benaugen erscheint namentlich bei den Gattungen, welche außerdem noch zusammengesetzte Augen haben, durchaus unergründet, und der Bau ihrer stark gewölbten Hornhaut und Linse scheint den Versuchen derjenigen Beobachter zu widersprechen, welche in den Punktaugen hauptsächlich Organe der Fernsicht zu finden glaubten. Die zusam- mengesetzten Augen bilden meist hügelartige Hervorragungen auf beiden Seiten des Kopfes, die meist rundlich, nierenförmig, zuweilen auch sehr tief ausgeschnitten sind, manchmal so sehr anwachsen, daß sie auf dem Scheitel zusammenstoßen, zuweilen auf unbeweglichen Stielen sitzen und oft mehrere Tausend Facetten zählen, die nicht
[Abbildung]
Fig. 591.
Männliche Honigbiene (Drohne) mit zusammenstoßenden Augen.
[Abbildung]
Fig. 592.
Brillenfliege (Diopsis) mit gestielten Augen.
immer gleich groß an demselben Auge sind. Jede dieser Facetten bil- det eigentlich die mit den benachbarten Hornhäuten verschmolzene Horn- haut eines winzigen Auges, hinter welcher eine pyramidenförmige Linse sitzt, deren nach Innen gerichtete stumpfe Spitze in einem becher- förmigen Glaskörper steckt, welcher von einer tutenförmigen Ausbrei- tung des Sehnerven und eines dunklen Pigmentes umgeben wird. Da die Augen unbeweglich sind, so hat jede dieser Hornhäute nur ein sehr kleines Sehfeld, und es ist für uns vollkommen unbegreiflich, wie aus den vielen tausend verschiedenen Bildchen, welche diese einzelnen Au- genkegel liefern müssen, das Insekt sich ein Bild seiner Umgebung machen kann.
Die Mundwerkzeuge, welche der Kopf stets an seiner unteren oder vorderen Fläche trägt, sind bei allen Insekten nach demselben Grundtypus angeordnet, wenn sie auch in Form, Beschaffenheit und relativer Ausbildung unzählige Modifikationen erleiden, und je nach der Nahrung der Insekten bald mehr zum Kauen, bald mehr zum
benaugen erſcheint namentlich bei den Gattungen, welche außerdem noch zuſammengeſetzte Augen haben, durchaus unergründet, und der Bau ihrer ſtark gewölbten Hornhaut und Linſe ſcheint den Verſuchen derjenigen Beobachter zu widerſprechen, welche in den Punktaugen hauptſächlich Organe der Fernſicht zu finden glaubten. Die zuſam- mengeſetzten Augen bilden meiſt hügelartige Hervorragungen auf beiden Seiten des Kopfes, die meiſt rundlich, nierenförmig, zuweilen auch ſehr tief ausgeſchnitten ſind, manchmal ſo ſehr anwachſen, daß ſie auf dem Scheitel zuſammenſtoßen, zuweilen auf unbeweglichen Stielen ſitzen und oft mehrere Tauſend Facetten zählen, die nicht
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Fig. 591.
Männliche Honigbiene (Drohne) mit zuſammenſtoßenden Augen.
[Abbildung]
Fig. 592.
Brillenfliege (Diopsis) mit geſtielten Augen.
immer gleich groß an demſelben Auge ſind. Jede dieſer Facetten bil- det eigentlich die mit den benachbarten Hornhäuten verſchmolzene Horn- haut eines winzigen Auges, hinter welcher eine pyramidenförmige Linſe ſitzt, deren nach Innen gerichtete ſtumpfe Spitze in einem becher- förmigen Glaskörper ſteckt, welcher von einer tutenförmigen Ausbrei- tung des Sehnerven und eines dunklen Pigmentes umgeben wird. Da die Augen unbeweglich ſind, ſo hat jede dieſer Hornhäute nur ein ſehr kleines Sehfeld, und es iſt für uns vollkommen unbegreiflich, wie aus den vielen tauſend verſchiedenen Bildchen, welche dieſe einzelnen Au- genkegel liefern müſſen, das Inſekt ſich ein Bild ſeiner Umgebung machen kann.
Die Mundwerkzeuge, welche der Kopf ſtets an ſeiner unteren oder vorderen Fläche trägt, ſind bei allen Inſekten nach demſelben Grundtypus angeordnet, wenn ſie auch in Form, Beſchaffenheit und relativer Ausbildung unzählige Modifikationen erleiden, und je nach der Nahrung der Inſekten bald mehr zum Kauen, bald mehr zum
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benaugen erſcheint namentlich bei den Gattungen, welche außerdem
noch zuſammengeſetzte Augen haben, durchaus unergründet, und der
Bau ihrer ſtark gewölbten Hornhaut und Linſe ſcheint den Verſuchen
derjenigen Beobachter zu widerſprechen, welche in den Punktaugen
hauptſächlich Organe der Fernſicht zu finden glaubten. Die zuſam-
mengeſetzten Augen bilden meiſt hügelartige Hervorragungen auf
beiden Seiten des Kopfes, die meiſt rundlich, nierenförmig, zuweilen
auch ſehr tief ausgeſchnitten ſind, manchmal ſo ſehr anwachſen, daß
ſie auf dem Scheitel zuſammenſtoßen, zuweilen auf unbeweglichen
Stielen ſitzen und oft mehrere Tauſend Facetten zählen, die nicht
[Abbildung Fig. 591. Männliche Honigbiene (Drohne)
mit zuſammenſtoßenden Augen.]
[Abbildung Fig. 592. Brillenfliege (Diopsis)
mit geſtielten Augen.]
immer gleich groß an demſelben Auge ſind. Jede dieſer Facetten bil-
det eigentlich die mit den benachbarten Hornhäuten verſchmolzene Horn-
haut eines winzigen Auges, hinter welcher eine pyramidenförmige
Linſe ſitzt, deren nach Innen gerichtete ſtumpfe Spitze in einem becher-
förmigen Glaskörper ſteckt, welcher von einer tutenförmigen Ausbrei-
tung des Sehnerven und eines dunklen Pigmentes umgeben wird.
Da die Augen unbeweglich ſind, ſo hat jede dieſer Hornhäute nur ein
ſehr kleines Sehfeld, und es iſt für uns vollkommen unbegreiflich, wie
aus den vielen tauſend verſchiedenen Bildchen, welche dieſe einzelnen Au-
genkegel liefern müſſen, das Inſekt ſich ein Bild ſeiner Umgebung
machen kann.
Die Mundwerkzeuge, welche der Kopf ſtets an ſeiner unteren
oder vorderen Fläche trägt, ſind bei allen Inſekten nach demſelben
Grundtypus angeordnet, wenn ſie auch in Form, Beſchaffenheit und
relativer Ausbildung unzählige Modifikationen erleiden, und je nach
der Nahrung der Inſekten bald mehr zum Kauen, bald mehr zum
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/524>, abgerufen am 23.12.2024.
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