen
Schildern überdeckt, die oft mit den verfilzten Haaren eine förmliche
zweite Decke auf dem Rücken bilden. Viele dieſer Würmer bilden ſich
Röhren, in denen ſie entweder gänzlich hauſen oder nur zeitweiſe ver-
ſteckt ſind. In letzterem Falle ſind es Gallerien im Sand oder in
feuchter Erde, innen meiſt mit Schleim ausgekleidet; in erſterem aber leder-
artige oder kalkige Röhren, durch Ausſchwitzung aus der Haut entſtanden
und meiſt von charakteriſtiſcher Form für die einzelnen Gattungen und Arten.
Die Bewegungsorgane der Ringelwürmer ſind ſehr mannig-
faltig. Alle Würmer bewegen ſich durch ſchlangenförmige Windungen
des Körpers fort; — allein dieſe Windungen werden unterſtützt durch
verſchiedene Apparate. Bei den Egeln ſieht man ſtets einen hintern,
oft aber auch einen vorderen Saugnapf, mittelſt deren ſich dieſe
Thiere ſpannend fortbewegen. Bei den übrigen Ordnungen findet
man oft äußerſt ſonderbar geſtaltete Borſten, Stacheln und Haken, die
[Abbildung Fig. 227.
Fuß eines Kieferwurms (Eunice).
b die Kieme; e obere
Fühler; t Borſtenbündel;
ci unterer Fühler.]
entweder nur loſe in Gruben der Haut oder
auf beſondern ſeitlichen Stummeln ſtehen, welche
ſich längs der Körperringel wiederholen und
Füße oder Fußſtummeln genannt werden.
Meiſtens unterſcheidet man an jedem Fußſtum-
mel einen oberen und unteren fleiſchigen Höcker,
den Rückenſtummel (ramus dorsalis) und
den Bauchſtummel (ramus ventralis), welche
nach allen Richtungen hin bewegt werden kön-
nen und außer einem fadenartigen Fühler
(cirrhus) einen Bündel von Borſten oder feinen
[Abbildung Fig. 228. Querdurchſchnitt eines Schlangenwurms.
(Amphinome.)
d Rückenſeite; v Bauchſeite; rd Rückenſtummel;
rv Bauchſtummel; s Borſtenbündel; c Fühler.]
Stacheln tragen. Die-
ſe Borſtenbündel leiſten
ſowohl beim Kriechen,
als beim Schwimmen die
weſentlichſten Dienſte.
Man hat je nach der
Form dieſer Borſten,
beſonders Pfriemen-
borſten (festucae),
Stachelborſten von
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