umgebogen, ungleich und einige Paare derselben oft zu höchst sonder- baren Greiforganen mit einschlagbaren Hornklingen ausgebildet. Der Hinterleib bildet eine Schwimmflosse, die gewöhnlich aus mehreren seitlichen Blättern zusammengesetzt ist. Die Thiere dieser Familie schwimmen im Allgemeinen gut, können aber nicht springen und heften sich gewöhnlich an Quallen und ähnliche gallertartige Seethiere an, in deren Inneres sie eindringen, um die Körpersubstanz zu verzeh- ren. Hyperia; Tyro; Lestrigon; Phronimus; Typhis.
Die Familie der Flohkrebse (Gammarida) kommt sowohl im süßen Wasser, als besonders häufig im Meere an dem Strande vor, wo sie zu Tausenden in Schwärmen umher hüpfen, oder mit ihren langen Fühlern den Schlamm aufklopfen, um die darin verborgenen Würmer aufzusuchen. Der Kopf dieser Thierchen ist weit kleiner, als in der vorigen Familie, zugerundet und mit zwei Paaren gewaltig großer Fühler besetzt, die unter einander stehen. Die Kaufüße sind sehr groß, die Unterlippe bedeutend entwickelt und an ihrer Seite zwei lange geißelförmige Taster angebracht. Die Brust hat stets sieben Ringe und die zwei vorderen Fußpaare sind gewöhnlich am stärksten und zum Greifen der Beute oder zum Aufwühlen des Bodens geeignet; die Seitenstücke der Rückenschilde steigen gewöhnlich sehr tief herab und bilden so eine Art tiefer Rinne, in welcher sich die Füße fast nur von hinten nach vorn bewegen können. Je nach der Organisation des Hinterleibes hat man zwei Gruppen unterschieden; bei der einen (Erichthonius, Corophia) ist der Hinterleib nur mäßig gebogen und die letzten falschen Fußpaare gehen in kurze Blätter aus, die eine Art Flosse darstellen; die Thiere dieser Gruppe springen nicht, sondern laufen nur mit großer Schnelligkeit, oder wühlen auch im Sande; bei der Gruppe der eigentlichen Flohkrebse hingegen (Talitrus, Orchestia, Gammarus, Leucothoe) ist der Hinterleib stark gebogen, seitlich zusam- mengedrückt und die hinteren Afterfüße in lange Springborsten umge- wandelt. Eine Gattung dieser Gruppe, die stets auf der Seite schwimmt, kommt in unseren süßen Gewässern vor und soll, in Menge genossen, die röthliche Färbung des Fleisches der Forellen hervor- bringen.
Die letzte Ordnung dieser Unterklasse, welche zugleich die höchst organisirten Krustenthiere enthält, die sich am nächsten den Tausend- füßen anschließen, ist die Ordnung der Asseln (Isopoda), in der
umgebogen, ungleich und einige Paare derſelben oft zu höchſt ſonder- baren Greiforganen mit einſchlagbaren Hornklingen ausgebildet. Der Hinterleib bildet eine Schwimmfloſſe, die gewöhnlich aus mehreren ſeitlichen Blättern zuſammengeſetzt iſt. Die Thiere dieſer Familie ſchwimmen im Allgemeinen gut, können aber nicht ſpringen und heften ſich gewöhnlich an Quallen und ähnliche gallertartige Seethiere an, in deren Inneres ſie eindringen, um die Körperſubſtanz zu verzeh- ren. Hyperia; Tyro; Lestrigon; Phronimus; Typhis.
Die Familie der Flohkrebſe (Gammarida) kommt ſowohl im ſüßen Waſſer, als beſonders häufig im Meere an dem Strande vor, wo ſie zu Tauſenden in Schwärmen umher hüpfen, oder mit ihren langen Fühlern den Schlamm aufklopfen, um die darin verborgenen Würmer aufzuſuchen. Der Kopf dieſer Thierchen iſt weit kleiner, als in der vorigen Familie, zugerundet und mit zwei Paaren gewaltig großer Fühler beſetzt, die unter einander ſtehen. Die Kaufüße ſind ſehr groß, die Unterlippe bedeutend entwickelt und an ihrer Seite zwei lange geißelförmige Taſter angebracht. Die Bruſt hat ſtets ſieben Ringe und die zwei vorderen Fußpaare ſind gewöhnlich am ſtärkſten und zum Greifen der Beute oder zum Aufwühlen des Bodens geeignet; die Seitenſtücke der Rückenſchilde ſteigen gewöhnlich ſehr tief herab und bilden ſo eine Art tiefer Rinne, in welcher ſich die Füße faſt nur von hinten nach vorn bewegen können. Je nach der Organiſation des Hinterleibes hat man zwei Gruppen unterſchieden; bei der einen (Erichthonius, Corophia) iſt der Hinterleib nur mäßig gebogen und die letzten falſchen Fußpaare gehen in kurze Blätter aus, die eine Art Floſſe darſtellen; die Thiere dieſer Gruppe ſpringen nicht, ſondern laufen nur mit großer Schnelligkeit, oder wühlen auch im Sande; bei der Gruppe der eigentlichen Flohkrebſe hingegen (Talitrus, Orchestia, Gammarus, Leucothoë) iſt der Hinterleib ſtark gebogen, ſeitlich zuſam- mengedrückt und die hinteren Afterfüße in lange Springborſten umge- wandelt. Eine Gattung dieſer Gruppe, die ſtets auf der Seite ſchwimmt, kommt in unſeren ſüßen Gewäſſern vor und ſoll, in Menge genoſſen, die röthliche Färbung des Fleiſches der Forellen hervor- bringen.
Die letzte Ordnung dieſer Unterklaſſe, welche zugleich die höchſt organiſirten Kruſtenthiere enthält, die ſich am nächſten den Tauſend- füßen anſchließen, iſt die Ordnung der Aſſeln (Isopoda), in der
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umgebogen, ungleich und einige Paare derſelben oft zu höchſt ſonder-
baren Greiforganen mit einſchlagbaren Hornklingen ausgebildet. Der
Hinterleib bildet eine Schwimmfloſſe, die gewöhnlich aus mehreren
ſeitlichen Blättern zuſammengeſetzt iſt. Die Thiere dieſer Familie
ſchwimmen im Allgemeinen gut, können aber nicht ſpringen und heften
ſich gewöhnlich an Quallen und ähnliche gallertartige Seethiere an,
in deren Inneres ſie eindringen, um die Körperſubſtanz zu verzeh-
ren. Hyperia; Tyro; Lestrigon; Phronimus; Typhis.
Die Familie der Flohkrebſe (Gammarida) kommt ſowohl im ſüßen
Waſſer, als beſonders häufig im Meere an dem Strande vor, wo ſie
zu Tauſenden in Schwärmen umher hüpfen, oder mit ihren langen
Fühlern den Schlamm aufklopfen, um die darin verborgenen Würmer
aufzuſuchen. Der Kopf dieſer Thierchen iſt weit kleiner, als in der
vorigen Familie, zugerundet und mit zwei Paaren gewaltig großer
Fühler beſetzt, die unter einander ſtehen. Die Kaufüße ſind ſehr groß,
die Unterlippe bedeutend entwickelt und an ihrer Seite zwei lange
geißelförmige Taſter angebracht. Die Bruſt hat ſtets ſieben Ringe
und die zwei vorderen Fußpaare ſind gewöhnlich am ſtärkſten und
zum Greifen der Beute oder zum Aufwühlen des Bodens geeignet;
die Seitenſtücke der Rückenſchilde ſteigen gewöhnlich ſehr tief herab
und bilden ſo eine Art tiefer Rinne, in welcher ſich die Füße faſt nur
von hinten nach vorn bewegen können. Je nach der Organiſation
des Hinterleibes hat man zwei Gruppen unterſchieden; bei der einen
(Erichthonius, Corophia) iſt der Hinterleib nur mäßig gebogen und
die letzten falſchen Fußpaare gehen in kurze Blätter aus, die eine Art
Floſſe darſtellen; die Thiere dieſer Gruppe ſpringen nicht, ſondern
laufen nur mit großer Schnelligkeit, oder wühlen auch im Sande;
bei der Gruppe der eigentlichen Flohkrebſe hingegen (Talitrus, Orchestia,
Gammarus, Leucothoë) iſt der Hinterleib ſtark gebogen, ſeitlich zuſam-
mengedrückt und die hinteren Afterfüße in lange Springborſten umge-
wandelt. Eine Gattung dieſer Gruppe, die ſtets auf der Seite
ſchwimmt, kommt in unſeren ſüßen Gewäſſern vor und ſoll, in Menge
genoſſen, die röthliche Färbung des Fleiſches der Forellen hervor-
bringen.
Die letzte Ordnung dieſer Unterklaſſe, welche zugleich die höchſt
organiſirten Kruſtenthiere enthält, die ſich am nächſten den Tauſend-
füßen anſchließen, iſt die Ordnung der Aſſeln (Isopoda), in der
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/483>, abgerufen am 23.12.2024.
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