lich verkümmerten Hinterleib unterschei- den, der meist nur durch einen kaum bemerkbaren, knopfförmigen Anhang dar- gestellt wird. Der Kopf dieser Thiere ist cylindrisch zusammengedrückt und noch mit dem ersten Brustringe verwachsen, so daß er das erste Fußpaar trägt; eine Bildung, welche offenbar den Uebergang zu der vorigen Unterklasse macht, wo der Kopf mit der ganzen Brust verwachsen war. Es sind stets vier Fühler vorhan- den, die immer eine cylindrische oder bor- stenförmige Gestalt haben. Die Mund- werkzeuge bestehen aus einer fast kreisförmigen Lippe, einfachen, stark gezähnelten Kiefern, zwei Paar blättrigen Kinnladen und einem Paare großer Kaufüße, die lange Tastergeißeln tragen. Die Normalzahl der Füße ist sieben, zuweilen aber sind statt des dritten und vierten Fußpaares eigenthümliche Blasen entwickelt, welche die Athemwerkzeuge vervollständigen und meist auch an dem zweiten Ringe vorkommen. Die übrigen Füße sind gewöhnlich mit scharfen, klingenförmig ein- schlagbaren Haken, niemals mit Scheeren bewaffnet.
Das Nervensystem besteht aus acht Knoten, von denen die beiden vordersten in dem gemeinschaftlichen Kopfbrustringe liegen, während die Verbindungsfäden der hinteren nahe zusammen gerückt sind. Die Augen haben eine glatte Hornhaut, hinter welcher eine Menge einzelner, lichtbrechender Kegel steht. Der Magen, der übri- gens nicht bedeutend ist, trägt innen seitliche gezähnte Hornleisten. Die Leber besteht aus langen, gewundenen Drüsenschläuchen, die den geraden Darmkanal auf seinem Wege umgeben. Ueber den Blut- kreislauf sind keine sicheren Beobachtungen vorhanden. Die Kie- men beschränken sich auf bald birnförmige, bald lange, cylindrische Schläuche, welche theils an der Basis der Füße, theils an den fuß- losen Abschnitten sitzen, niemals aber die Zahl von vier Paaren überschreiten. Die Eierstöcke bilden zwei einfache Schläuche, deren Eileiter sich an der inneren Seite des fünften Fußpaares öffnen und aus welchen die Eier in eine eigene Bruttasche übergehen, die aus mehreren Blättern gebildet wird, welche an den fußlosen, kiemen- tragenden Leibesringen befestigt sind. Die männlichen Geschlechtstheile gleichen in der Form ganz den weiblichen, nur finden sich ihre Oeff-
[Abbildung]
Fig. 532.
Wallfiſchlaus (Cyamus ceti).
lich verkümmerten Hinterleib unterſchei- den, der meiſt nur durch einen kaum bemerkbaren, knopfförmigen Anhang dar- geſtellt wird. Der Kopf dieſer Thiere iſt cylindriſch zuſammengedrückt und noch mit dem erſten Bruſtringe verwachſen, ſo daß er das erſte Fußpaar trägt; eine Bildung, welche offenbar den Uebergang zu der vorigen Unterklaſſe macht, wo der Kopf mit der ganzen Bruſt verwachſen war. Es ſind ſtets vier Fühler vorhan- den, die immer eine cylindriſche oder bor- ſtenförmige Geſtalt haben. Die Mund- werkzeuge beſtehen aus einer faſt kreisförmigen Lippe, einfachen, ſtark gezähnelten Kiefern, zwei Paar blättrigen Kinnladen und einem Paare großer Kaufüße, die lange Taſtergeißeln tragen. Die Normalzahl der Füße iſt ſieben, zuweilen aber ſind ſtatt des dritten und vierten Fußpaares eigenthümliche Blaſen entwickelt, welche die Athemwerkzeuge vervollſtändigen und meiſt auch an dem zweiten Ringe vorkommen. Die übrigen Füße ſind gewöhnlich mit ſcharfen, klingenförmig ein- ſchlagbaren Haken, niemals mit Scheeren bewaffnet.
Das Nervenſyſtem beſteht aus acht Knoten, von denen die beiden vorderſten in dem gemeinſchaftlichen Kopfbruſtringe liegen, während die Verbindungsfäden der hinteren nahe zuſammen gerückt ſind. Die Augen haben eine glatte Hornhaut, hinter welcher eine Menge einzelner, lichtbrechender Kegel ſteht. Der Magen, der übri- gens nicht bedeutend iſt, trägt innen ſeitliche gezähnte Hornleiſten. Die Leber beſteht aus langen, gewundenen Drüſenſchläuchen, die den geraden Darmkanal auf ſeinem Wege umgeben. Ueber den Blut- kreislauf ſind keine ſicheren Beobachtungen vorhanden. Die Kie- men beſchränken ſich auf bald birnförmige, bald lange, cylindriſche Schläuche, welche theils an der Baſis der Füße, theils an den fuß- loſen Abſchnitten ſitzen, niemals aber die Zahl von vier Paaren überſchreiten. Die Eierſtöcke bilden zwei einfache Schläuche, deren Eileiter ſich an der inneren Seite des fünften Fußpaares öffnen und aus welchen die Eier in eine eigene Bruttaſche übergehen, die aus mehreren Blättern gebildet wird, welche an den fußloſen, kiemen- tragenden Leibesringen befeſtigt ſind. Die männlichen Geſchlechtstheile gleichen in der Form ganz den weiblichen, nur finden ſich ihre Oeff-
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[Abbildung Fig. 532.
Wallfiſchlaus (Cyamus ceti).]
lich verkümmerten Hinterleib unterſchei-
den, der meiſt nur durch einen kaum
bemerkbaren, knopfförmigen Anhang dar-
geſtellt wird. Der Kopf dieſer Thiere
iſt cylindriſch zuſammengedrückt und noch
mit dem erſten Bruſtringe verwachſen, ſo
daß er das erſte Fußpaar trägt; eine
Bildung, welche offenbar den Uebergang
zu der vorigen Unterklaſſe macht, wo der
Kopf mit der ganzen Bruſt verwachſen
war. Es ſind ſtets vier Fühler vorhan-
den, die immer eine cylindriſche oder bor-
ſtenförmige Geſtalt haben. Die Mund-
werkzeuge beſtehen aus einer faſt kreisförmigen Lippe, einfachen, ſtark
gezähnelten Kiefern, zwei Paar blättrigen Kinnladen und einem Paare
großer Kaufüße, die lange Taſtergeißeln tragen. Die Normalzahl
der Füße iſt ſieben, zuweilen aber ſind ſtatt des dritten und vierten
Fußpaares eigenthümliche Blaſen entwickelt, welche die Athemwerkzeuge
vervollſtändigen und meiſt auch an dem zweiten Ringe vorkommen.
Die übrigen Füße ſind gewöhnlich mit ſcharfen, klingenförmig ein-
ſchlagbaren Haken, niemals mit Scheeren bewaffnet.
Das Nervenſyſtem beſteht aus acht Knoten, von denen die
beiden vorderſten in dem gemeinſchaftlichen Kopfbruſtringe liegen,
während die Verbindungsfäden der hinteren nahe zuſammen gerückt
ſind. Die Augen haben eine glatte Hornhaut, hinter welcher eine
Menge einzelner, lichtbrechender Kegel ſteht. Der Magen, der übri-
gens nicht bedeutend iſt, trägt innen ſeitliche gezähnte Hornleiſten.
Die Leber beſteht aus langen, gewundenen Drüſenſchläuchen, die den
geraden Darmkanal auf ſeinem Wege umgeben. Ueber den Blut-
kreislauf ſind keine ſicheren Beobachtungen vorhanden. Die Kie-
men beſchränken ſich auf bald birnförmige, bald lange, cylindriſche
Schläuche, welche theils an der Baſis der Füße, theils an den fuß-
loſen Abſchnitten ſitzen, niemals aber die Zahl von vier Paaren
überſchreiten. Die Eierſtöcke bilden zwei einfache Schläuche, deren
Eileiter ſich an der inneren Seite des fünften Fußpaares öffnen und
aus welchen die Eier in eine eigene Bruttaſche übergehen, die aus
mehreren Blättern gebildet wird, welche an den fußloſen, kiemen-
tragenden Leibesringen befeſtigt ſind. Die männlichen Geſchlechtstheile
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/480>, abgerufen am 18.10.2024.
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