stachelige Zunge ist meist länger, als der Körper und liegt oft mehr- fach gewunden in der Leibeshöhle. Die blattartigen Kiemen finden sich im Kreise um den Körper in der rinnenartigen Vertiefung zwischen dem Fußrande und dem Mantel. Sie sind häufig in allen Meeren und dienen besonders der ärmeren Klasse der Bevölkerung zur Nah- rung. Die Thiere sitzen äußerst fest an den Felsen und manche Arten höhlen sich sogar ihren Sitzplatz aus, zu welchem Zwecke Fuß und Mantelrand ebenso, wie bei den bohrenden Muscheln, mit Kieselkry- stallen besetzt sind. Bei einer in Peru vorkommenden Gattung findet sich außer den seitlichen Kiemen in einer Mantelfalte des Nackens, noch eine Blätterkieme ganz in der Weise, wie sie bei den übrigen Halskiemern vorkommt. Acmaea, Patella.
Die Familie der Zahnschnecken (Dentalida) besteht aus einer
[Abbildung]
Fig. 363. Fig. 364. Fig. 365.
Dentalium entalis. Fig. 363. Die Schale ist oben etwas zerbrochen, um das vordere Ende des ganz zusammengezogenen Thieres zu zeigen. Man sieht nur das hakenförmige Ende des Fußes, welches aus der zusammengezogenen Oeffnung des Mantels hervorsteht. Fig. 364. Das Thier aus der Schale genommen, von der Bauchseite. Aus der Krausenöffnung des Mantels schaut der hakenförmige Fuß hervor; in der Mitte schimmert durch den Mantel die fingerförmig verzweigte Leber, weiter hinten der Darm und der Eierstock durch. Der After liegt am hinteren Ende des Thieres in einer blasenartigen Erwei- terung. Fig. 365. Der Mantel ist durch einen Längsschnitt dem Rücken nach geöffnet und auf die Seite geschlagen, so daß man den auf dem Fuße aufliegenden Kopf und die fa- denartigen Kiemen sieht. a Der Fuß; b der sackförmige Mantel; c die Leber; d der After; f die Kiemen; e der Kopf.
höchst sonderbaren Gattung, deren we- nig gebogene, spitz zulaufende, an bei- den Enden offene Schale etwa die Gestalt eines Stoß- zahnes vom Ele- phanten nachahmt. Ehe man das Thier kannte, reihte man diese Schalen unter die Röhrenwürmer; und in der That ist das Thier so ab- weichend gebaut, daß man seinen Platz nur unsicher bestim- men kann, und in ihm einen Uebergang von den Röhren- muscheln zu den Schnecken erkennen muß. Der Körper ist lang, wurmför- mig, von einem dün- nen Mantel einge-
ſtachelige Zunge iſt meiſt länger, als der Körper und liegt oft mehr- fach gewunden in der Leibeshöhle. Die blattartigen Kiemen finden ſich im Kreiſe um den Körper in der rinnenartigen Vertiefung zwiſchen dem Fußrande und dem Mantel. Sie ſind häufig in allen Meeren und dienen beſonders der ärmeren Klaſſe der Bevölkerung zur Nah- rung. Die Thiere ſitzen äußerſt feſt an den Felſen und manche Arten höhlen ſich ſogar ihren Sitzplatz aus, zu welchem Zwecke Fuß und Mantelrand ebenſo, wie bei den bohrenden Muſcheln, mit Kieſelkry- ſtallen beſetzt ſind. Bei einer in Peru vorkommenden Gattung findet ſich außer den ſeitlichen Kiemen in einer Mantelfalte des Nackens, noch eine Blätterkieme ganz in der Weiſe, wie ſie bei den übrigen Halskiemern vorkommt. Acmaea, Patella.
Die Familie der Zahnſchnecken (Dentalida) beſteht aus einer
[Abbildung]
Fig. 363. Fig. 364. Fig. 365.
Dentalium entalis. Fig. 363. Die Schale iſt oben etwas zerbrochen, um das vordere Ende des ganz zuſammengezogenen Thieres zu zeigen. Man ſieht nur das hakenförmige Ende des Fußes, welches aus der zuſammengezogenen Oeffnung des Mantels hervorſteht. Fig. 364. Das Thier aus der Schale genommen, von der Bauchſeite. Aus der Krauſenöffnung des Mantels ſchaut der hakenförmige Fuß hervor; in der Mitte ſchimmert durch den Mantel die fingerförmig verzweigte Leber, weiter hinten der Darm und der Eierſtock durch. Der After liegt am hinteren Ende des Thieres in einer blaſenartigen Erwei- terung. Fig. 365. Der Mantel iſt durch einen Längsſchnitt dem Rücken nach geöffnet und auf die Seite geſchlagen, ſo daß man den auf dem Fuße aufliegenden Kopf und die fa- denartigen Kiemen ſieht. a Der Fuß; b der ſackförmige Mantel; c die Leber; d der After; f die Kiemen; e der Kopf.
höchſt ſonderbaren Gattung, deren we- nig gebogene, ſpitz zulaufende, an bei- den Enden offene Schale etwa die Geſtalt eines Stoß- zahnes vom Ele- phanten nachahmt. Ehe man das Thier kannte, reihte man dieſe Schalen unter die Röhrenwürmer; und in der That iſt das Thier ſo ab- weichend gebaut, daß man ſeinen Platz nur unſicher beſtim- men kann, und in ihm einen Uebergang von den Röhren- muſcheln zu den Schnecken erkennen muß. Der Körper iſt lang, wurmför- mig, von einem dün- nen Mantel einge-
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ſtachelige Zunge iſt meiſt länger, als der Körper und liegt oft mehr-
fach gewunden in der Leibeshöhle. Die blattartigen Kiemen finden ſich
im Kreiſe um den Körper in der rinnenartigen Vertiefung zwiſchen
dem Fußrande und dem Mantel. Sie ſind häufig in allen Meeren
und dienen beſonders der ärmeren Klaſſe der Bevölkerung zur Nah-
rung. Die Thiere ſitzen äußerſt feſt an den Felſen und manche Arten
höhlen ſich ſogar ihren Sitzplatz aus, zu welchem Zwecke Fuß und
Mantelrand ebenſo, wie bei den bohrenden Muſcheln, mit Kieſelkry-
ſtallen beſetzt ſind. Bei einer in Peru vorkommenden Gattung findet
ſich außer den ſeitlichen Kiemen in einer Mantelfalte des Nackens,
noch eine Blätterkieme ganz in der Weiſe, wie ſie bei den übrigen
Halskiemern vorkommt. Acmaea, Patella.
Die Familie der Zahnſchnecken (Dentalida) beſteht aus einer
[Abbildung Fig. 363. Fig. 364. Fig. 365.
Dentalium entalis.
Fig. 363. Die Schale iſt oben etwas zerbrochen, um
das vordere Ende des ganz zuſammengezogenen Thieres zu
zeigen. Man ſieht nur das hakenförmige Ende des Fußes,
welches aus der zuſammengezogenen Oeffnung des Mantels
hervorſteht. Fig. 364. Das Thier aus der Schale genommen,
von der Bauchſeite. Aus der Krauſenöffnung des Mantels
ſchaut der hakenförmige Fuß hervor; in der Mitte ſchimmert
durch den Mantel die fingerförmig verzweigte Leber, weiter
hinten der Darm und der Eierſtock durch. Der After liegt
am hinteren Ende des Thieres in einer blaſenartigen Erwei-
terung. Fig. 365. Der Mantel iſt durch einen Längsſchnitt
dem Rücken nach geöffnet und auf die Seite geſchlagen, ſo
daß man den auf dem Fuße aufliegenden Kopf und die fa-
denartigen Kiemen ſieht. a Der Fuß; b der ſackförmige
Mantel; c die Leber; d der After; f die Kiemen; e der Kopf.]
höchſt ſonderbaren
Gattung, deren we-
nig gebogene, ſpitz
zulaufende, an bei-
den Enden offene
Schale etwa die
Geſtalt eines Stoß-
zahnes vom Ele-
phanten nachahmt.
Ehe man das Thier
kannte, reihte man
dieſe Schalen unter
die Röhrenwürmer;
und in der That iſt
das Thier ſo ab-
weichend gebaut, daß
man ſeinen Platz
nur unſicher beſtim-
men kann, und in
ihm einen Uebergang
von den Röhren-
muſcheln zu den
Schnecken erkennen
muß. Der Körper
iſt lang, wurmför-
mig, von einem dün-
nen Mantel einge-
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/349>, abgerufen am 23.12.2024.
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