zu den Insekten zählte, bald als Krebse oder Schildkröten betrachtete. Es überwiegen Typen mit persistenter Wirbelsaite und durchaus knor- peligem Schädel, der nur von großen Hautknochenplatten geschützt ist. Auch in den folgenden Formationen bis zu dem Jura hin zeigt sich stets dieses Vorwiegen von Gattungen mit knorpeligem oder faserknochigem Skelette, das auf einen niederen Grad der Ausbildung hindeutet; zugleich findet sich bis zu dem Jura fast kein einziger fossiler Fisch, welcher eine wahrhaft homocerke Schwanzflosse besäße. Erst in dem Jura treten Ganoiden auf mit gleichlappiger Schwanzflosse, wohlaus- gebildetem Skelette und dünnen runden Schuppen, welche denen der eigentlichen Knochenfische gleichen, die erst mit der Kreide in das Leben treten. Die Vervielfältigung der einzelnen Typen nimmt bei den eigentlichen Knochenfischen ungemein zu, je mehr man sich der jetzigen Schöpfungsepoche nähert, während im Gegentheile die zahlreichsten Typen der Ganoiden in den ältesten Zeiten bis zu dem Jura sich vorfinden, dann aber nach und nach aussterben, so daß jetzt nur einige seltene Repräsentanten dieser mächtigen Ordnung vorhanden sind, welche früher mit den Knorpelfischen allein die ganze Fischfauna, ja selbst den ganzen Kreis der Wirbelthiere repräsentirte.
Ordnung der Röhrenherzen. (Leptocardia.)
An sandigen Küstenstellen der Nordsee, Italiens und selbst Süd- amerika's hat man ein kleines Fischchen von höchstens 2 Zoll Länge entdeckt, welches von dem ersten Beobachter für eine Schnecke gehal- ten, später aber als das niedrigst stehende Wirbelthier erkannt wurde.
[Abbildung]
Fig. 1012.
Das Lanzettfischchen, Amphioxus lanceolatus (Branchiostoma lubricum), von der Seite gesehen a. Die Rückensaite (Chorda dorsalis); b. Mundöffnung mit dem reusen- artigen Korbe; c. Kiemenschlauch; d. Blinddarm; e. Oeffnung der Leibeshöhle (porus); f. After; g. Schwanzflosse; h. Centralnervensystem, an seinem vor- deren Ende das punktförmige Auge und die becherförmige Nasengrube tragend.
Durch seine äußerst abweichende Organisation stellt es sich als den Typus einer besonderen Ordnung und einer eigenen Familie (Amphi-
zu den Inſekten zählte, bald als Krebſe oder Schildkröten betrachtete. Es überwiegen Typen mit perſiſtenter Wirbelſaite und durchaus knor- peligem Schädel, der nur von großen Hautknochenplatten geſchützt iſt. Auch in den folgenden Formationen bis zu dem Jura hin zeigt ſich ſtets dieſes Vorwiegen von Gattungen mit knorpeligem oder faſerknochigem Skelette, das auf einen niederen Grad der Ausbildung hindeutet; zugleich findet ſich bis zu dem Jura faſt kein einziger foſſiler Fiſch, welcher eine wahrhaft homocerke Schwanzfloſſe beſäße. Erſt in dem Jura treten Ganoiden auf mit gleichlappiger Schwanzfloſſe, wohlaus- gebildetem Skelette und dünnen runden Schuppen, welche denen der eigentlichen Knochenfiſche gleichen, die erſt mit der Kreide in das Leben treten. Die Vervielfältigung der einzelnen Typen nimmt bei den eigentlichen Knochenfiſchen ungemein zu, je mehr man ſich der jetzigen Schöpfungsepoche nähert, während im Gegentheile die zahlreichſten Typen der Ganoiden in den älteſten Zeiten bis zu dem Jura ſich vorfinden, dann aber nach und nach ausſterben, ſo daß jetzt nur einige ſeltene Repräſentanten dieſer mächtigen Ordnung vorhanden ſind, welche früher mit den Knorpelfiſchen allein die ganze Fiſchfauna, ja ſelbſt den ganzen Kreis der Wirbelthiere repräſentirte.
Ordnung der Röhrenherzen. (Leptocardia.)
An ſandigen Küſtenſtellen der Nordſee, Italiens und ſelbſt Süd- amerika’s hat man ein kleines Fiſchchen von höchſtens 2 Zoll Länge entdeckt, welches von dem erſten Beobachter für eine Schnecke gehal- ten, ſpäter aber als das niedrigſt ſtehende Wirbelthier erkannt wurde.
[Abbildung]
Fig. 1012.
Das Lanzettfiſchchen, Amphioxus lanceolatus (Branchiostoma lubricum), von der Seite geſehen a. Die Rückenſaite (Chorda dorsalis); b. Mundöffnung mit dem reuſen- artigen Korbe; c. Kiemenſchlauch; d. Blinddarm; e. Oeffnung der Leibeshöhle (porus); f. After; g. Schwanzfloſſe; h. Centralnervenſyſtem, an ſeinem vor- deren Ende das punktförmige Auge und die becherförmige Naſengrube tragend.
Durch ſeine äußerſt abweichende Organiſation ſtellt es ſich als den Typus einer beſonderen Ordnung und einer eigenen Familie (Amphi-
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zu den Inſekten zählte, bald als Krebſe oder Schildkröten betrachtete.
Es überwiegen Typen mit perſiſtenter Wirbelſaite und durchaus knor-
peligem Schädel, der nur von großen Hautknochenplatten geſchützt iſt.
Auch in den folgenden Formationen bis zu dem Jura hin zeigt ſich ſtets
dieſes Vorwiegen von Gattungen mit knorpeligem oder faſerknochigem
Skelette, das auf einen niederen Grad der Ausbildung hindeutet;
zugleich findet ſich bis zu dem Jura faſt kein einziger foſſiler Fiſch,
welcher eine wahrhaft homocerke Schwanzfloſſe beſäße. Erſt in dem
Jura treten Ganoiden auf mit gleichlappiger Schwanzfloſſe, wohlaus-
gebildetem Skelette und dünnen runden Schuppen, welche denen der
eigentlichen Knochenfiſche gleichen, die erſt mit der Kreide in das Leben
treten. Die Vervielfältigung der einzelnen Typen nimmt bei den
eigentlichen Knochenfiſchen ungemein zu, je mehr man ſich der jetzigen
Schöpfungsepoche nähert, während im Gegentheile die zahlreichſten Typen
der Ganoiden in den älteſten Zeiten bis zu dem Jura ſich vorfinden,
dann aber nach und nach ausſterben, ſo daß jetzt nur einige ſeltene
Repräſentanten dieſer mächtigen Ordnung vorhanden ſind, welche früher
mit den Knorpelfiſchen allein die ganze Fiſchfauna, ja ſelbſt den ganzen
Kreis der Wirbelthiere repräſentirte.
Ordnung der Röhrenherzen. (Leptocardia.)
An ſandigen Küſtenſtellen der Nordſee, Italiens und ſelbſt Süd-
amerika’s hat man ein kleines Fiſchchen von höchſtens 2 Zoll Länge
entdeckt, welches von dem erſten Beobachter für eine Schnecke gehal-
ten, ſpäter aber als das niedrigſt ſtehende Wirbelthier erkannt wurde.
[Abbildung Fig. 1012.
Das Lanzettfiſchchen, Amphioxus lanceolatus (Branchiostoma lubricum), von der Seite geſehen
a. Die Rückenſaite (Chorda dorsalis); b. Mundöffnung mit dem reuſen-
artigen Korbe; c. Kiemenſchlauch; d. Blinddarm; e. Oeffnung der Leibeshöhle
(porus); f. After; g. Schwanzfloſſe; h. Centralnervenſyſtem, an ſeinem vor-
deren Ende das punktförmige Auge und die becherförmige Naſengrube tragend.]
Durch ſeine äußerſt abweichende Organiſation ſtellt es ſich als den
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/108>, abgerufen am 23.11.2024.
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