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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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gen legen ihre Eier in ähnlicher Weise, wie die Goldwespen, in die
Nester der übrigen Bienen, besonders der einsam lebenden, und die
daraus entstehenden Larven, die sich weit schneller entwickeln, als der
rechtmäßige Bewohner, zehren die für denselben bestimmte Nahrung
auf und weihen ihn dadurch dem Hungertode. In einer anderen
Gruppe (Eulaema; Anthophora; Macrocera; Meliturga), bauen die
Weibchen eigentliche Nester, die aus einem Haufen von Zellen bestehen,
deren jede zum Wohnsitze einer Larve bestimmt ist. Jede dieser Zellen
wird mit einem eigenthümlichen Brei, der aus Honig und Blumen-
staub zusammengeknetet ist und der Larve bis zu ihrer Entwickelung
hinreichende Nahrung bietet, angefüllt. Die Zelle wird dann, nachdem
ein Ei hineingelegt ist, geschlossen, und die Larve ihrer weiteren Ent-
wickelung überlassen. Die meisten dieser Nester werden in der Erde
oder in Mauern angelegt (Colletes; Andrena; Megachilus; Panurgus;
Halictus
) und die Zellen aus einem erhärteten Teige gebaut, den die
Bienen zuerst mit ihren Kinnbacken durcharbeiten und dann mit den
Beinen und dem Munde formen. Andere Gattungen, die man Mauer-
bienen
genannt hat (Chalicodoma; Osmia; Heriades; Chelostoma),
benutzen zu ihren Nestern den Mörtel der Mauern, und fertigen außer-
ordentlich harte klumpenartige Gehäuse an, welche etwa wie Schwal-
bennester an Mauern und Wänden angeklebt werden und wo zuweilen
die Zellen mit zierlich zugeschnittenen Pflanzenblättern ausgefüttert
werden. Megachila.

[Abbildung] Fig. 919.

Holzbiene (Xylocopa).

[Abbildung] Fig. 920.

Das Nest einer Holzbiene.
Man sieht den runden Eingang und fünf
Zellen mit Proviant und mehr oder minder
entwickelten Larven gefüllt.

Noch Andere (Centris; Xylocopa) bohren in altem Holze einen
Gang, an dessen Ende sich die in verschiedenen Stockwerken übereinan-
der liegenden Zellen befinden.


gen legen ihre Eier in ähnlicher Weiſe, wie die Goldwespen, in die
Neſter der übrigen Bienen, beſonders der einſam lebenden, und die
daraus entſtehenden Larven, die ſich weit ſchneller entwickeln, als der
rechtmäßige Bewohner, zehren die für denſelben beſtimmte Nahrung
auf und weihen ihn dadurch dem Hungertode. In einer anderen
Gruppe (Eulaema; Anthophora; Macrocera; Meliturga), bauen die
Weibchen eigentliche Neſter, die aus einem Haufen von Zellen beſtehen,
deren jede zum Wohnſitze einer Larve beſtimmt iſt. Jede dieſer Zellen
wird mit einem eigenthümlichen Brei, der aus Honig und Blumen-
ſtaub zuſammengeknetet iſt und der Larve bis zu ihrer Entwickelung
hinreichende Nahrung bietet, angefüllt. Die Zelle wird dann, nachdem
ein Ei hineingelegt iſt, geſchloſſen, und die Larve ihrer weiteren Ent-
wickelung überlaſſen. Die meiſten dieſer Neſter werden in der Erde
oder in Mauern angelegt (Colletes; Andrena; Megachilus; Panurgus;
Halictus
) und die Zellen aus einem erhärteten Teige gebaut, den die
Bienen zuerſt mit ihren Kinnbacken durcharbeiten und dann mit den
Beinen und dem Munde formen. Andere Gattungen, die man Mauer-
bienen
genannt hat (Chalicodoma; Osmia; Heriades; Chelostoma),
benutzen zu ihren Neſtern den Mörtel der Mauern, und fertigen außer-
ordentlich harte klumpenartige Gehäuſe an, welche etwa wie Schwal-
benneſter an Mauern und Wänden angeklebt werden und wo zuweilen
die Zellen mit zierlich zugeſchnittenen Pflanzenblättern ausgefüttert
werden. Megachila.

[Abbildung] Fig. 919.

Holzbiene (Xylocopa).

[Abbildung] Fig. 920.

Das Neſt einer Holzbiene.
Man ſieht den runden Eingang und fünf
Zellen mit Proviant und mehr oder minder
entwickelten Larven gefüllt.

Noch Andere (Centris; Xylocopa) bohren in altem Holze einen
Gang, an deſſen Ende ſich die in verſchiedenen Stockwerken übereinan-
der liegenden Zellen befinden.


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[701/0707] gen legen ihre Eier in ähnlicher Weiſe, wie die Goldwespen, in die Neſter der übrigen Bienen, beſonders der einſam lebenden, und die daraus entſtehenden Larven, die ſich weit ſchneller entwickeln, als der rechtmäßige Bewohner, zehren die für denſelben beſtimmte Nahrung auf und weihen ihn dadurch dem Hungertode. In einer anderen Gruppe (Eulaema; Anthophora; Macrocera; Meliturga), bauen die Weibchen eigentliche Neſter, die aus einem Haufen von Zellen beſtehen, deren jede zum Wohnſitze einer Larve beſtimmt iſt. Jede dieſer Zellen wird mit einem eigenthümlichen Brei, der aus Honig und Blumen- ſtaub zuſammengeknetet iſt und der Larve bis zu ihrer Entwickelung hinreichende Nahrung bietet, angefüllt. Die Zelle wird dann, nachdem ein Ei hineingelegt iſt, geſchloſſen, und die Larve ihrer weiteren Ent- wickelung überlaſſen. Die meiſten dieſer Neſter werden in der Erde oder in Mauern angelegt (Colletes; Andrena; Megachilus; Panurgus; Halictus) und die Zellen aus einem erhärteten Teige gebaut, den die Bienen zuerſt mit ihren Kinnbacken durcharbeiten und dann mit den Beinen und dem Munde formen. Andere Gattungen, die man Mauer- bienen genannt hat (Chalicodoma; Osmia; Heriades; Chelostoma), benutzen zu ihren Neſtern den Mörtel der Mauern, und fertigen außer- ordentlich harte klumpenartige Gehäuſe an, welche etwa wie Schwal- benneſter an Mauern und Wänden angeklebt werden und wo zuweilen die Zellen mit zierlich zugeſchnittenen Pflanzenblättern ausgefüttert werden. Megachila. [Abbildung Fig. 919. Holzbiene (Xylocopa). ] [Abbildung Fig. 920. Das Neſt einer Holzbiene. Man ſieht den runden Eingang und fünf Zellen mit Proviant und mehr oder minder entwickelten Larven gefüllt. ] Noch Andere (Centris; Xylocopa) bohren in altem Holze einen Gang, an deſſen Ende ſich die in verſchiedenen Stockwerken übereinan- der liegenden Zellen befinden.

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 701. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/707>, abgerufen am 13.05.2024.