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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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wie die übrigen Schlangenwürmer hauptsächlich unter Steinen und
meist in ziemlicher Tiefe. Sigalion; Eumolpe.

Die Familie der schuppenlosen Seeraupen (Amphinomida) theilt
mit der vorigen die allgemeine Gestalt des Körpers und die starke Behaa-
rung, unterscheidet sich aber von ihnen durch den Mangel der Deck-
schuppen, so daß die Kiemen frei zu Tage liegen, während sie bei den
Seeraupen durch die Rückenschuppen verdeckt sind. Amphinome; Chloeia;
Pleione; Euphrosyne.

Eine fünfte Familie wird durch ein nur in wenigen Exemplaren
vorhandenes Thier gebildet, welches Peripatus genannt wurde, zwei
geringelte Kopffühler, einen deutlichen Kopf, einen kleinen Rüssel mit
seitlichen Hakenkiefern besitzt, dessen Fußstummeln sehr dick sind, nur
Borsten und keine Fühler zeigen, und dessen Nervensystem merkwür-
digerweise aus zwei seitlichen Strängen besteht, während alle übrigen
Schlangenwürmer ein mittleres Bauchmark haben.

[Abbildung] Fig. 257.

Nereis

[Abbildung] Fig 258

Kopf
eines Schlangen-
wurmes (Nereis).

Die Familie der Rankenwürmer (Nereida) hat meist nur un-
vollständig entwickelte Kiemen und einen deutlichen, mit Fühlern
und Augen versehenen Kopf; der Rüssel ist entweder wehrlos oder
aber mit ein bis zwei Paar scharfen, hervorstehenden Zangenkiefern
bewaffnet. Die Körperfühler sind oft sehr lang und bei einigen Gat-
tungen (Syllis) sogar geringelt. Die Körpergestalt schlank, lang-
gestreckt. Nereis; Lycoris; Aricia; Aonia; Cirrhonereis; Alciope;
Glycere.

In der Familie der Kieferwürmer (Eunicida) finden sich 7 bis
9 gezähnelte, hakenförmige Kiefer auf einem langen Rüssel und meist
sehr deutlich entwickelte, gefiederte Kiemen vor. In den südlichen Meeren
giebt es Gattungen dieser Familie, welche selbst 10 Fuß Länge erreichen
und einer kleinen Schlange nicht unähnlich sehen. Eunice; Leodice.


wie die übrigen Schlangenwürmer hauptſächlich unter Steinen und
meiſt in ziemlicher Tiefe. Sigalion; Eumolpe.

Die Familie der ſchuppenloſen Seeraupen (Amphinomida) theilt
mit der vorigen die allgemeine Geſtalt des Körpers und die ſtarke Behaa-
rung, unterſcheidet ſich aber von ihnen durch den Mangel der Deck-
ſchuppen, ſo daß die Kiemen frei zu Tage liegen, während ſie bei den
Seeraupen durch die Rückenſchuppen verdeckt ſind. Amphinome; Chloeia;
Pleione; Euphrosyne.

Eine fünfte Familie wird durch ein nur in wenigen Exemplaren
vorhandenes Thier gebildet, welches Peripatus genannt wurde, zwei
geringelte Kopffühler, einen deutlichen Kopf, einen kleinen Rüſſel mit
ſeitlichen Hakenkiefern beſitzt, deſſen Fußſtummeln ſehr dick ſind, nur
Borſten und keine Fühler zeigen, und deſſen Nervenſyſtem merkwür-
digerweiſe aus zwei ſeitlichen Strängen beſteht, während alle übrigen
Schlangenwürmer ein mittleres Bauchmark haben.

[Abbildung] Fig. 257.

Nereis

[Abbildung] Fig 258

Kopf
eines Schlangen-
wurmes (Nereis).

Die Familie der Rankenwürmer (Nereida) hat meiſt nur un-
vollſtändig entwickelte Kiemen und einen deutlichen, mit Fühlern
und Augen verſehenen Kopf; der Rüſſel iſt entweder wehrlos oder
aber mit ein bis zwei Paar ſcharfen, hervorſtehenden Zangenkiefern
bewaffnet. Die Körperfühler ſind oft ſehr lang und bei einigen Gat-
tungen (Syllis) ſogar geringelt. Die Körpergeſtalt ſchlank, lang-
geſtreckt. Nereis; Lycoris; Aricia; Aonia; Cirrhonereis; Alciope;
Glycere.

In der Familie der Kieferwürmer (Eunicida) finden ſich 7 bis
9 gezähnelte, hakenförmige Kiefer auf einem langen Rüſſel und meiſt
ſehr deutlich entwickelte, gefiederte Kiemen vor. In den ſüdlichen Meeren
giebt es Gattungen dieſer Familie, welche ſelbſt 10 Fuß Länge erreichen
und einer kleinen Schlange nicht unähnlich ſehen. Eunice; Leodice.


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[240/0246] wie die übrigen Schlangenwürmer hauptſächlich unter Steinen und meiſt in ziemlicher Tiefe. Sigalion; Eumolpe. Die Familie der ſchuppenloſen Seeraupen (Amphinomida) theilt mit der vorigen die allgemeine Geſtalt des Körpers und die ſtarke Behaa- rung, unterſcheidet ſich aber von ihnen durch den Mangel der Deck- ſchuppen, ſo daß die Kiemen frei zu Tage liegen, während ſie bei den Seeraupen durch die Rückenſchuppen verdeckt ſind. Amphinome; Chloeia; Pleione; Euphrosyne. Eine fünfte Familie wird durch ein nur in wenigen Exemplaren vorhandenes Thier gebildet, welches Peripatus genannt wurde, zwei geringelte Kopffühler, einen deutlichen Kopf, einen kleinen Rüſſel mit ſeitlichen Hakenkiefern beſitzt, deſſen Fußſtummeln ſehr dick ſind, nur Borſten und keine Fühler zeigen, und deſſen Nervenſyſtem merkwür- digerweiſe aus zwei ſeitlichen Strängen beſteht, während alle übrigen Schlangenwürmer ein mittleres Bauchmark haben. [Abbildung Fig. 257. Nereis ] [Abbildung Fig 258 Kopf eines Schlangen- wurmes (Nereis). ] Die Familie der Rankenwürmer (Nereida) hat meiſt nur un- vollſtändig entwickelte Kiemen und einen deutlichen, mit Fühlern und Augen verſehenen Kopf; der Rüſſel iſt entweder wehrlos oder aber mit ein bis zwei Paar ſcharfen, hervorſtehenden Zangenkiefern bewaffnet. Die Körperfühler ſind oft ſehr lang und bei einigen Gat- tungen (Syllis) ſogar geringelt. Die Körpergeſtalt ſchlank, lang- geſtreckt. Nereis; Lycoris; Aricia; Aonia; Cirrhonereis; Alciope; Glycere. In der Familie der Kieferwürmer (Eunicida) finden ſich 7 bis 9 gezähnelte, hakenförmige Kiefer auf einem langen Rüſſel und meiſt ſehr deutlich entwickelte, gefiederte Kiemen vor. In den ſüdlichen Meeren giebt es Gattungen dieſer Familie, welche ſelbſt 10 Fuß Länge erreichen und einer kleinen Schlange nicht unähnlich ſehen. Eunice; Leodice.

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/246>, abgerufen am 22.12.2024.