Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.Fläche der Schalen und dienen wesentlich zur Erkenntniß der einzelnen Die Bewegungsorgane der Blattkiemer sind zweierlei Art. [Abbildung]
Fig. 302. Man findet bei ihnenAnatomie der gewöhnlichen Auster (Ostrea edulis). besondere Muskelbündel zum Schließen der Scha- len und ein an der Bauchseite gelegenes Be- wegungsorgan, den Fuß. Die Schließmuskeln gehen quer durch den Eingeweidesack von einer Klappe der Schale zur andern, und ihre Anhef- tungsstelle läßt sich sehr leicht an der inneren Mantelfläche als ein mehr oder minder tiefer Eindruck wahrnehmen. Bei mehreren Familien, wie bei den Austern und Kammmuscheln findet sich nur ein einziger Schließ- muskel, der mehr in die Mitte der Schale ge- rückt ist; bei den meisten, wie namentlich bei un- seren gewöhnlichen Ma- lermuscheln, gibt es dagegen zwei solcher Muskeln, von welchen der eine mehr vorn über dem Munde, der andere mehr hinten über dem After liegt. Mittelst dieser Mus- keln, die meistens außerordentlich kräftig sind, schließen die Muschel- thiere ihre Schalen mit großer Kraft zusammen, sobald sie irgend wie beunruhigt werden. Die Gegenwirkung dieser Muskeln oder die Oeff- nung der Schalen wird, wie schon bemerkt, von einem starken Seh- nenbande ausgeübt, durch dessen Elastizität die Schalen aus einander gesperrt werden. Die Wirkung dieses Bandes ist gänzlich von dem Willen des Thieres und selbst von seinem Leben unabhängig, und sobald die Schließmuskeln nicht mehr wirken, so tritt dieses elastische Fläche der Schalen und dienen weſentlich zur Erkenntniß der einzelnen Die Bewegungsorgane der Blattkiemer ſind zweierlei Art. [Abbildung]
Fig. 302. Man findet bei ihnenAnatomie der gewöhnlichen Auſter (Ostrea edulis). beſondere Muskelbündel zum Schließen der Scha- len und ein an der Bauchſeite gelegenes Be- wegungsorgan, den Fuß. Die Schließmuskeln gehen quer durch den Eingeweideſack von einer Klappe der Schale zur andern, und ihre Anhef- tungsſtelle läßt ſich ſehr leicht an der inneren Mantelfläche als ein mehr oder minder tiefer Eindruck wahrnehmen. Bei mehreren Familien, wie bei den Auſtern und Kammmuſcheln findet ſich nur ein einziger Schließ- muskel, der mehr in die Mitte der Schale ge- rückt iſt; bei den meiſten, wie namentlich bei un- ſeren gewöhnlichen Ma- lermuſcheln, gibt es dagegen zwei ſolcher Muskeln, von welchen der eine mehr vorn über dem Munde, der andere mehr hinten über dem After liegt. Mittelſt dieſer Mus- keln, die meiſtens außerordentlich kräftig ſind, ſchließen die Muſchel- thiere ihre Schalen mit großer Kraft zuſammen, ſobald ſie irgend wie beunruhigt werden. Die Gegenwirkung dieſer Muskeln oder die Oeff- nung der Schalen wird, wie ſchon bemerkt, von einem ſtarken Seh- nenbande ausgeübt, durch deſſen Elaſtizität die Schalen aus einander geſperrt werden. Die Wirkung dieſes Bandes iſt gänzlich von dem Willen des Thieres und ſelbſt von ſeinem Leben unabhängig, und ſobald die Schließmuskeln nicht mehr wirken, ſo tritt dieſes elaſtiſche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0300" n="294"/> Fläche der Schalen und dienen weſentlich zur Erkenntniß der einzelnen<lb/> Arten und Familien.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Bewegungsorgane</hi> der Blattkiemer ſind zweierlei Art.<lb/><figure><head>Fig. 302.</head><lb/><p>Anatomie der gewöhnlichen Auſter <hi rendition="#aq">(Ostrea edulis)</hi>.<lb/> Die rechte Schale, welche bei der Auſter den Deckel<lb/> bildet und bei weitem kleiner iſt als die linke, iſt mit<lb/> dem rechten Mantelblatte weggenommen, der Eingeweide-<lb/> ſack aber uneröffnet gelaſſen worden. <hi rendition="#aq">a</hi> innere Fläche<lb/> der großen Schale, in welcher das Thier wie in einer<lb/> Schüſſel ruht. <hi rendition="#aq">b</hi> Schloß mit tiefer, dreieckiger Höhle,<lb/> für das Schloßband. <hi rendition="#aq">c</hi> linke Mantelhäfte, am freien<lb/> Rande verdickt und zottig. <hi rendition="#aq">d</hi> die vier Mundlappen zu<lb/> beiden Seiten des Mundes. <hi rendition="#aq">e</hi> der Afterdarm. <hi rendition="#aq">f</hi> Le-<lb/> ber. <hi rendition="#aq">g</hi> das Herz. <hi rendition="#aq">h</hi> der einzige Schließmuskel. <hi rendition="#aq">i</hi> der<lb/> Eingeweideſack. <hi rendition="#aq">k</hi> die 4 Kiemenblätter. Ein Fuß fehlt<lb/> gänzlich.</p></figure><lb/> Man findet bei ihnen<lb/> beſondere Muskelbündel<lb/> zum Schließen der Scha-<lb/> len und ein an der<lb/> Bauchſeite gelegenes Be-<lb/> wegungsorgan, den Fuß.<lb/> Die <hi rendition="#g">Schließmuskeln</hi><lb/> gehen quer durch den<lb/> Eingeweideſack von einer<lb/> Klappe der Schale zur<lb/> andern, und ihre Anhef-<lb/> tungsſtelle läßt ſich ſehr<lb/> leicht an der inneren<lb/> Mantelfläche als ein<lb/> mehr oder minder tiefer<lb/> Eindruck wahrnehmen.<lb/> Bei mehreren Familien,<lb/> wie bei den Auſtern und<lb/> Kammmuſcheln findet ſich<lb/> nur ein einziger Schließ-<lb/> muskel, der mehr in die<lb/> Mitte der Schale ge-<lb/> rückt iſt; bei den meiſten,<lb/> wie namentlich bei un-<lb/> ſeren gewöhnlichen Ma-<lb/> lermuſcheln, gibt es<lb/> dagegen zwei ſolcher<lb/> Muskeln, von welchen der eine mehr vorn über dem Munde, der<lb/> andere mehr hinten über dem After liegt. Mittelſt dieſer Mus-<lb/> keln, die meiſtens außerordentlich kräftig ſind, ſchließen die Muſchel-<lb/> thiere ihre Schalen mit großer Kraft zuſammen, ſobald ſie irgend wie<lb/> beunruhigt werden. Die Gegenwirkung dieſer Muskeln oder die Oeff-<lb/> nung der Schalen wird, wie ſchon bemerkt, von einem ſtarken Seh-<lb/> nenbande ausgeübt, durch deſſen Elaſtizität die Schalen aus einander<lb/> geſperrt werden. Die Wirkung dieſes Bandes iſt gänzlich von dem<lb/> Willen des Thieres und ſelbſt von ſeinem Leben unabhängig, und<lb/> ſobald die Schließmuskeln nicht mehr wirken, ſo tritt dieſes elaſtiſche<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [294/0300]
Fläche der Schalen und dienen weſentlich zur Erkenntniß der einzelnen
Arten und Familien.
Die Bewegungsorgane der Blattkiemer ſind zweierlei Art.
[Abbildung Fig. 302.
Anatomie der gewöhnlichen Auſter (Ostrea edulis).
Die rechte Schale, welche bei der Auſter den Deckel
bildet und bei weitem kleiner iſt als die linke, iſt mit
dem rechten Mantelblatte weggenommen, der Eingeweide-
ſack aber uneröffnet gelaſſen worden. a innere Fläche
der großen Schale, in welcher das Thier wie in einer
Schüſſel ruht. b Schloß mit tiefer, dreieckiger Höhle,
für das Schloßband. c linke Mantelhäfte, am freien
Rande verdickt und zottig. d die vier Mundlappen zu
beiden Seiten des Mundes. e der Afterdarm. f Le-
ber. g das Herz. h der einzige Schließmuskel. i der
Eingeweideſack. k die 4 Kiemenblätter. Ein Fuß fehlt
gänzlich.]
Man findet bei ihnen
beſondere Muskelbündel
zum Schließen der Scha-
len und ein an der
Bauchſeite gelegenes Be-
wegungsorgan, den Fuß.
Die Schließmuskeln
gehen quer durch den
Eingeweideſack von einer
Klappe der Schale zur
andern, und ihre Anhef-
tungsſtelle läßt ſich ſehr
leicht an der inneren
Mantelfläche als ein
mehr oder minder tiefer
Eindruck wahrnehmen.
Bei mehreren Familien,
wie bei den Auſtern und
Kammmuſcheln findet ſich
nur ein einziger Schließ-
muskel, der mehr in die
Mitte der Schale ge-
rückt iſt; bei den meiſten,
wie namentlich bei un-
ſeren gewöhnlichen Ma-
lermuſcheln, gibt es
dagegen zwei ſolcher
Muskeln, von welchen der eine mehr vorn über dem Munde, der
andere mehr hinten über dem After liegt. Mittelſt dieſer Mus-
keln, die meiſtens außerordentlich kräftig ſind, ſchließen die Muſchel-
thiere ihre Schalen mit großer Kraft zuſammen, ſobald ſie irgend wie
beunruhigt werden. Die Gegenwirkung dieſer Muskeln oder die Oeff-
nung der Schalen wird, wie ſchon bemerkt, von einem ſtarken Seh-
nenbande ausgeübt, durch deſſen Elaſtizität die Schalen aus einander
geſperrt werden. Die Wirkung dieſes Bandes iſt gänzlich von dem
Willen des Thieres und ſelbſt von ſeinem Leben unabhängig, und
ſobald die Schließmuskeln nicht mehr wirken, ſo tritt dieſes elaſtiſche
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