Einer anderen Gruppe fehlt die Fühlergrube. Sie hat einen kür-
[Abbildung]
Fig. 847.
Brenthus.
zeren Rüssel und einfache Fühler. Hierhin gehört der Rebenstecher (Rhynchites bacchus), der Käfer frißt die jungen Sprossen und sticht die Blätter an, um die Eier hineinzulegen. Die Larven schaben die Blätter ab; -- der rothe Kornwurm (Apion fru-
[Abbildung]
Fig. 848.
Erbsenkäfer (Bruchus pisi).
mentarius); Ap. pomonae der Apfelwurm. Magdalis; Rhynchites.
Bei einer dritten Gruppe ist der Kopf kurz, kaum schnabel- förmig, flach; die Palpen deut- licher, die Augen quer. Sie leben meist in angebohrtem Samen -- der Erbsenkäfer (Bruchus pisi). Anthribus.
Eine vierte Gruppe, die der Mycteriden, hat einen kurzen Rüssel oder einen nur dreieckigen platten Kopf, fadenförmige an der Spitze etwas verdickte Fühler, an den Vorderfüßen fünf, an den Hinterfüßen vier Tarsalglieder und kuglige Hüften der Vorderbeine. Die kleinen Käfer leben unter Baumrinden und auf Blumen; die Larven im Holz und perennirenden Kräutern. Mycterus; Rhinosimus; Salpingus.
Familie der Borkenkäfer(Bostrychida). Die Käfer haben einen länglichen platten Leib, sind meist nur klein und weniger hart, als die Rüsselkäfer; der Kopf ist kurz, platt, ohne Rüssel, die Fühler kurz, mit einem großen, derben, meist geringelten Endknopfe versehen, der meist die Hälfte der Fühler beträgt. Das breite Halsschild deckt oft einen Theil des Kopfes, der darunter zu hängen scheint. Die Füße haben stets vier Tarsalglieder; die hinteren stehen weit von den übri- gen ab; bei einigen sind die Schienen gezähnelt. Die Larven sind augenlos und ihre Füße so kurz und unscheinbar, daß sie manchen Beobachtern entgingen. Käfer und Larven dieser Familie bohren in lebenden Bäumen und zwar vorzugsweise an Bast und Splint, wo- durch die Saftcirculation gehindert wird und die Bäume verdorren. Der Buchdruckerkäfer (Bostrychus typographus), der eigenthümliche, verschlungene, arabischen Buchstaben ähnliche Gänge bohrt, hat beson- ders im Harz öfter ungeheure Verheerungen in den Nadelholzwäldern angerichtet. Man nennt die Krankheit der Bäume, die er verursacht, die Wurmtrockniß. Einige, etwas abweichende Gattungen dieser Fa- milie wohnen in Schwämmen. Mycetophagi; Lathridium.
Familie der Plattkäfer (Platysoma). Die Käfer sind länglich,
Einer anderen Gruppe fehlt die Fühlergrube. Sie hat einen kür-
[Abbildung]
Fig. 847.
Brenthus.
zeren Rüſſel und einfache Fühler. Hierhin gehört der Rebenſtecher (Rhynchites bacchus), der Käfer frißt die jungen Sproſſen und ſticht die Blätter an, um die Eier hineinzulegen. Die Larven ſchaben die Blätter ab; — der rothe Kornwurm (Apion fru-
[Abbildung]
Fig. 848.
Erbſenkäfer (Bruchus pisi).
mentarius); Ap. pomonae der Apfelwurm. Magdalis; Rhynchites.
Bei einer dritten Gruppe iſt der Kopf kurz, kaum ſchnabel- förmig, flach; die Palpen deut- licher, die Augen quer. Sie leben meiſt in angebohrtem Samen — der Erbſenkäfer (Bruchus pisi). Anthribus.
Eine vierte Gruppe, die der Mycteriden, hat einen kurzen Rüſſel oder einen nur dreieckigen platten Kopf, fadenförmige an der Spitze etwas verdickte Fühler, an den Vorderfüßen fünf, an den Hinterfüßen vier Tarſalglieder und kuglige Hüften der Vorderbeine. Die kleinen Käfer leben unter Baumrinden und auf Blumen; die Larven im Holz und perennirenden Kräutern. Mycterus; Rhinosimus; Salpingus.
Familie der Borkenkäfer(Bostrychida). Die Käfer haben einen länglichen platten Leib, ſind meiſt nur klein und weniger hart, als die Rüſſelkäfer; der Kopf iſt kurz, platt, ohne Rüſſel, die Fühler kurz, mit einem großen, derben, meiſt geringelten Endknopfe verſehen, der meiſt die Hälfte der Fühler beträgt. Das breite Halsſchild deckt oft einen Theil des Kopfes, der darunter zu hängen ſcheint. Die Füße haben ſtets vier Tarſalglieder; die hinteren ſtehen weit von den übri- gen ab; bei einigen ſind die Schienen gezähnelt. Die Larven ſind augenlos und ihre Füße ſo kurz und unſcheinbar, daß ſie manchen Beobachtern entgingen. Käfer und Larven dieſer Familie bohren in lebenden Bäumen und zwar vorzugsweiſe an Baſt und Splint, wo- durch die Saftcirculation gehindert wird und die Bäume verdorren. Der Buchdruckerkäfer (Bostrychus typographus), der eigenthümliche, verſchlungene, arabiſchen Buchſtaben ähnliche Gänge bohrt, hat beſon- ders im Harz öfter ungeheure Verheerungen in den Nadelholzwäldern angerichtet. Man nennt die Krankheit der Bäume, die er verurſacht, die Wurmtrockniß. Einige, etwas abweichende Gattungen dieſer Fa- milie wohnen in Schwämmen. Mycetophagi; Lathridium.
Familie der Plattkäfer (Platysoma). Die Käfer ſind länglich,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0659"n="653"/><p>Einer anderen Gruppe fehlt die Fühlergrube. Sie hat einen kür-<lb/><figure><head>Fig. 847.</head><lb/><p><hirendition="#aq">Brenthus.</hi></p></figure><lb/>
zeren Rüſſel und einfache Fühler. Hierhin gehört<lb/>
der Rebenſtecher (<hirendition="#aq">Rhynchites bacchus</hi>), der Käfer frißt<lb/>
die jungen Sproſſen und ſticht die Blätter an, um<lb/>
die Eier hineinzulegen. Die Larven ſchaben die<lb/>
Blätter ab; — der rothe Kornwurm (<hirendition="#aq">Apion fru-</hi><lb/><figure><head>Fig. 848.</head><lb/><p>Erbſenkäfer (<hirendition="#aq">Bruchus pisi</hi>).</p></figure><lb/><hirendition="#aq">mentarius); Ap. pomonae</hi> der<lb/>
Apfelwurm. <hirendition="#aq">Magdalis; Rhynchites.</hi></p><lb/><p>Bei einer dritten Gruppe<lb/>
iſt der Kopf kurz, kaum ſchnabel-<lb/>
förmig, flach; die Palpen deut-<lb/>
licher, die Augen quer. Sie leben<lb/>
meiſt in angebohrtem Samen —<lb/>
der Erbſenkäfer (<hirendition="#aq">Bruchus pisi).<lb/>
Anthribus.</hi></p><lb/><p>Eine vierte Gruppe, die der Mycteriden, hat einen kurzen Rüſſel<lb/>
oder einen nur dreieckigen platten Kopf, fadenförmige an der Spitze<lb/>
etwas verdickte Fühler, an den Vorderfüßen fünf, an den Hinterfüßen<lb/>
vier Tarſalglieder und kuglige Hüften der Vorderbeine. Die kleinen<lb/>
Käfer leben unter Baumrinden und auf Blumen; die Larven im Holz<lb/>
und perennirenden Kräutern. <hirendition="#aq">Mycterus; Rhinosimus; Salpingus.</hi></p><lb/><p>Familie der <hirendition="#b">Borkenkäfer</hi><hirendition="#i">(<hirendition="#aq">Bostrychida</hi></hi>). Die Käfer haben einen<lb/>
länglichen platten Leib, ſind meiſt nur klein und weniger hart, als<lb/>
die Rüſſelkäfer; der Kopf iſt kurz, platt, ohne Rüſſel, die Fühler kurz,<lb/>
mit einem großen, derben, meiſt geringelten Endknopfe verſehen, der<lb/>
meiſt die Hälfte der Fühler beträgt. Das breite Halsſchild deckt oft<lb/>
einen Theil des Kopfes, der darunter zu hängen ſcheint. Die Füße<lb/>
haben ſtets vier Tarſalglieder; die hinteren ſtehen weit von den übri-<lb/>
gen ab; bei einigen ſind die Schienen gezähnelt. Die Larven ſind<lb/>
augenlos und ihre Füße ſo kurz und unſcheinbar, daß ſie manchen<lb/>
Beobachtern entgingen. Käfer und Larven dieſer Familie bohren in<lb/>
lebenden Bäumen und zwar vorzugsweiſe an Baſt und Splint, wo-<lb/>
durch die Saftcirculation gehindert wird und die Bäume verdorren.<lb/>
Der Buchdruckerkäfer (<hirendition="#aq">Bostrychus typographus</hi>), der eigenthümliche,<lb/>
verſchlungene, arabiſchen Buchſtaben ähnliche Gänge bohrt, hat beſon-<lb/>
ders im Harz öfter ungeheure Verheerungen in den Nadelholzwäldern<lb/>
angerichtet. Man nennt die Krankheit der Bäume, die er verurſacht,<lb/>
die Wurmtrockniß. Einige, etwas abweichende Gattungen dieſer Fa-<lb/>
milie wohnen in Schwämmen. <hirendition="#aq">Mycetophagi; Lathridium.</hi></p><lb/><p>Familie der <hirendition="#b">Plattkäfer</hi> (<hirendition="#i"><hirendition="#aq">Platysoma</hi></hi>). Die Käfer ſind länglich,<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[653/0659]
Einer anderen Gruppe fehlt die Fühlergrube. Sie hat einen kür-
[Abbildung Fig. 847.
Brenthus.]
zeren Rüſſel und einfache Fühler. Hierhin gehört
der Rebenſtecher (Rhynchites bacchus), der Käfer frißt
die jungen Sproſſen und ſticht die Blätter an, um
die Eier hineinzulegen. Die Larven ſchaben die
Blätter ab; — der rothe Kornwurm (Apion fru-
[Abbildung Fig. 848.
Erbſenkäfer (Bruchus pisi).]
mentarius); Ap. pomonae der
Apfelwurm. Magdalis; Rhynchites.
Bei einer dritten Gruppe
iſt der Kopf kurz, kaum ſchnabel-
förmig, flach; die Palpen deut-
licher, die Augen quer. Sie leben
meiſt in angebohrtem Samen —
der Erbſenkäfer (Bruchus pisi).
Anthribus.
Eine vierte Gruppe, die der Mycteriden, hat einen kurzen Rüſſel
oder einen nur dreieckigen platten Kopf, fadenförmige an der Spitze
etwas verdickte Fühler, an den Vorderfüßen fünf, an den Hinterfüßen
vier Tarſalglieder und kuglige Hüften der Vorderbeine. Die kleinen
Käfer leben unter Baumrinden und auf Blumen; die Larven im Holz
und perennirenden Kräutern. Mycterus; Rhinosimus; Salpingus.
Familie der Borkenkäfer (Bostrychida). Die Käfer haben einen
länglichen platten Leib, ſind meiſt nur klein und weniger hart, als
die Rüſſelkäfer; der Kopf iſt kurz, platt, ohne Rüſſel, die Fühler kurz,
mit einem großen, derben, meiſt geringelten Endknopfe verſehen, der
meiſt die Hälfte der Fühler beträgt. Das breite Halsſchild deckt oft
einen Theil des Kopfes, der darunter zu hängen ſcheint. Die Füße
haben ſtets vier Tarſalglieder; die hinteren ſtehen weit von den übri-
gen ab; bei einigen ſind die Schienen gezähnelt. Die Larven ſind
augenlos und ihre Füße ſo kurz und unſcheinbar, daß ſie manchen
Beobachtern entgingen. Käfer und Larven dieſer Familie bohren in
lebenden Bäumen und zwar vorzugsweiſe an Baſt und Splint, wo-
durch die Saftcirculation gehindert wird und die Bäume verdorren.
Der Buchdruckerkäfer (Bostrychus typographus), der eigenthümliche,
verſchlungene, arabiſchen Buchſtaben ähnliche Gänge bohrt, hat beſon-
ders im Harz öfter ungeheure Verheerungen in den Nadelholzwäldern
angerichtet. Man nennt die Krankheit der Bäume, die er verurſacht,
die Wurmtrockniß. Einige, etwas abweichende Gattungen dieſer Fa-
milie wohnen in Schwämmen. Mycetophagi; Lathridium.
Familie der Plattkäfer (Platysoma). Die Käfer ſind länglich,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 653. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/659>, abgerufen am 23.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.