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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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übrigen eine hornige Beschaffenheit, und trägt bei allen die Mund-
werkzeuge
, die indessen oft verkümmert erscheinen. Im Allgemeinen
sind Kauwerkzeuge die Regel, Saugwerkzeuge die große Ausnahme bei
den Larven; denn nicht nur die Larven aller kauenden Insekten dieser
Gruppe, sondern auch diejenigen der Schmetterlinge und der meisten
Zweiflügler, die als Bilder saugen, kauen während ihres Larvenzu-
standes; nur bei einigen kopflosen Fliegenlarven und bei einigen Haut-
flüglern, die im Larvenzustande schmarotzen, zeigt sich eine von weichen
Wärzchen umgebene Mundöffnung, die hauptsächlich nur zum Schlür-
fen von Flüssigkeit geeignet erscheint. Von den früher beschriebenen
Mundwerkzeugen kommen die Kiefer fast durchgängig in ähnlicher
Gestalt vor, wie bei dem vollkommenen Insekte, und namentlich un-
terscheidet man sehr leicht die Kiefer der pflanzenfressenden Larven durch
ihre breite Gestalt und ihre inneren Zähnelungen von den scharfen
Hakenkiefern der Fleischfresser. Bei einigen Larven, die zu der letzten
Gruppe gehören, sind die Kiefer bis zu ihrer Spitze durchbohrt und
keine eigentliche Mundöffnung vorhanden. Die Larven schlagen die
hakenförmigen Kiefer in den Leib ihrer Opfer und saugen dann durch
die Kieferkanäle die Körperflüssigkeit derselben ein. Die Oberlippe
fehlt öfter, hat aber sonst die Form, die sie bei dem vollendeten In-
sekte zeigt. Die Kinnladen sind gewöhnlich vorhanden, meist aber nur
kegelförmig und ohne Lappen; die Unterlippe ist besonders bei denje-
nigen Larven ausgebildet, welche sich eine Puppenhülse spinnen, da
sie in den meisten Fällen die Oeffnung der Spinndrüsen trägt. Die
Taster sowohl der Kinnladen, als der Lippe sind gewöhnlich nur sehr
klein, kegelförmig und zweigliedrig. Die Fühler scheinen weit häufiger
zu fehlen und stehen gewöhnlich dem Munde weit näher, als bei dem
ausgebildeten Insekte; sie haben meist nur wenige Glieder und in allen
Fällen weniger als bei dem Bilde, und können bei vielen Larven will-
kürlich aus- und eingezogen werden, was keinem ausgebildeten Insekte
möglich ist. Keine Larve besitzt zusammengesetzte Augen; viele sind
gänzlich blind und die meisten haben nur wenige einfache Augen,
welche gehäuft zu beiden Seiten des Kopfes stehen, und aus denen
sich später die zusammengesetzten Augen des Bildes entwickeln.

Fast alle Larven, besonders aber die Pflanzenfressenden, besitzen
einen sehr großen und weiten Darmkanal, welcher fast die ganze

übrigen eine hornige Beſchaffenheit, und trägt bei allen die Mund-
werkzeuge
, die indeſſen oft verkümmert erſcheinen. Im Allgemeinen
ſind Kauwerkzeuge die Regel, Saugwerkzeuge die große Ausnahme bei
den Larven; denn nicht nur die Larven aller kauenden Inſekten dieſer
Gruppe, ſondern auch diejenigen der Schmetterlinge und der meiſten
Zweiflügler, die als Bilder ſaugen, kauen während ihres Larvenzu-
ſtandes; nur bei einigen kopfloſen Fliegenlarven und bei einigen Haut-
flüglern, die im Larvenzuſtande ſchmarotzen, zeigt ſich eine von weichen
Wärzchen umgebene Mundöffnung, die hauptſächlich nur zum Schlür-
fen von Flüſſigkeit geeignet erſcheint. Von den früher beſchriebenen
Mundwerkzeugen kommen die Kiefer faſt durchgängig in ähnlicher
Geſtalt vor, wie bei dem vollkommenen Inſekte, und namentlich un-
terſcheidet man ſehr leicht die Kiefer der pflanzenfreſſenden Larven durch
ihre breite Geſtalt und ihre inneren Zähnelungen von den ſcharfen
Hakenkiefern der Fleiſchfreſſer. Bei einigen Larven, die zu der letzten
Gruppe gehören, ſind die Kiefer bis zu ihrer Spitze durchbohrt und
keine eigentliche Mundöffnung vorhanden. Die Larven ſchlagen die
hakenförmigen Kiefer in den Leib ihrer Opfer und ſaugen dann durch
die Kieferkanäle die Körperflüſſigkeit derſelben ein. Die Oberlippe
fehlt öfter, hat aber ſonſt die Form, die ſie bei dem vollendeten In-
ſekte zeigt. Die Kinnladen ſind gewöhnlich vorhanden, meiſt aber nur
kegelförmig und ohne Lappen; die Unterlippe iſt beſonders bei denje-
nigen Larven ausgebildet, welche ſich eine Puppenhülſe ſpinnen, da
ſie in den meiſten Fällen die Oeffnung der Spinndrüſen trägt. Die
Taſter ſowohl der Kinnladen, als der Lippe ſind gewöhnlich nur ſehr
klein, kegelförmig und zweigliedrig. Die Fühler ſcheinen weit häufiger
zu fehlen und ſtehen gewöhnlich dem Munde weit näher, als bei dem
ausgebildeten Inſekte; ſie haben meiſt nur wenige Glieder und in allen
Fällen weniger als bei dem Bilde, und können bei vielen Larven will-
kürlich aus- und eingezogen werden, was keinem ausgebildeten Inſekte
möglich iſt. Keine Larve beſitzt zuſammengeſetzte Augen; viele ſind
gänzlich blind und die meiſten haben nur wenige einfache Augen,
welche gehäuft zu beiden Seiten des Kopfes ſtehen, und aus denen
ſich ſpäter die zuſammengeſetzten Augen des Bildes entwickeln.

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einen ſehr großen und weiten Darmkanal, welcher faſt die ganze

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[549/0555] übrigen eine hornige Beſchaffenheit, und trägt bei allen die Mund- werkzeuge, die indeſſen oft verkümmert erſcheinen. Im Allgemeinen ſind Kauwerkzeuge die Regel, Saugwerkzeuge die große Ausnahme bei den Larven; denn nicht nur die Larven aller kauenden Inſekten dieſer Gruppe, ſondern auch diejenigen der Schmetterlinge und der meiſten Zweiflügler, die als Bilder ſaugen, kauen während ihres Larvenzu- ſtandes; nur bei einigen kopfloſen Fliegenlarven und bei einigen Haut- flüglern, die im Larvenzuſtande ſchmarotzen, zeigt ſich eine von weichen Wärzchen umgebene Mundöffnung, die hauptſächlich nur zum Schlür- fen von Flüſſigkeit geeignet erſcheint. Von den früher beſchriebenen Mundwerkzeugen kommen die Kiefer faſt durchgängig in ähnlicher Geſtalt vor, wie bei dem vollkommenen Inſekte, und namentlich un- terſcheidet man ſehr leicht die Kiefer der pflanzenfreſſenden Larven durch ihre breite Geſtalt und ihre inneren Zähnelungen von den ſcharfen Hakenkiefern der Fleiſchfreſſer. Bei einigen Larven, die zu der letzten Gruppe gehören, ſind die Kiefer bis zu ihrer Spitze durchbohrt und keine eigentliche Mundöffnung vorhanden. Die Larven ſchlagen die hakenförmigen Kiefer in den Leib ihrer Opfer und ſaugen dann durch die Kieferkanäle die Körperflüſſigkeit derſelben ein. Die Oberlippe fehlt öfter, hat aber ſonſt die Form, die ſie bei dem vollendeten In- ſekte zeigt. Die Kinnladen ſind gewöhnlich vorhanden, meiſt aber nur kegelförmig und ohne Lappen; die Unterlippe iſt beſonders bei denje- nigen Larven ausgebildet, welche ſich eine Puppenhülſe ſpinnen, da ſie in den meiſten Fällen die Oeffnung der Spinndrüſen trägt. Die Taſter ſowohl der Kinnladen, als der Lippe ſind gewöhnlich nur ſehr klein, kegelförmig und zweigliedrig. Die Fühler ſcheinen weit häufiger zu fehlen und ſtehen gewöhnlich dem Munde weit näher, als bei dem ausgebildeten Inſekte; ſie haben meiſt nur wenige Glieder und in allen Fällen weniger als bei dem Bilde, und können bei vielen Larven will- kürlich aus- und eingezogen werden, was keinem ausgebildeten Inſekte möglich iſt. Keine Larve beſitzt zuſammengeſetzte Augen; viele ſind gänzlich blind und die meiſten haben nur wenige einfache Augen, welche gehäuft zu beiden Seiten des Kopfes ſtehen, und aus denen ſich ſpäter die zuſammengeſetzten Augen des Bildes entwickeln. Faſt alle Larven, beſonders aber die Pflanzenfreſſenden, beſitzen einen ſehr großen und weiten Darmkanal, welcher faſt die ganze

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/555>, abgerufen am 23.12.2024.